Frühwarnsystem gegen Schulabbruch
„Bildungsferne“ Jugendliche, also jene, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung vorweisen können, stehen in ihrem weiteren Leben vor großen Herausforderungen: Geringere Erwerbs- und Einkommenschancen, erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko und die Gefahr sozialer Ausgrenzung sind häufig die Folgen.
„Doch auch gesamtwirtschaftliche Konsequenzen und hohe volkswirtschaftliche Folgekosten für den Wirtschaftsstandort Kärnten bzw. Österreich fallen ins Gewicht“, so Robert Klinglmair (Institut für Volkswirtschaftslehre), der sich in seiner Dissertation mit Bildungsarmut von Jugendlichen in Kärnten auseinander gesetzt hat. Er ging dabei der Frage nach, welche Einflussfaktoren maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass viele das formale Bildungssystem frühzeitig verlassen.
Dazu hat er über 1.500 Fragebögen ausgewertet, die von Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren im Rahmen der durchgeführten empirischen Erhebung ausgefüllt wurden. Das Ergebnis sind elf Faktoren, die in der Schule, in der Bildungssystemstruktur sowie in der sozialen Herkunft zu finden sind. „Wenig überraschend war, dass sich das Bildungsniveau der Eltern und ein Migrationshintergrund auf die Bildungswege der jungen Menschen auswirken“, so Klinglmair. Darüber hinaus liegen aber auch zahlreiche schulbezogene Einflussfaktoren vor: So wurde beispielsweise ermittelt, dass Jugendliche, die während der Pflichtschule mindestens einmal eine Klasse wiederholen mussten, ein rund 4,7-faches Risiko aufweisen, ihre Bildungskarriere vorzeitig abzubrechen.
„Das Zusammenspiel der Faktoren, die einen Schulabbruch beeinflussen, ist komplex“, so Klinglmair. Der Volkwirt schlägt daher ein – auf Basis von Wahrscheinlichkeitsberechnungen – entwickeltes Frühwarnsystem vor, mit dem Schulabbrüche präventiv verhindert werden könnten.“ Dieses Frühwarnsystem – im Sinne eines „Ampelsystems“ – bricht die multikausale Problemlage auf drei Ebenen herunter: Liegt dabei die Wahrscheinlichkeit eines Bildungsabbruchs bei über 50 %, sind gezielte und frühzeitige Interventionsmaßnahmen im Schulsystem notwendig.
„Die konkrete Ausgestaltung möglicher Maßnahmen soll gemeinsam mit PädagogInnen und BildungsexpertInnen erarbeitet werden“, sagt Robert Klinglmair zur Weiterentwicklung des Projekts. Außerdem sei das System umsichtig anzuwenden, um Stigmatisierung und/oder daraus folgender Demotivation vorzubeugen.
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