Perspektiven des Dualen Studiums – Scharnier im Bildungssystem
Als ein Scharnier zwischen Berufs- und Hochschulbildung hat sich das Duale Studium inzwischen erfolgreich etabliert. Unternehmen finden so hochqualifizierten Nachwuchs, die Absolventen profitieren von gesicherten Karrierepfaden.
Im Auftrag des Bundesbildungsministeriums untersuchte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) die Entstehungsbedingungen, Interessenlagen und Umsetzungserfahrungen dualer Studiengänge und stellte jetzt die zentralen Ergebnisse öffentlich vor.
Es zeigte sich, dass der vergleichsweise neue Bildungsweg kein Selbstläufer ist. Jeder einzelne der inzwischen rund 1.000 Studiengänge wurde in Kooperation von Wirtschaft und Hochschulen aktiv und kreativ gestaltet. Ausbildungs- und Lernprozesse mussten inhaltlich und organisatorisch verknüpft werden. In der Praxis wirft dies immer wieder Probleme auf und führt zu umfangreichen Abstimmungsprozessen.
„Duale Studiengänge haben Experimentiercharakter. Deshalb gibt es wenig allgemeinverbindliche Regelungen, aber zahlreiche einzelfallorientierte Verabredungen und Standards“, stellten die IAQ-Bildungsforscher fest.
„Die Regulierungen dualer Studiengänge müssen in Zukunft transparenter dargestellt werden. Wichtig sind verbindliche Qualitätskriterien und Mindeststandards bei den Lernstrukturen und den Vertragsbedingungen“, so Dr. Sirikit Krone vom IAQ.
„Wie und in welchem Umfang sich die Studienorganisation beeinflussen lässt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen z.B. die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Entstehungszusammenhänge oder die Hochschulstrukturen“, so die IAQ-Wissenschaftlerinnen Monique Ratermann und Anika Torlümke. Anders als im traditionellen dualen Ausbildungssystem sind die Wirkungsmöglichkeiten der Sozialpartner aber sehr ungleich verteilt. Die Unternehmer und ihre Verbände haben zum Teil relativ großen Einfluss, weil sie die dualen Studiengänge mitgestalten.
Über die Vergabe von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen bestimmen sie ebenso den Zugang.
Gewerkschaften und betriebliche Mitbestimmungsorgane spielen dagegen eine eher geringe Rolle. In den Interviews stellte sich auch heraus, dass die „Studzubis“ teilweise schlechter gestellt sind als die anderen Auszubildenden, etwa bei der Vergütung oder ihrem Urlaubsanspruch. „Es zeigen sich eine Reihe problematischer Aspekte bei der Umsetzung in die betriebliche Praxis. Die betriebliche Interessenvertretung sollte sich in Zukunft verstärkt darum kümmern“, raten die IAQ-Forscherinnen.
Weitere Informationen:
• Dr. Sirikit Krone, Tel.: 0203.379-1350, sirikit.krone@uni-due.de
• Dr. Ulrich Mill, Tel. 0203-379-1816, ulrich.mill@uni-due.de
• Monique Ratermann, Tel.: 0203-379-2397, monique.ratermann@uni-due.de
• Anika Torlümke, Tel.: 0203/379-1817, anika.torluemke@uni-due.de
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de
Beate H. Kostka M.A.
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