DFG richtet sieben neue Sonderforschungsbereiche ein

Anträge aus allen Bereichen der Wissenschaft

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zum 1. Januar 2005 sieben Sonderforschungsbereiche ein. Das Themenspektrum reicht dabei von Fragen zum Einfluss der Antike auf die heutige Gesellschaft, der Quantifizierung ökonomischen Risikos über mathematische und physikalische Untersuchungen von Raum, Zeit und Materie bis zu biologisch-medizinischen Fragestellungen wie der Informationsübertragung zwischen Zellen und in Pflanzen, dem menschlichen Genom oder gezielten Therapien gegen Autoimmunerkrankungen.

Nach den Entscheidungen des zuständigen Bewilligungsausschusses vom 16. und 17. November 2004 fördert die DFG ab 2005 an 57 Hochschulen insgesamt 270 Sonderforschungsbereiche mit insgesamt rund 370 Millionen Euro. Darunter befinden sich 18 Transregios, in denen an mehreren Orten geforscht wird, sowie 15 Transferbereiche, die der Umsetzung grundlagenwissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis dienen.

Die Leitung der Gruppe „Sonderforschungsbereiche“ der DFG-Geschäftsstelle wird ab dem 1. Januar 2005 Dr. Klaus Wehrberger, der bislang die Gruppe „Physik, Mathematik und Geowissenschaften“ leitete, von Dr. Beate Konze-Thomas übernehmen, die fortan die Abteilung „Programm- und Infrastrukturförderung“ leitet.

Die neuen Sonderforschungsbereiche im Einzelnen

Geistes- und Sozialwissenschaften

Die Funktion der Antike bei der Entstehung neuzeitlicher und moderner kultureller Identitäten, die Rolle des Altertums bei der Konstituierung der europäischen Wissensgesellschaft sowie die künstlerischen und literarischen Formen der Wahrnehmung von Antike stehen im Vordergrund des Sonderforschungsbereichs „Transformationen der Antike“. Es geht um die Entwicklung der Aneignungen und Transformationen antiker Wissenschaften und Künste in der europäischen Kultur. Dabei werden Transformationen des Wissens und der Wissenschaftsgeschichte ebenso untersucht wie die der visuellen und literarischen Kultur. Sprecher: Professor Dr. Hartmut Böhme, Humboldt-Universität Berlin.

Ökonomisches Risiko ist allgegenwärtiger Bestandteil der Entscheidungen von Individuen, Unternehmen, Institutionen und Staaten. Mit empirischen, experimentellen und theoretischen Methoden wollen im Sonderforschungsbereich „Ökonomisches Risiko“ Forscher aus den Fächern Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Statistik und Ökonometrie sowie Angewandte Mathematik unter anderem untersuchen, welche die wesentlichen ökonomischen Risiken sind, wie sie sich messen und bewerten lassen und wie Individuen und einzelne Firmen mit solchen Risiken umgehen. Beispiele für Fragestellungen sind bestimmte Vertragsgestaltungen oder Versicherungen sowie die Frage, wie Finanzmärkte die Allokation von Risiken bewirken und welche Konsequenzen gesamtwirtschaftliche Risiken haben. Sprecher: Professor Harald Uhlig, Ph.D., Humboldt-Universität Berlin.

Biologie und Medizin

In dem Sonderforschungsbereich „Regulation und Manipulation von biologischer Informationsübertragung in dynamischen Protein- und Lipidumgebungen“ geht es um die komplexe und hoch dynamische Zusammensetzung von Grenzflächen in Zellen und die Informationsübertragung zwischen biologischen Phasen. Schwerpunkte des Sonderforschungsbereichs sind daher Untersuchungen zur gegenseitigen Beeinflussung von Lipiden und Proteinen in Membranen und zur Funktion und Kontrolle der Membrandynamik bei verschiedenen zellulären Prozessen. Zur Analyse der Membranfunktionen sollen eine Reihe neuer Werkzeuge entwickelt und angewendet werden.

(Sprecher: Professor Dr. Michael Hoch, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Ziel des Sonderforschungsbereichs „Netzwerke in Expression und Erhalt des Genoms“ ist das Studium der Interaktionen zwischen Proteinkomplexen, die mit dem Erbgut zusammenhängende Vorgänge steuern. Das Verständnis ihrer Funktion, Struktur und Regulation, aber auch ihrer Interaktionen ist essenziell für das Verständnis von Prozessen, die die Expression und den Erhalt des Genoms in normalen und bösartigen Zellen steuern. Die Wissenschaftler des Forschungsvorhabens, das eine Schweizer Gruppe beteiligt, erwarten Erkenntnisse, die auch zum Verständnis menschlicher Krankheiten beitragen. Sprecher: Professor Dr. Ralf-Peter Jansen, Ludwig-Maximilians-Universität München.

Wie Pflanzen Signale verarbeiten und Informationen transportieren und welche molekularen Mechanismen dabei eine Rolle spielen, erforscht der Sonderforschungsbereich „Molekulare Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen“. Die Forscher wollen sowohl die Mechanismen der Erkennung und Abwehr von Krankheitserregern als auch den damit verbundenen Informationsverkehr zwischen Organen, Geweben und Zellen untersuchen. In erster Linie geht es dabei um die grundlegenden Prinzipien der Signal- und Kommunikationsvorgänge in Pflanzen. Sprecherin: Professor Dr. Ulla Bonas, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Im Sonderforschungsbereich „Zelluläre Ansätze zur Suppression unerwünschter Immunreaktionen“ sollen neue Wege der Behandlung von so genannten Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose oder Lupus erythematodes erforscht werden. Bei diesen greift das Immunsystem den eigenen Körper an, weil die körpereigene Kontrolle des Immunsystems versagt. Die Berliner Forscher wollen die unerwünschten Immunreaktionen spezifisch, dauerhaft und mit geringen Nebenwirkungen ausschalten, indem sie diese Steuerungsmechanismen wieder in Gang setzen. Der Sonderforschungsbereich will in diesem hochaktuellen Forschungsfeld die rasche Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung erreichen. Sprecher: Professor Dr. Alf Hamann, Charité Universitätsmedizin Berlin, Humboldt-Universität Berlin und Freie Universität Berlin.

Naturwissenschaften

Seit zu Anfang des 20. Jahrhunderts Einstein die Relativitätstheorie und Heisenberg, Bohr und Schrödinger die Quantenmechanik formulierten, suchen theoretische Physiker und Mathematiker nach einer einheitlichen Beschreibung, die diese beiden für unser Naturverständnis wesentlichen Theorien widerspruchsfrei miteinander verbinden. In dem Sonderforschungsbereich „Raum – Zeit – Materie. Analytische und Geometrische Strukturen“ versuchen Mathematiker und theoretische Physiker aus Berlin, Golm und Potsdam sich mittels einer gemeinsamen Sprache von Physik und Mathematik einer konsistenten Theorie zu nähern. In die Betrachtungen gehen Methoden aus der algebraischen Geometrie und Differenzialgeometrie, Analysis, Quantenfeld- und Stringtheorie sowie Kosmologie ein. Sprecher: Professor Dr. Jochen Brüning, Humboldt-Universität zu Berlin.

Ansprechpartnerin: Dr. Beate Konze-Thomas (Leiterin der Gruppe Sonderforschungsbereiche), Tel. 0228/885-2355, E-Mail: Beate.Konze-Thomas@dfg.de

Media Contact

Dr. Eva-Maria Streier idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de/sfb

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