Positive Wirkung der Kasseler Uni auf die Region


Die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) hat eine positive regionalwirtschaftliche Wirkung in Nordhessen. Dies ist das Ergebnis einer jetzt in Buchform erschienenen Studie, die unter der Leitung des kommenden GhK-Präsidenten, Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, erarbeitet wurde.

Kassel. Die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) hat eine positive regionalwirtschaftliche Wirkung in Nordhessen. Trotz guter Ansätze wird die Universität von den nordhessischen Unternehmen aber noch nicht ausreichend als Innovationspotential genutzt. Wenn Uni und Unternehmen, also zwei Systeme mit äußerst unterschiedlichen Zielen, Planungshorizonten und Interessen, mehr miteinander kooperieren wollen, müssen Informationsdefizite über die Universität abgebaut und gemeinsame Strukturen für einen leichteren Wissenstransfer gestärkt werden. So einige Ergebnisse einer Studie zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung der GhK, die Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep und seine Mitarbeiter Dipl.-Oec. Lorenz Blume, Dr. Oliver Fromm und die studentische Mitarbeiterin Maria Daskalakis im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Kasseler Universität 1999 erarbeiteten. „Es ist von herausragender Bedeutung für die Region ebenso wie für die Universität, dass die GhK ihre Wirkung in die Region optimal entfaltet – nicht nur als Wirtschafts-, sondern allgemein als kultureller Faktor“, sagte Professor Postlep, der mittlerweile zum Präsidenten der GhK gewählt wurde und dies als eine seiner Aufgaben für seine Amtszeit fest in den Blick genommen hat.
Dazu fügt es sich glücklich, dass diese bedeutende Studie nun in gedruckter (Deutscher Universitätsverlag) und in elektronischer Form (Kassel University Press) als „Kasseler Semesterbuch“ erschienen ist und heute der Presse vorgestellt wurde.
Finanziell gefördert wurde die Untersuchung durch die Kasseler Sparkasse und der Industrie- und Handelskammer Kassel; erstere hat auch die Veröffentlichung noch einmal maßgeblich unterstützt.

Finanzströme nach Nordhessen
Im einzelnen untersucht wurden in der Studie die Wirkung der durch die Universität nach Nordhessen gezogenen Finanzströme, aber auch die Bedeutung des Transfers von Wissen aus der GhK in die Unternehmen der Region.
Am leichtesten lässt sich die Wirkung einer Universität auf die regionale Wirtschaft an der Zahl der Beschäftigten ablesen, die direkt oder indirekt von ihr abhängen: Bei der Kasseler Universität sind dies 4121 Arbeitsplätze – und damit 1,23 Prozent des regio-nalen Arbeitsmarktes. Aber auch die finanzielle Wirkung der GhK ist erheblich: Die direkt durch die GhK ausgelöste regionale Nachfrage von 364,2 Millionen Mark (1997) führt über Multiplikatorenprozesse zu einer Erhöhung des nordhessischen Produktionswertes von rund 530 Millionen Mark – und macht damit 0,63 Prozent des gesamten regionalen Produktionswertes aus.

Innovationskraft durch Wissen
Sind die Finanzströme, die durch eine Universität mit ihren Einkommen, Baumaßnahmen, Forschungsaufträgen und Ausgaben der Studierenden in einen Standort wie Nordhessen gezogen und dort zu großen Teilen auch verausgabt werden, ein wichtiges Kriterium für eine Standortregion, so ist dies noch nicht die spezifische Wirkung einer Universität: Ein bedeutsamer strategischer Faktor der Standortentwicklung ist, wie die Innovationskraft einer Region durch Wissen gestärkt werden kann. Und das ist weit schwieriger zu messen und zu vergleichen. Denn der Wissenstransfer aus einer Hochschule bezieht sich auf den Personaltransfer ebenso wie auf die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse an Unternehmen. Dies haben die Mitarbeiter der Studie ebenfalls untersucht und dazu 2500 nordhessische Unternehmen befragt; der Rücklauf war in Anbetracht des Umfangs des Fragebogens zufriedenstellend (314 Unternehmen, 12,6 Prozent). Ein Teilergebnis der Studie: Je größer, je innovativer, je näher räumlich an der GhK gelegen und je mehr Akademiker im Unternehmen beschäftigt sind, um so intensiver sind die Kontakte zur GhK.

Die Autoren der Studie schlagen vor, durch weitere Information mögliche Kooperationshemmnisse abzubauen. Bei dieser Aufgabe sollten die Kammern helfen, Information in die Unternehmen zu bringen. Deutlich macht die Untersuchung aber auch, dass vor allem der persönliche Kontakt hilft, gemeinsame Beziehungen aufzubauen. Hier können informelle und themenspezifische Gesprächskreise helfen, solche persönlichen Kontakte anzubahnen.

Sehr deutlich arbeitet die Studie heraus, dass Universitäten und Unternehmen sehr unterschiedliche Organisationskulturen haben und am gegenseitigen Verständnis gearbeitet werden muss: Kooperation muss von beiden Seiten gewollt und entsprechende Strukturen weiterentwickelt werden. Sind für Unternehmen die Gewinnerzielung, Markt- und Kundennähe und rasche Umsetzbarkeit von Erkenntnissen von zentraler Bedeutung, so ist Aufgabe universitärer Forschung vorrangig ein Erkenntnisinteresse und die Anerkennung dieser Ergebnisse, die häufig im Grundlagenbereich liegen, in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die Umsetzung in marktfähige Produkte ist somit keine originäre Aufgabe der Universität, sondern erfordert zusätzliche Unterstützung. Daher schlägt die Studie u.a. neben dem Abbau von Informationsdefiziten die Gründung von An-Instituten (Beispiel: ISET) und die Förderung der Ausgründung von Unternehmen aus der Universität durch Wissenschaftler als Kernpunkte des Wissenstransfers vor.

Die Studie schließt mit dem Fazit: Zum Nutzen der Region sollten beide Seiten weiter aufeinander zugehen. Die Existenz einer Universität ergibt Vorteile gegenüber Regionen ohne Uni. Die Unternehmen sollten sich, unterstützt durch ihre Organisationen, mehr Information zur Kasseler Uni erschließen. Und diese solle ihre wissenschaftliche Reputation weiter ausbauen und damit das Image in der Region und im Wettbewerb der Regionen noch stärken.
p./jb.
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Lorenz Blume/Oliver Fromm: Regionalökonomische Bedeutung von Hochschulen. Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Universität Gesamthochschule Kassel. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. Wiesbaden 2000
Elektronisch unter http://www.upress.uni-kassel.de.

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Ingrid Hildebrand

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