Helmholtz: Dynamik mit Ergebnisgarantie
Mit dem „Paket der Pakte“ – der Fortsetzung von Hochschulpakt, Exzellenzinitiative und Pakt für Forschung und Innovation – habe die Politik ein richtiges und wichtiges Signal gesetzt. Von der neuen Bundesregierung erwartet Mlynek, dass sie „auch weiterhin zu dieser Selbstverpflichtung steht und entschlossen auf Bildung, Forschung und die Qualifikation der Menschen in Deutschland setzt“.
Positiv bewertet er die Signale aus den aktuellen Koalitionsgesprächen. Dennoch sei es wichtig, die Rahmenbedingungen sowie die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der nationalen Forschung weiter zu verbessern. Als Schritt in die richtige Richtung, dem aber weitere konsequente Schritte folgen müssten, bezeichnete Mlynek die Wissenschaftsfreiheitsinitiative. Sinnvoll sei auch eine Neuverteilung der Ressorts in den verschiedenen Ministerien.
„Vor allem bei Energie- und Gesundheitsthemen brauchen wir eine Forschungs- und Innovationspolitik aus einem Guss und aus einer Hand“, so Mlynek. Denn die Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen: „Gemeinsam mit unseren Partnern in der Politik müssen wir uns auf die zentralen Zukunftsfelder Energie und Klima sowie Gesundheit konzentrieren.“
Ein Ziel von Mlynek ist „die Helmholtz-Gemeinschaft zum besten Arbeitgeber im deutschen Wissenschaftssystem zu machen“. Einen besonderen Schwerpunkt legt er dabei auf die Betreuung der Doktoranden in den Helmholtz-Forschungszentren: „Die Doktoranden sind das Rückgrat der Forschung. Die Promovierenden von heute sind außerdem die Spitzenforscher von morgen. Diese Nachwuchswissenschaftler müssen wir gemeinsam mit den Universitäten besonders fördern.“
Helmholtz-Gemeinschaft: „Wir entwickeln uns dynamisch weiter…
In der Helmholtz-Gemeinschaft haben sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren zusammengeschlossen. Anfang 2009 entstand aus der Fusion der beiden großen Berliner Forschungseinrichtungen Hahn-Meitner-Institut GmbH und Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung m.b.H. BESSY das neue Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie. Jüngstes Mitglied der Gemeinschaft ist seit April 2009 das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn. Das neue Zentrum bündelt bundesweit die wissenschaftliche Kompetenz für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer und ist laut Mlynek „ein gutes Beispiel für die Helmholtz-Strategie, zu verschiedenen Themen nationale Konsortien der besten Forschungsinstitutionen zu bilden“. Für 2011 ist die Überführung des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf aus der Leibniz-Gemeinschaft in die Helmholtz-Gemeinschaft geplant.
Im Jahr 2008 beschäftigte die Helmholtz-Gemeinschaft 27.913 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 9.043 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, 4.398 Doktoranden, 1.680 Auszubildende und 12.792 Beschäftigte im wissenschaftlich-technischen und administrativen Bereich. Geforscht wurde in 7.398 wissenschaftlichen Kooperationen, was einer Steigerung von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das aktuelle Jahresbudget beläuft sich auf rund 2,8 Milliarden Euro. Weitere Details und relevante Leistungsindikatoren liefert der Geschäftsbericht 2009, der in Kürze im Internet verfügbar ist.
… und liefern Ergebnisse“
Die sechs Forschungsbereiche der Helmholtz-Gemeinschaft Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr lieferten im Jahr 2009 unter anderem folgende herausragende Ergebnisse:
Energie: DLR-Forscher lieferten wesentliche Schlüsselkomponenten für Andasol 1, das zurzeit größte thermische Solarkraftwerk der Welt; ein Forschungsteam des KIT entwickelte ein neues Verfahren, um den Energieverbrauch bei der Zementherstellung um die Hälfte zu reduzieren.
Erde und Umwelt: Sedimentgestein, das von AWI-Wissenschaftlern geborgen wurde, ermöglicht den bislang längsten Rückblick in das Klimageschehen der Erde; das GFZ berechnet aus den Daten der ersten Satellitenmission im Rahmen des Living-Planet-Programms der ESA ein hoch aufgelöstes Schwerefeld und erfasst dabei erstmals die globalen Meeresströmungen.
Gesundheit: GSI-Wissenschaftler haben zum ersten Mal direkt die Reparaturvorgänge an der im Zellkern befindlichen DNA beobachtet; mit Removab kommt innerhalb kurzer Zeit bereits das dritte Produkt gegen Krebs aus einem Helmholtz-Zentrum, diesmal aus dem Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, auf den Markt.
Schlüsseltechnologien: KIT-Forscher haben erstmals dreidimensionale Metamaterialien erzeugt, die als Polarisationsfilter dienen könnten; am GKSS wurde ein ultraleichter und doch extrem stabiler Werkstoff entwickelt – für die zukünftige Konstruktion von leichteren, energiesparenden Triebwerksteilen mit hoher Lebensdauer.
