Hightech und Bronzezeit – DFG bewilligt 10 neue Forschergruppen
Der Bewilligungsausschuss für die Allgemeine Forschungsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat jetzt die Förderung von zehn neuen Forschergruppen beschlossen. In diesen Gruppen arbeiten mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär zusammen. Die Förderung von Forschergruppen soll helfen, für eine mittelfristig – meist auf sechs Jahre – angelegte, enge Zusammenarbeit die notwendige personelle und materielle Ausstattung bereitzustellen, und dazu beitragen, neue Arbeitsrichtungen zu etablieren. Die neuen Forschergruppen werden in den ersten drei Jahren mit insgesamt rund 15 Millionen Euro gefördert.
Die neu bewilligten Forschergruppen im Einzelnen:
Biologisches Gewebe ist in komplexer Weise dreidimensional organisiert. Um ein solches Gewebe für therapeutische Zwecke künstlich herzustellen, muss man die Struktur durch ein Gerüst vorgeben, auf dem die entsprechenden Zellen wachsen können. Die Substanz, aus dem das Gerüst besteht, sollte toxikologisch unbedenklich, ausreichend stabil und vor allem abbaubar sein. All diese Voraussetzungen könnte die Polysialinsäure erfüllen. Ihrer interdisziplinären Untersuchung widmet sich die in Hannover angesiedelte Forschergruppe „Polysialinsäure: Evaluation eines neuen Werkstoffs als Gerätesubstanz für die Herstellung artifizieller Gewebe“.
Wie wirkt es sich auf eine Pflanze aus, wenn sie von Mikroorganismen wie Pilzen besiedelt wird? Welche Signale gehen von den Pilzen aus, und welche molekularen Wirkungen haben diese auf die Wirtspflanze? Die Klärung dieser komplexen Interaktionen zwischen Pflanze und Pilz sowie zwischen pilz-infizierten Pflanzen und Insekten ist Ziel der Göttinger Forschergruppe „Analyse der systemischen Wirkung von Infektionen wurzelbürstiger Pilze auf ausgewählte Brassicaceen unter Berücksichtigung von multitrophen Interaktionen mit Insekten und mikrobiellen Pathogenen“.
Durch die Umformung von Warmblech können aus hochfesten Stählen Bauteile sehr hoher Qualität hergestellt werden. Der Prozess der Warmblechumformung wurde experimentell entwickelt. Um ihn zu optimieren, ist jedoch ein grundlegendes theoretisches Verständnis des gesamten Herstellungsprozesses erforderlich. Diese Grundlagen zu erforschen, ist Ziel der in Erlangen ansässigen Forschergruppe „Grundlagen der Warmblechumformung von höchstfesten Vergütungsstählen“.
„Mechanische Eigenschaften und Grenzflächen ultrafeinkörniger Werkstoffe“ ist der Titel einer von Paderborn aus geleiteten Forschergruppe. Die Gruppe will Verfahren und Modelle für die Herstellung von ultrafeinkörnigen Materialien entwickeln. Solche Materialien, die aus besonders kleinen Teilchen bestehen, haben ein großes Potenzial als Konstruktionswerkstoffe, insbesondere im Leichtbau. Die Nutzung dieser Möglichkeiten setzt ausgereifte und reproduzierbare Herstellungsprozesse und eine zuverlässige Vorhersage ihres mechanischen Verhaltens voraus.
Die von Mainz aus geleitete Forschergruppe „Neue Materialien mit hoher Spinpolarisation“ widmet sich der Herstellung von so genannten Heusler-Verbindungen und Doppelperowskiten. Bei diesen Verbindungen handelt es sich um Festkörper, die aus vier Elementen bestehen. Durch ihre hohe Spinpolarisation bei Raumtemperatur verfügen die Materialien über besondere magnetische Eigenschaften, was sie zu wichtigen Bauelementen beispielsweise für magnetische Festplatten in Computer machen könnte.
Die Ausbreitung und Speicherung von Licht beruht auf Wechselwirkungen zwischen Lichtquant und Materie. Durch maßgeschneiderte Materialveränderungen kann deshalb die Lichtausbreitung und Lichtspeicherung optimiert werden. Die in Bonn angesiedelte Forschergruppe „Light Confinement and Control with Structured Dielectrics and Metals“ will dielektrische Materialien und Metalle entsprechend verändern. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten finden Anwendung in der Datenübertragung.
Die Forschergruppe „Analysis and Modelling of Diffusion/Dispersion Limited Reactions in Porous Media“ untersucht chemische und biologische Reaktionen in natürlichen porösen Materialien wie Sedimenten und Gesteinen. Die Untersuchungen konzentrieren sich in der ersten Periode auf so genannte Grenzflächenübergänge. Ein Verständnis dieser Reaktionen erlaubt vorauszusagen, welche Stoffe ins Grundwasser gelangen können. Ein zentrales Ziel der in Tübingen angesiedelten Forschergruppe ist dabei die Entwicklung neuer sensorischer Messtechniken.
Die Forschergruppe „Wahrnehmung und Handlung“ will den Zusammenhang zwischen sensorischen Signalen untersuchen, die zur bewussten Wahrnehmung führen, und solchen, die unbewusst zur Steuerung von Handlungen benutzt werden. Die aus Psychologen, Sportwissenschaftlern und Neurophysikern bestehende, in Gießen ansässige Gruppe will somit herausfinden, wie sensorische und motorische Signale sich wechselseitig beeinflussen.
Wie lernen Kinder im Vor- und Grundschulalter? Welche Rolle spielen dabei Kindergarten und Schule, welche das Elternhaus? Auf welcher Grundlage werden Entscheidungen über Schuleintritt und die Wahl der weiterführenden Schule gefällt? Mit der empirischen Untersuchung dieser Fragen befasst sich die in Bamberg angesiedelte Forschergruppe „Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Formation von Selektionsentscheidungen im Vor- und Grundschulalter“. Es handelt sich dabei um die zweite Gruppe, die im Rahmen der DFG-Förderinitiative „Forschergruppen in der empirischen Bildungsforschung“ eingerichtet wurde.
Die so genannte Himmelsscheibe von Nebra entstand um 3600 v. Chr. und ist eine der ältesten Abbildungen des Kosmos. Die Forschergruppe „Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas“ untersucht die 1998 gefundene Scheibe, die Begleitfunde, die Umgebung des Fundorts und insbesondere das frühbronzezeitliche Umfeld. Von den Forschungen der in Halle an der Saale ansässigen Gruppe sind völlig neue Perspektiven hinsichtlich der Einschätzung der frühen Bronzezeit im mittleren Europa zu erwarten.
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