Gute Arbeit im digitalen Zeitalter

70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hierzulande werden mit Dienstleistungen erwirtschaftet. Zugleich ist es Deutschland wie kaum einem anderen Industrieland gelungen, im globalen Wandel ein starker Produktionsstandort zu bleiben – mit einem Viertel Anteil am BIP und 7,7 Millionen Beschäftigten in diesem Bereich.

Die zunehmende Verzahnung dieser Bereiche und der härtere Wettbewerb stellt die Wirtschaft jedoch vor große Herausforderungen. Sie betrifft aber jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer. Wie lassen sich angesichts von Arbeitsprozessen rund um die Uhr familienfreundliche Arbeitszeiten sichern oder gute Weiterbildung organisieren?

Das neue Forschungsprogramm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ verbindet diese verschiedenen Aspekte, die mit der Technisierung, Automatisierung und Digitalisierung einhergehen. Es lädt Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein, Lösungen zu suchen, die technischen und sozialen Fortschritt verknüpfen.

So leistet es einen wichtigen Beitrag, den Wirtschaftsstandort Deutschland im globalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken und zugleich zukunftsfähige und sozialverträgliche Arbeitsplätze zu schaffen. Für das gesamte Programm mit seinen drei Teilen sind bis 2020 insgesamt Mittel in Höhe von etwa einer Milliarde Euro vorgesehen.

„Deutschland muss Produktionsstandort bleiben und seine Dienstleistungen über Branchen und Landesgrenzen hinweg weiterentwickeln. Nur so entstehen Innovationen, die Jobs sichern und schaffen“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. „Zugleich möchten wir neue Wege gehen, die Menschen interessante Arbeitsplätze und individuellere Arbeitsmodelle bieten. Ich habe daher die Sozialpartner eingeladen, die Forschung zur Zukunft der Arbeit gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln“, sagte Wanka.

„Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern die Grundlagen von Produktion, Dienstleistungen und Arbeit“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo. „Deshalb müssen Unternehmen, Verbände und die Politik die Gesellschaft zusammen auf den digitalen Wandel vorbereiten. Wenn wir im internationalen Wettbewerb die Nase vorn haben wollen, müssen wir innovativer sein als die Konkurrenz und die richtigen Rahmenbedingungen setzen“, sagte Grillo. „Dazu zählen mehr Tempo im Ausbau von schnellen Internetverbindungen, ein hohes Maß an Datenschutz und Datensicherheit, die Schaffung eines europäischen digitalen Binnenmarkts sowie die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung als Ergänzung der wichtigen Projektförderung.“

„Die Digitalisierung von Dienstleistungen und Produktion wälzt die Arbeit grundlegend um. Darum ist es begrüßenswert, dass zu den daraus erwachsenden Herausforderungen ein durch Gewerkschaften und Arbeitgeber begleitetes Forschungsprogramm aufgelegt wird“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. „Die menschengerechte Gestaltung einer sich wandelnden Arbeitswelt und Dienstleistungsinnovationen, die einen Beitrag zu Wohlstand, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit leisten, gehören zu den Themen, die in dem Programm erforscht werden sollten“, sagte Bsirske.

„Zur Standortsicherung braucht Deutschland weiterhin eine führende Position bei Produktivität und Flexibilität. Forschung und Entwicklung beschleunigen die dafür notwendigen Innovationen. Projekte wie die E3-Forschungsfabrik, bei der sowohl Ressourcen- und Energieeffizienz als auch die Einbindung des Menschen im Fokus stehen zeigen das beispielhaft“, erläutert Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Die neue Hightech-Strategie der Bundesregierung und das nun startende Programm stellen die Weichen für inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Wissenschaft in enger Kooperation mit der Wirtschaft, um einen schnellen Transfer von Erkenntnissen in den Markt zu ermöglichen.“

Ein wichtiges Thema im Bereich der Produktion ist, wie im Zeitalter von Industrie 4.0 maßgeschneiderte Produkte zu den Kosten einer Massenanfertigung entstehen können. Dabei spielt der effizientere Einsatz von Energie eine entscheidende Rolle. Erste Schwerpunkte der Dienstleistungsforschung werden die Bereiche Elektromobilität und die Vernetzung von medizinischen, pflegerischen und sozialen Leistungen zur Gesundheitsversorgung sein. Die Forschung zur Zukunft der Arbeit zielt angesichts des Siegeszuges mobiler Geräte unter anderem darauf ab, Arbeitnehmern bessere Möglichkeiten für selbstbestimmtes Arbeiten zu geben und sie vor ständiger Erreichbarkeit und Verfügbarkeit zu schützen.

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz ist das Forschungsprogramm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ ein wichtiger Baustein der neuen Hightech-Strategie. Die neue Hightech-Strategie macht aus Ideen Innovationen. Sie knüpft Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. So schafft sie Zukunftschancen und die Arbeitsplätze von morgen.

Das Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ sowie weitere Information finden Sie unter:
http://www.bmbf.de/pub/Innovationen_Produktion_Dienstleistung_Arbeit.pdf
http://www.bmbf.de/de/686.php

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Silvia von Einsiedel BMBF Newsletter

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