Längsschnittstudie zeigt individuelle Bildungsverläufe

Wie entwickeln sich Kompetenzen im Lauf eines Lebens, welche Faktoren spielen für den Bildungserfolg eine Rolle? Und welchen Einfluss haben Bildungseinrichtungen auf diese Entwicklung?

Diese und andere Fragen der Bildungsforschung wird das Nationale Bildungspanel untersuchen und analysieren, das am Montag in Berlin gestartet wurde. Bundesbildungsministerin Annette Schavan stellte gemeinsam mit Prof. Jan-Hendrik Olbertz, Präsidiumsmitglied der Kultusministerkonferenz, dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Prof. Matthias Kleiner, und Prof. Hans-Peter Blossfeld, Leiter des Nationalen Bildungspanels das neue Instrument vor. Schavan betonte: „Deutschland erhält mit dem Nationalen Bildungspanel einen neuen Leuchtturm in der Bildungs- und Längsschnittforschung, der auch im internationalen Vergleich Maßstäbe setzt.“

So hat es das internationale Gutachtergremium der DFG bestätigt. „Die Längsschnittstudie wird der Bildungsforschung umfassende Grundlagendaten liefern, die uns bei der Umsetzung unserer Bildungskonzepte helfen“, sagte die Ministerin. Das Bundesbildungsministerium hat mit der Kultusministerkonferenz und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die wesentlichen Voraussetzungen für die Etablierung des Nationalen Bildungspanel geschaffen. „Die qualitativen Ansätze einer biografisch ausgerichteten Bildungsforschung können eine wertvolle Ergänzung der bisher überwiegend auf quantitative Erhebungen gestützten schulischen Leistungsvergleichsstudien sein“, erklärte Olbertz.

Das Nationale Bildungspanel für die Bundesrepublik Deutschland (National Educational Panel Study, NEPS) misst die Kompetenzentwicklung im Lebenslauf und wird Antworten auf zentrale bildungspolitische Fragen geben. So kann beispielsweise erstmalig beobachtet werden, wie sich Kinder aus gleichen Herkunftsfamilien und mit gleichen Kompetenzen in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen entwickeln, welche Faktoren positive Entwicklungen begünstigen, mit welchen Einflüssen Scheitern verbunden ist und wie so genannte „Risikofälle“ aufgefangen werden können.

Das Panel wird von einem interdisziplinär zusammengesetzten Exzellenznetzwerk unter der Leitung von Prof. Blossfeld organisiert. Das Bundesbildungsministerium finanziert die Arbeit in 2009 mit rund 7,5 Millionen Euro. Die zur Verfügung gestellten Mittel sollen bis 2013 kontinuierlich auf gut 16 Millionen Euro steigen. Das Land Bayern und die Universität Bamberg unterstützen das nationale Bildungspanel ebenfalls erheblich.

Das Besondere des Nationalen Bildungspanels ist die Längsschnittperspektive der Studie, vergleichbar mit einem Dokumentarfilm: Dieselben Menschen werden über längere Zeiträume regelmäßig befragt und gestestet. So lässt sich nachvollziehen, wie sich Kompetenzen im Lebenslauf entfalten, wie Kompetenzen Entscheidungen an den Übergängen der Bildungskarriere beeinflussen und wie stark sie von der Familie sowie den Bildungseinrichtungen geprägt werden. Schavan: „Genau hierin liegt der große Fortschritt beispielsweise im Vergleich zu den internationalen Querschnittstudien PISA und IGLU, die – ähnlich einer Fotografie – immer nur Momentaufnahmen der Situation zum jeweiligen Untersuchungszeitpunkt liefern können.“

Das Nationale Bildungspanel wird außerdem wichtige Datengrundlagen liefern für die Umsetzung der von Bund und Ländern beschlossenen Strategie zum lebenslangen Lernen und den sich ergebenen Anforderungen an den Einzelnen und an das Bildungssystem.

Olbertz erklärte dazu: „Ich sehe in dem Ansatz des Nationalen Bildungspanels, individuelle Lebens- und Bildungswege von Schülerinnen und Schülern bis in das Erwachsenenalter zu verfolgen, eine außerordentlich gute Möglichkeit, sich über neue Förderstrategien, über notwendige Schritte der Öffnung des Bildungssystems und über die Gestaltung seiner Übergänge und Anschlüsse Gewissheit zu verschaffen.“ Die Panel-Daten sollen der Wissenschaft breit zugänglich gemacht werden. Sie werden umfangreiches Material für verschiedene an Bildungs- und Ausbildungsprozessen interessierte Disziplinen bieten und die Grundlagen für eine verbesserte Bildungsberichterstattung und Politikberatung in Deutschland schaffen. Das Nationale Bildungspanel wird erheblich zur strukturellen Weiterentwicklung der Bildungsforschung in Deutschland sowie zu deren internationaler Vernetzung und zur Nachwuchsentwicklung beitragen.

Media Contact

Silvia von Einsiedel idw

Weitere Informationen:

http://www.bmbf.de/press/2393.php

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