Dual studieren?

Seit einigen Jahren stehen duale Studiengänge zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Zahlreiche Unternehmen bzw. Unternehmensvertreter fordern das duale Studium ein, während parallel die bildungspolitischen Verantwortungsträger die Bedeutung der praxisorientierten Bildungsinhalte im Rahmen eines Studiums deutlich höher gewichten als noch vor wenigen Jahren. Selbst die Möglichkeiten der Anrechnung von außerhochschulisch erworbenen Leistungen – wie beispielsweise Fertigkeiten aus der beruflichen Praxis – auf ein Hochschulstudium sind dank entsprechender bildungspolitischer Entscheidungen gestiegen.

Es lohnt sich also, auf die Karte „Berufliche Praxis“ zu setzen, und diese Karte wird zum Trumpf, wenn der berufliche Einstieg durch ein duales Studium erfolgt.

Was ist denn nun ein duales Studium? Sicherlich existieren verschiedene Definitionen hierfür, doch besteht Übereinstimmung darin, dass dual Studierende einen Wechsel von hochschulischer Theorie und betrieblicher Praxis erleben. In aller Regel sind die Theorie- und Praxisphasen verblockt, so dass die Studierenden in längeren Phasen von einigen Wochen bis zu vier Monaten abwechselnd von der Hochschule in das Unternehmen und zurück pendeln. Ausnahmslos sollte ein duales Studium neben dem Studienabschluss zu einem weiteren anerkannten Abschluss führen. Hier sind verschiedene Kammer-Abschlüsse (IHK, HWK u.a.) üblich. Ein duales Studium ist somit deutlich abgrenzbar von einem Studium mit intensivierten Praktikumszeiten.

Studierende haben durch ein duales Studium eine Reihe von Vorzügen. Beispielsweise können sie durch den Theorie-Praxis-Wechsel bereits während des Studiums einen zweiseitigen Know-how-Transfer leisten. Einerseits führen die gelernten Studieninhalte dazu, die verschiedenen Abläufe, Verfahren und Interdependenzen in einem Unternehmen sehr viel direkter, bildhafter und eindrucksvoller zu verstehen. Andererseits führen die Praxis-Erfahrungen dazu, die Praxistauglichkeit der Studieninhalte unmittelbar kritisch zu prüfen, beispielsweise wenn die Marketingkonzeption eines Praxis-Unternehmens mit den im Studium erworbenen Kenntnissen verglichen wird und dadurch Rückschlüsse auf die Studieninhalte ermöglicht werden.

Darüber hinaus sind duale Studiengänge trotz ihrer Komplexität von einer hohen zeitlichen und fachlichen Intensität geprägt. Dadurch reduzieren sich die erforderlichen Lernphasen bis zu den Studien- und Berufsabschlüssen häufig auf ein erforderliches Minimum.

Schließlich erwerben Absolventen von dualen Studiengängen einen immensen Vorteil gegenüber anderen Studienabgängern: Die dual Studierenden kennen die Praxis. Sie wissen, wie sie sich in einem Unternehmen verhalten müssen, wer die formellen und informellen Ansprechpartner sind, letztlich wie ein Unternehmen als Organismus funktioniert. Die in der Praxis erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen lassen sich definitiv nicht aus Büchern lernen, sondern müssen ganz individuell erworben werden. Und genau diese praxisrelevanten Kenntnisse und Erfahrungen sind es, die den Absolventen dualer Studiengänge den entscheidenden Arbeitsmarktvorteil sichern.

Weitere Vorzüge eines dualen Studiums sind zweifellos der ausgeprägte Praxisbezug der Studieninhalte sowie insbesondere an privaten Hochschulen die kleinen Studiengruppen und die individuelle Betreuung durch die Professoren, Dozenten und sonstigen Hochschulmitarbeiter.

Auch für die beteiligten Praxis-Unternehmen bietet ein duales Studium einen deutlichen Mehrwert. Die dual Studierenden sind nach einigen Monaten Praxis von nachweislich höherer Effizienz und Effektivität für das Unternehmen verglichen mit ihren Kommilitonen, die ihr Pflicht-Praxissemester absolvieren müssen. Darüber hinaus sind dual Studierende – somit Studierende, die sich bewusst für eine sehr lern- und arbeitsintensive Studienphase entscheiden – in aller Regel deutlich zielstrebiger und motivierter als ihre nicht dual studierenden Studienkollegen. Und für ein Unternehmen stellen derart motivierte, kompetente Mitarbeiter den eigentlichen Unternehmenswert dar.

Es sei jedoch hinzugefügt, dass ein duales Studium zu deutlich weniger Freizeit führt. Während eines dualen Studiums ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass der Studierende abends nach einem Studien- oder Arbeitstag Studieninhalte vertieft oder sich auf kommende Prüfungen vorbereitet. Daher erfordert ein duales Studium eine hohe Belastbarkeit des Studierenden sowie einen hohen Grad an Selbstorganisation. Schließlich gehört ein gewisses Maß an Ehrgeiz dazu, zu bestimmten Zeiten zu lernen, während gleichaltrige Freunde ins Kino gehen oder anderen Freizeitaktivitäten nachgehen.

Wer jedoch die erforderlichen persönlichen Eigenschaften mitbringt und darüber hinaus innerhalb kürzester Zeit einen viel versprechenden Start und das Berufsleben anstrebt, sollte intensiv über ein duales Studium nachdenken.

Es lohnt sich. Schließlich existieren mittlerweile einige Hochschulen, die sich auf duale Studiengänge spezialisiert haben. Häufig bieten diese Hochschulen „Betriebswirtschaftlehre“ oder „Unternehmensmanagement“ als Diplom- oder Bachelor-Studiengang an, der durch einen inhaltlich passenden anerkannten und zukunftsweisenden Berufsabschluss ergänzt wird. Zu diesen Hochschulen zählen in Norddeutschland insbesondere die FH Nordakademie Elmshorn sowie das Baltic College Güstrow.

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