DFG bewilligte neue Kolleg-Forschergruppe an der Universität Münster
Die Förderungsdauer des Projekts 1209 „Theoretische Grundfragen der Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“ ist auf acht Jahre angelegt. Das Fördervolumen für die erste vierjährige Förderphase beträgt rund 4,6 Millionen Euro.
Die Kolleg-Forschergruppe wird die Prozesse der Herausbildung und Rechtfertigung medizinethischer, -rechtlicher und biopolitischer Normen untersuchen. In den modernen westlichen Gesellschaften existiere kein autoritatives, allgemeinverbindliches System von Normen und Werten mehr, so die DFG zum Hintergrund des Projekts. Ethische Probleme, die sich in Folge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts neu oder anders stellen, würden in der heutigen Mediengesellschaft rasch zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung. Sie führten nicht selten zu einem Zustand permanenter normativer Debatte, die durch einen Mangel an Ressourcen für die Begründung und Rechtfertigung konsensfähiger moralischer und rechtlicher Normen gekennzeichnet sei.
Als themenbezogenes „Institute for the Advanced Study in Bioethics“ wird die Kolleg-Forschergruppe mehrere herausragend qualifizierte Gastprofessoren und Wissenschaftler, überwiegend aus dem Ausland, in Münster begrüßen können und über einen Stab von etwa sieben bis zehn Mitarbeitern verfügen. Im Jahr 2011 soll das Kolleg zudem durch eine Emmy Noether-Gruppe zur „Politischen Philosophie als Ressource der Normenbegründung in der biomedizinischen Ethik“ ergänzt werden und sich auch hierdurch zu einem „Gravitationszentrum“ für sein Thema innerhalb und außerhalb der WWU entwickeln.
Das Kolleg wird von sechs Hochschullehrern der WWU getragen. Sprecher ist Prof. Dr. Thomas Gutmann von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Beteiligt sind zudem Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Prof. Dr. Ludwig Siep, Prof. Dr. Kurt Bayertz und Prof. Dr. Reinold Schmücker vom Philosophischen Seminar sowie Prof. Dr. Ulrich Willems vom Institut für Politikwissenschaft. Die wissenschaftliche Koordination des Kollegs wird Dr. Johann S. Ach (Centrum für Bioethik) übernehmen. Durch die Professoren Siep, Willems und Gutmann ist das Kolleg zugleich synergetisch mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und dessen Forschungssäule „Normativität“ vernetzt.
Der Hauptausschuss der DFG hat insgesamt die Einrichtung von zwei weiteren Kolleg-Forschergruppen beschlossen. Neben dem münsterschen Kolleg wurde eine weitere Kolleg-Forschergruppe in Frankfurt am Main zum Thema Gerechtigkeit bewilligt, teilte die DFG mit.
Mit dem 2008 eingeführten Förderinstrument Kolleg-Forschergruppe will die DFG exzellente Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften stärken. Die zentrale Idee dabei ist es, herausragenden Wissenschaftlern mehr Freiräume zur eigenen Forschungstätigkeit zu ermöglichen, und zwar in einem Rahmen, der einen intensiven Austausch und die Kooperation kreativer Wissenschaftler in einem wichtigen und noch nicht ausreichend erschlossenen Forschungsfeld gewährleisten soll, so die DFG.
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