Digitale Fundgrube für Forscher
Auf dem Weg zur digitalen Bibliothek der Zukunft: Deutschlandweit können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun auf vielfältige Forschungspublikationen und elektronische Medien kostenfrei zugreifen.
Ab sofort ist über die Computernetze an Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Online-Zugang zu weiteren 34 großen Datenbanken, Textsammlungen und Zeitschriftenarchiven möglich. So wird zahlreichen Fachdisziplinen eine wichtige Forschungsgrundlage erschlossen. Eröffnet wird das neue Informationsangebot durch Nationallizenzen, also durch Datenrechte mit deutschlandweiter Geltung.
Die lizenzierten Publikationen namhafter internationaler Wissenschaftsverlage, die etwa 800 Millionen Online-Seiten umfassen, konnten jetzt frei geschaltet werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Ankauf der Datenrechte mit 18,3 Millionen Euro finanziert. „Damit setzt sie ihre langfristig ausgerichtete „Nationallizenzen-Initiative“ fort, um die wissenschaftliche Literaturversorgung am Forschungsstandort Deutschland nachhaltig zu verbessern“, unterstreicht Dr. Jürgen Bunzel, Leiter der Gruppe Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme in der DFG-Geschäftsstelle.
Unter den neuen Forschungsressourcen sind international ausgerichtete Datenbanken. Dazu zählt die große Volltextdatenbank der Economist Intelligence Unit: „EIU Country Reports Global“, die monatlich aktualisierte Berichte zu allen Ländern der Erde bereitstellt. Die Dokumentationen vermitteln Strukturdaten und Informationen zu den gegenwärtigen und zukünftig zu erwartenden wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen sowie zum Außenhandel. Damit eröffnen sich Recherche- und Studienmöglichkeiten, die nicht nur für Wirtschafts- und Politikwissenschaftler aufschlussreich sind. Auf ein übergreifendes Interesse darf auch die „Central and Eastern European Online Library“ mit ihren 246 Zeitschriftentiteln aus den Ländern Ostmittel- und Südosteuropas rechnen, die einen Schwerpunkt in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen setzt. Hier werden bislang kaum erreichbare Quellen und Studien aus der osteuropäischen Forschungslandschaft allgemein zugänglich.
Einen weiteren Akzent setzt die Nationallizenzen-Initiative in diesem Jahr auf die Biologie und die biologienahen Fächer. Ein Beispiel ist das elektronische BIOSIS-Archiv für die Jahre 1929 bis 2004, das mit seinen mehr als 3,5 Millionen elektronischen Einträgen Bücher, Dissertationen, Tagungsberichte und Zeitschriftenaufsätze erschließt. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Datenbank „Zoological Record“, die beginnend mit dem Jahr 1864 über einen Zeitraum von 150 Jahren die Literatur im Fach Zoologie erschließt – eine erstrangige Fundgrube für die lebenswissenschaftliche Forschung.
An allen Hochschulen und Forschungseinrichtungen wird nun auch die Suche in internationalen Fachzeitschriften-Archiven erleichtert, zum Beispiel in den digitalen Sammlungen des renommierten Verlagshauses Taylor & Francis. Diese öffnen den Weg zu fast 200 Zeitschriftentiteln aus der Physik und Chemie, aber auch den Wirtschaftswissenschaften und der Bildungsforschung, was den Zugriff auf mehr als 4,5 Millionen Online-Seiten ermöglicht.
Das Ziel der DFG-Förderinitiative ist, die überregionale Literatur- und Informationsversorgung unter digitalen Vorzeichen weiter voranzutreiben. Im Rahmen ihrer Infrastrukturförderung fördert die DFG seit langem über Hochschulbibliotheken mit sogenannten Sondersammelgebieten den Ankauf spezieller Literatur – gedruckte Bücher und Zeitschriften – für Wissenschaft und Forschung. Elektronische Publikationen konnten dagegen bislang kaum berücksichtigt werden, da für diese Nationallizenzen angekauft werden müssen.
Vor diesem Hintergrund hat die DFG erstmals 2004 den Ankauf von nationalen Datenrechten für elektronische Publikationen gefördert und seitdem mehr als 45,7 Millionen Euro für bislang 80 Datenbanken, Textsammlungen und Zeitschriftenarchive bereitgestellt. Zukünftig sollen im Rahmen der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ weitere Schritte in Richtung auf eine Digitalisierung der DFG-Sondersammelgebiete unterstützt werden. Dazu gehört auch der von der DFG jüngst beschlossene Einstieg in die Lizenzierung laufender Zeitschriftenjahrgänge, was Wissenschaftlern vieler Disziplinen die aktuellsten Forschungsergebnisse erschließt.
Folgende neun Informationseinrichtungen haben für die Sondersammelgebiete die Lizenzen erworben und die Freischaltung der digitalen Medien organisiert: Staatsbibliothek zu Berlin, GESIS / Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt/Main, Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Technische Informationsbibliothek Hannover, Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften Kiel, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Deutsche Zentralbibliothek für Medizin Köln, Bayerische Staatsbibliothek München.
Eine vollständige Liste DFG-finanzierter Nationallizenzen sowie weiterführende Informationen sind abrufbar unter www.dfg.de/lis/nationallizenzen sowie www.nationallizenzen.de.
Ansprechpartner bei der DFG sind Dr. Ralf Goebel, Bereich Wissenschaftliche Informationssysteme, Tel. +49 228 885-2358, E-Mail: ralf.goebel@dfg.de, und Dr. Rembert Unterstell, Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 228 885-2275, E-Mail: rembert.unterstell@dfg.de.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.dfg.de/lis/nationallizenzenAlle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft
Neueste Beiträge
Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung
Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Mainz decken in Kooperation mit Forschenden des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf: Das Knochenmark im Schädel stellt eine geschützte und dynamisch expandierende Umgebung…
Lange angestrebte Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium
… hilft bei Zeitskalenbestimmung der Sonnenentstehung. Wie lange hat eigentlich die Bildung unserer Sonne in ihrer stellaren Kinderstube gedauert? Eine internationale Kollaboration von Wissenschaftler*innen ist einer Antwort nun nähergekommen. Ihnen…
Soft Robotics: Keramik mit Feingefühl
Roboter, die Berührungen spüren und Temperaturunterschiede wahrnehmen? Ein unerwartetes Material macht das möglich. Im Empa-Labor für Hochleistungskeramik entwickeln Forschende weiche und intelligente Sensormaterialien auf der Basis von Keramik-Partikeln. Beim Wort…