Gemeinsames Klimaschutz-Projekt der Stadt Karlsruhe und der Fachhochschule Karlsruhe
Studierende des Fachbereichs Architektur und Bauwesen ermitteln für Häuser in Karlsruhe den konkreten energetischen Sanierungsbedarf.
Unter dem Titel „Evaluierung der Effektivität von Strategien zur Motivation von Hausbesitzern zur energetischen Sanierung ihrer Gebäude mit objektivem Handlungsbedarf“ stellen heute Bürgermeister Ullrich Eidenmüller und Prof. Dr. Werner Fischer ein gemeinsames Klimaschutz-Pilotprojekt der Stadt Karlsruhe und der Fachhochschule Karlsruhe – Hochschule für Technik zur Agenda 21 vor.
Überwiegend wurden Hausbesitzer bisher über Werbemaßnahmen wie Plakate, Rundfunkspots, Faltblätter, Energie-Spar-Infotelefone, Internetseiten, Messen und Infoständen über Strategien und Konzepte zur energetischen Sanierung von Häusern informiert – doch noch nicht mit dem gewünschten Erfolg, denn nur vergleichsweise wenige Hausbesitzer konnten zu solchen Sanierungsmaßnahmen bewegt werden. Zudem werden oftmals mit diesen Maßnahmen nur Hausbesitzer erreicht, die sich selbst bereits mit Sanierungsgedanken tragen und einen Energie-Spar-Check als willkommene Unterstützung „mitnehmen“.
Durch das gemeinsame Projekt der Stadt Karlsruhe und der Fachhochschule Karlsruhe – Hochschule für Technik möchten die Verantwortlichen aufgrund der gemachten Erfahrungen einen neuen Anlauf nehmen, um Besitzer von Häusern mit objektivem energetischen Sanierungsbedarf direkt anzusprechen und dadurch zu motivieren, auch im Interesse des globalen Klimaschutzes gemäss der Agenda 21 eine entsprechende Sanierung des Gebäudes vorzunehmen. Innerhalb des gemeinsamen Projekts werden unter Leitung von Prof. Dr. Harald Garrecht Studierende des Fachbereichs Architektur und Bauwesen (AB) eine ganzheitliche Bewertung bestehender Gebäude vornehmen und ökologisch nachhaltige und ökonomisch vertretbare Maßnahmen zur Modernisierung des Bestands in Projekt-, Studien- und Diplomarbeiten entwickeln. Modellhaft sollen dabei auch die bei der Modernisierung und Sanierung anstehenden Probleme von der Planung, Ausführung bis hin zu Finanzierung und abschließender Bewertung der Nachhaltigkeit der Maßnahmen behandelt werden. Ende 2000 begann die Stadt Karlsruhe mit der Sanierung ihrer Oststadt. Mit den Projektinitiatoren, dem Umweltamt der Stadt Karlsruhe und der Fachhochschule Karlsruhe – Hochschule für Technik, möchte nun die Stadt Karlsruhe – vertreten durch das Hochbauamt, die Koordinierungsstelle Stadtsanierung und das Stadtplanungsamt – gemeinsam mit den Architekten- und Ingenieurkammern Baden-Württembergs, der Handwerkskammer Karlsruhe, dem Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg, der Stadtwerke Karlsruhe GmbH sowie dem SIEMENS Typprüfungszentrum Karlsruhe und weiteren Unternehmen einen neuen Weg gehen, um Besitzer von Gebäuden mit objektivem Sanierungsbedarf anzusprechen. Neben den üblichen Infoveranstaltungen und Beratungen der beteiligten Amtsstellen werden am Beispiel der Oststadtsanierung studentische Arbeitsgruppen unter Anleitung ihrer Dozenten und mit Unterstützung von Mitarbeitern der beteiligten Organisationen vor Ort die Bürger beraten und damit versuchen, deren Motivation zur energetischen Sanierung ihrer Gebäude zu steigern.
In einem ersten Schritt konnte in einer Diplomarbeit eine erste Auswertung eines Thermografiefilms vorgenommen werden, der bei einem Flug über das Stadtgebiet von Karlsruhe aufgezeichnet und von den Stadtwerken Karlsruhe zur Verfügung gestellt wurde. Hierbei wurden die energetischen Verluste des Oststadtgebietes über die vielschichtige Dachlandschaft erfasst. Besonders auffällige Gebäude sollen nun in den kommenden Monaten von den studentischen Arbeitsgruppen eingehender untersucht werden. Neben weiteren Thermografieaufnahmen von Fassaden, die an kalten Januar- und Februartagen von 99 Gebäuden gemacht wurden, sollen auch die Luftundurchlässigkeit der Gebäudehülle überprüft und die gebäudespezifischen Wärmeverluste rechnerisch ermittelt werden. Die Bürger sind eingeladen, die Untersuchungen selbst mitzuverfolgen. Damit soll das Verständnis für die Problematik von hohen Energieverlusten bei gleichzeitiger Deckung des Heizwärmebedarfs gesteigert werden.
Die Ergebnisse der laufenden Arbeiten sollen Im Frühjahr 2001 auf Bürgerinformationsveranstaltungen vorgestellt werden. Die Studierenden sollen durch teamorientierte Arbeit an realen Gebäuden die zukünftig immer wichtiger werdenden Arbeitstechniken und Methoden erlernen und erproben, die mit dem Modernisieren und Sanieren von Bauwerken im Bestand in Verbindung stehen. Neben der Bestandserfassung gehören hierzu die qualifizierte Bewertung der Gebäude, des Energiebedarfs und der Wohnraumqualität, um geeignete Strategien der Altbausanierung, des nachträglichen Wärmeschutzes und der Modernisierung unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit herausarbeiten zu können. Nach einer Projektdauer von einem Jahr soll geprüft werden, ob mit der neuartigen Vorgehensweise wissenschaftlich abgesicherte Handlungsempfehlungen für kommunale Initiativen zur energetischen Sanierung im Gebäudebestand abgeleitet werden können. Ebenso ist dann zu überprüfen, welche konkreten Erfolge (in Auftrag gegebene Sanierungsmaßnahmen) die bisherigen Werbemaßnahmen zum Energie-Spar-Check zeigen und im Vergleich hierzu, in welchem Umfang die gezielte Ansprache der Besitzer von Gebäuden mit objektivem Sanierungsbedarf zu einer erhöhten Bereitschaft zu Sanierungsmaßnahmen führte.
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