Expo-Nachnutzung: In den Deutschen Pavillon zieht das Learning Lab Lower Saxony (L3S) ein


Neues Lernen mit neuen Medien: Niedersachsen investiert
22 Millionen Mark in internationales e-learning-Netzwerk

Die Partner heißen Stanford University in den USA und KTH Stockholm, Uppsala University und Karolinska Institute in Schweden, die Ziele sind ehrgeizig: Zusammen mit der TU Braunschweig und der HBK (Hochschule für Bildende Künste) Braunschweig will die Universität Hannover in den nächsten Jahren einen virtuellen Campus schaffen, der e-learning für alle Fächer möglich machen hilft. Auf 1.800qm im ehemaligen deutschen Pavillon werden aber nicht nur Geräte aufgestellt und Computerarbeitsplätze geschaffen, sondern es werden vor allem in internationalen und interdisziplinären Netzwerken neue Lern- und Lehrformen entwickelt. Das Land Niedersachsen unterstützt das L3S in den ersten sechs Jahren mit 22 Millionen Mark, weitere werden, so Prof. Wolfgang Nejdl, Sprecher des Learning Lab Lower Saxony – kurz L3S genannt – zusätzlich von externen Investoren sowie nationalen und internationalen Forschungs-programmen kommen. Bundesweit ist Niedersachsen auf diesem Gebiet damit ganz vorn.

Prof. Dr. Dr. Peter Antes vom Seminar für Religionswissenschaft ist einer der ersten Nicht-Informatiker, der die neue Infrastruktur nutzt: Ein Teil seiner Studierenden sitzt in Hannover, der andere Teil an der Universität Chichester in Großbritannien. Gemeinsam mit Prof. Erricker von der Universität Chichester bestreitet er vor zwei großen Bildschirmen, die das Geschehen übertragen, ein englischsprachiges Seminar zum Thema „Theories and Methods in Teaching Religions at School“. Auf dem einen Bildschirm spricht Prof. Antes aus Hannover zu den englischen Studierenden, der andere Bildschirm fungiert als „Tafel“, auf der Probleme erläutert werden. Die Studierenden in Chichester können, mit einem Mikrophon ausgestattet, jederzeit Fragen nach Hannover stellen, gleiches gilt für die hannoverschen Studierenden. Obwohl die Teilnehmer an verschiedenen Lernorten sind, entsteht so ein gemeinsames Seminar. Denkbar ist es auch, dass die „Tafel“ sowohl in Chichester als auch in Hannover beschrieben wird, das bedeutet, dass Lösungen in Echtzeit miteinander erarbeitet werden.

„Die Netzwerke bergen ein unglaubliches Potenzial und nur in Zusammenarbeit mit Experten, die auf diesen Gebieten zur Weltspitze gehören, können wir unsere Kompetenzen bündeln und dieses Potenzial nutzen“, erklärt Nejdl. Deshalb ist L3S auch Mitglied im von der schwedischen Wallenberg-Stiftung ins Leben gerufenen Wallenberg Global Learning Network, in dem sich auch die weltweit renommierten Stanford University und drei schwedische Universitäten engagieren.

E-learning, d-space und e-media nennt Prof. Nejdl die drei Schwerpunkte des L3S im virtuellen Campus: E-learning heißt Entwickeln von und Lernen mit elektronischen Lerntechnologien in Aus- und Weiterbildung sowie Aufbau von Learning Partnerships mit industriellen Partnern. Dieses Lernen und Entwickeln findet im d-space statt, also an verteilten (distributed) Standorten, die sich an den verschiedensten Orten der Welt befinden können. Der Begriff e-media zeigt, wie die Vorteile dieses virtuellen Campus aussehen könnten: Statt eines Lehrbuchs für alle könnte es in Zukunft auf die individuellen Vorkenntnisse abgestimmte Vorlesungsskripte geben, entwickelt an den verschiedenen Standorten.

„Was wir hier machen, ist nicht nur für Informatiker, sondern wir entwickeln neue Lernformen und eine Infrastruktur, die von allen Fachbereichen genutzt werden kann und soll. Erste Seminare mit den Historikern und den Religionswissenschaftlern finden schon statt“, erläutert Nejdl die Perspektive für dieses Projekt.

Auf etwa zwei Drittel der Fläche wird das L3S etwa fünfzig feste und variabel nutzbare Arbeitsplätze für Studierende und Wissenschaftler bieten, ein Drittel ist für Unterricht vorgesehen. Die vielen Projekte, die aus dem Netzwerk hervorgehen werden, werden diesen Platz zu nutzen wissen: „Die Zukunft bringt nicht eine globale Hochschule, sondern vernetzte Universitäten an verteilten Standorten“, prophezeit Nejdl.


Hinweis an die Redaktion:
Für Rückfragen stehen Ihnen Herr Prof. Dr. Wolfgang Nejdl vom Institut für Rechnergestützte Wissensverarbeitung unter 0511/762-19710 gern zur Verfügung. Herr Prof. Dr. Dr. Peter Antes vom Seminar für Religionswissenschaft ist ebenfalls für Rückfragen unter 762-4027 zu erreichen.

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Monika Brickwedde idw

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