Struktur der Materie: Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie haben magnetische Monopole in einem exotischen Kristall entdeckt. Am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung sind seit 1981 sechs neue chemische Elemente mit den Ordnungszahlen 107 bis 112 entdeckt worden; im Sommer 2009 wurde die Entdeckung des bislang letzten Elements 112 offiziell von der zuständigen Kommission IUPAC anerkannt. Das Element soll „Copernicum“ heißen; es ist das schwerste bekannte Element.
Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr: Der DLR-Radarsatellit TerraSAR-X liefert hoch aufgelöste Bilddaten und Informationen zu Verkehrsaufkommen, Landnutzung und Wärmerückstrahlung. DLR-Forscher entwickelten einen Thermoelektrischen Generator, der aus der Abgaswärme eines Automotors Strom für die Bordelektrik erzeugen kann.
Programmorientierte Förderung – bewährtes Verfahren setzt neue Impulse
Die Helmholtz-Gemeinschaft stellt alle fünf Jahre ihre Leistungsfähigkeit im Rahmen einer Evaluation aller Forschungsaktivitäten auf den Prüfstand. Dass die Grundfinanzierung in Abhängigkeit von den Begutachtungsergebnissen zugeschnitten wird, sieht Dr. Rolf Zettl, der Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft „als Beweis, dass es uns mit dieser Evaluierung ernst ist. Zudem zwingt sie uns, schon im Vorfeld Prioritäten und Posterioritäten zu setzen.“
So wirkt sich das Verfahren – die Programmorientierte Förderung – bereits vor und während der Begutachtung positiv auf die Leistungsfähigkeit der Forschung innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft aus; Schwachstellen werden erkannt und systematisch optimiert. Die Ergebnisse der Evaluierung aller sechs Forschungsbereiche in den Jahren 2008 und 2009 durch rund 350 internationale Experten geben Anlass zur Freude: „Es ist gut, von unabhängiger Seite darin bestätigt zu werden, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass die Qualität unserer Forschung höchsten Ansprüchen genügt. Die Begutachtung hat uns außerdem Impulse gegeben, wo wir unsere Stärken strategisch ausbauen können. So haben wir auf Anregung unserer Gutachter und unseres Senates eine Klima-Initiative ins Leben gerufen und die vielfältigen Fachkompetenzen der Helmholtz-Zentren zusammenführt“, so Zettl.
Die als Ergebnis der Begutachtung vom Senat der Helmholtz-Gemeinschaft empfohlene Finanzierung der insgesamt 28 neuen Forschungsprogramme* ist in ihrer Gesamtheit im Geschäftsbericht dargestellt. Die Finanzierungsempfehlung lautet:
Programmperiode 2009 bis 2013: 4,569 Milliarden Euro für die Forschungsbereiche Erde und Umwelt, Gesundheit sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr (Kosten inkl. DZNE und Mittel für programmungebundene Forschung).
Programmperiode 2010 bis 2014: 4,836 Milliarden Euro für die Forschungsbereiche Energie, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie (Kosten inkl. Mittel für programmungebundene Forschung).
Konjunkturprogramme – aktueller Stand der Helmholtz-Beteiligungen
„Die Helmholtz-Gemeinschaft ist sich ihrer Rolle als Innovations- und Wachstumstreiber bewusst. Helmholtz-Zentren gehören in ihren Regionen zu den größten Arbeitgebern und leisten ihren Teil, um der wirtschaftlichen Situation entgegen zu wirken. Sie bilden aus, beschäftigen weiter, tätigen Investitionen“, sagte Helmholtz-Geschäftsführer Zettl mit Verweis auf die Mittel, die der Organisation im Rahmen der Konjunkturprogramme der Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurden. Nach aktuellem Stand vom Herbst 2009 können den Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft in einem Zeitraum von 2009 bis 2011 bis zu 94 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund 198 Millionen Euro bewilligt werden. Beispiele sind die neue Experimentier-/Testing-Halle am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung als wichtige Voraussetzung für den Großbeschleuniger FAIR, der in Darmstadt in internationaler Zusammenarbeit aufgebaut wird und weltweit einmalig ist, und Kompetenzverbünde mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zu den Themen Batterieforschung und Elektromobilität, die von Helmholtz-Zentren koordiniert werden.
Ausblick – mit strategischen Initiativen für die Zukunft gut aufgestellt
In den vergangenen Jahren sind eine Reihe zukunftsorientierter strategischer Projekte aus der Helmholtz-Gemeinschaft hervorgegangen. Insbesondere die zweite Runde der Programmorientierten Förderung hat durch die zentrenübergreifende Zusammenarbeit die Entwicklung solcher Initiativen gefördert.
Einige Beispiele*:
Helmholtz-Kohorte: Krankheiten früher erkennen und besser behandeln
Klimainitiative: Neuer Forschungsverbund bündelt Kompetenzen, um regionalen Auswirkungen des globalen Klimawandels zu erforschen
Translationsforschung: Grundlagenforschung und klinische Anwendung unter einem Dach
Verstetigung der Helmholtz-Allianz „Physics at the Terascale“: Allianz zur Verbesserung der Zusammenarbeit bei der Datenanalyse, der Entwicklung neuer IT-Strukturen und neuer Technologien innerhalb der Teilchenphysik-Gemeinschaft Deutschlands
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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