Ehemalige Göttinger Physikerin wird "Erfinderin des Jahres"
Patent-Stiftung in Virginia zeichnet Wissenschaftlerin aus
Die Patent-Stiftung der staatlichen Universität im US-Bundesstaat Virginia hat die ehemalige Göttinger Materialphysikerin Doris Kuhlmann-Wilsdorf zur „Erfinderin des Jahres 2001“ ernannt. Kuhlmann-Wilsdorf wurde 1947 in Göttingen promoviert. Im Jahr zuvor hatte sie ihr Studium, das sie noch im Zweiten Weltkrieg an der Georgia Augusta aufgenommen hatte, abgeschlossen. Seit 1963 lehrt die ehemalige Göttingerin an der Physikalischen Fakultät (physics department) der University of Virginia. In diesem Jahr ehrt die „Patent Foundation“ der Universität sie für ihre erfolgreiche praxisbezogene Forschung. Sechs patentierte Erfindungen in Bereich der Werkstoffforschung gingen daraus bereits hervor. In Kuhlmann-Wilsdorfs Neuentwicklungen stecken fast zwei Jahrzehnte intensiver Forschung. Ihre patentierten elektrischen Bürsten versprechen Abhilfe bei einem alten Problem der Elektromechanik: der Stromübertragung zwischen festen und bewegten Bauteilen. Haydn Wadley, Präsident der Patent Stiftung der Universität von Virginia, erklärt: „Diese neue Technologie verbessert die Leistung von Elektromotoren mit Hilfe von sehr feinen Metallfaser-Bürsten deutlich.“ Einsatzmöglichkeiten für die Patente gäbe es reichlich, betont Wadley. Sie reichten von Mini-Motoren, die in mobilen Robotern ihren Dienst tun, bis hin zu großen elektrischen Systemen, die Containerschiffe antreiben.
Die Optimierung der Übertragung von Elektrizität zwischen sich bewegenden und festen Teilen ist für die Industrie von großer Bedeutung. Bislang wurde an den Universitäten allerdings nur wenig auf diesem Gebiet geforscht. Praktisch seit der Erfindung von elektrischen Motoren und Generatoren im 19. Jahrhundert werden Graphit und Metall-Graphit-Verbindungen als Leiter zu diesem Zweck benutzt. Ihr Nachteil: Sie nutzen sehr schnell ab und erzeugen einen feinen Staub, der sich in den Maschinen ansammelt und sie nachhaltig schädigen kann. Kuhlmann-Wilsdorfs Erfindungen setzen hier an. Ihre „Multi-Contact“-Bürsten machen sich haltbarere Metallverbindungen zu nutze. In der Fertigung werden diese zu haarfeinen Fasern verarbeitet.
Seit 1992 vergibt die „Patent Foundation“ der University of Virginia die Auszeichnung „Inventor of the Year“ (Erfinder des Jahres). Der Preis honoriert Erfindungen mit hohen Nutzen für die Gesellschaft. Kriterien sind unter anderem kommerzieller Erfolg oder Potenzial, sowie den Wert der Erfindung in Hinblick auf medizinische Fortschritte, Umweltschutz und die Weiterentwicklung von wissenschaftlichen Methoden.
Doris Kuhlmann-Wilsdorf ist für ihre Forschungen bereits vielfach aus gezeichnet worden. 1966 wurde sie von den „Daughters of the American Revolution“ mit der „Americanism“-Medaille ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Materialforschung verlieh ihr 1988 die Heyn-Medaille für ihre Arbeit an einer Theorie über Metalldeformationen. Im Jahr darauf erhielt die ehemalige Göttingerin die Auszeichnung für besondere Leistungen („Archivement Award“) der Amerikanischen Gesellschaft der Ingenieurinnen. 1991 wurde sie mit dem Ragnar-Holm-Preis des Instituts der Elektronik- und Elektrotechnik-Ingenieure geehrt. Seit ihrem Studium an der Georgia Augusta hat Doris Kuhlmann-Wilsdorf annähernd 300 technische Artikel veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Charlotte Chrystal
Senior Writer, University of Virginia News Service
Telefon: +1 (804) 924-6858
Telefax: +1 (804) 924-0938
E-Mail: ccrystal@virginia.edu
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