Service Learning: Bringt das was?
Bereits seit 2007 hat der Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung der Universität Würzburg sogenannte „Service Learning“-Seminare im Angebot. Studierende lernen dort in der Theorie, wie sie beispielsweise Kinder mit Sprach- und Lernschwierigkeiten fördern können. Im Anschluss daran wenden sie das neu erworbene Wissen in der Praxis in Schulen und Kindertagesstätten an. Der soziale Nutzen liegt auf der Hand: Förderbedürftige Schüler erhalten zusätzliche Aufmerksamkeit und Hilfen, die sonst nicht möglich wären.
Der akademische Nutzen
Ob diese vergleichsweise neue Form der Hochschullehre aber auch den Studierenden selbst nutzt, ist bislang in Deutschland noch völlig ungeklärt. „Wir bieten Service Learning an, weil wir felsenfest überzeugt sind, hierdurch das Verständnis für Theorien und Konzepte sowie die Studienmotivation der Studierenden zu verbessern“, beschreibt Professor Heinz Reinders seine Gründe, Service Learning anzubieten. Reinders ist Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung; er hat Service Learning an der Universität Würzburg ins Leben gerufen.
Diese Überzeugung reicht dem Wissenschaftler allerdings nicht. Er wünscht sich Daten und Fakten, die den akademischen Mehrwert von Service Learning belegen. Bislang würden zwar in das Prinzip des Service Learnings sehr hohe Erwartungen gesteckt. Ein Beleg, ob und unter welchen Bedingungen das Angebot wirklich die bessere Lehralternative ist, fehle jedoch. Weder für Deutschland existierten demensprechende Untersuchungen. Auch internationale Studien würden keine Hinweise geben, ob und warum Service Learning normalen Seminarformen überlegen ist. „Das müssen wir dringend ändern, um wirklich gute Hochschullehre anbieten zu können“, fordert deshalb der Bildungsforscher.
Forschung für bessere Lehre
Hierzu erhalten Reinders und Stefanie Hillesheim, die die Stabsstelle Service Learning am Lehrstuhl inne hat, nun die Gelegenheit. In den kommenden zwei Jahren werden sie Service-Learning-Angebote mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben. Einen passenden Titel haben die Forscher bereits für das Projekt: „servU – Service Learning an Universitäten“.
Die Wissenschaftler werden Studierende der Pädagogik über zwei Semester hinweg begleiten und jene Studierende, die an Service Learning teilnehmen, mit solchen vergleichen, die dieses Angebot nicht nutzen. Der Beginn hierfür ist im Wintersemester 2013/14. Die Studierenden müssen in dieser Zeit in Fragebögen und einer Art Tagebuch-Einträgen Auskunft über ihre Motivation, ihr akademisches Selbstverständnis und ihren Lernerfolg geben. „Die Ergebnisse der Studie sind so nah an der Praxis, dass sie uns unmittelbar helfen werden, ein Verständnis für gute Service-Learning-Seminare zu entwickeln“, ist sich Reinders sicher.
Aus Sicht der Bildungsforscher beweist das Projekt, dass Forschung und Lehre keine Gegensätze sind, sondern einander ergänzen. „Wir schauen uns selbst auf die Finger, um unsere Lehre zu verbessern und gleichzeitig allen anderen Service-Learning-Standorten unsere Erkenntnisse für die Lehrpraxis anzubieten.“
Vorreiter in Sachen Lehrinnovationen
Damit bestätige die Würzburger Bildungsforschung ihre Vorreiterrolle in Sachen Lehrinnovationen. Denn bereits im März 2009 schlossen sich in einem feierlichen Akt im Toscanasaal der Universität Würzburg neun Hochschulen zum „Netzwerk Bildung durch Verantwortung“ zusammen, in dem mittlerweile neben den Gründungshochschulen sieben weitere Universitäten Mitglied sind.
Kontakt
Prof. Dr. Heinz Reinders, T: (0931) 31-85563,
E-Mail: heinz.reinders@uni-wuerzburg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-wuerzburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft
Neueste Beiträge
Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen
Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…
Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen
Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…
Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität
HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…