„Die Welt im Wald entdecken“: In der Natur nachhaltig Handeln lernen
Für viele Kinder sind Ausflüge in den Wald selten. Für Kinder in Waldkindergärten sind sie Alltag. Studien belegen, dass es auch hier noch Verbesserungspotenzial gibt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert nun mit rund 125.000 Euro ein Projekt des Bundesverbandes Natur- und Waldkindergärten (BvNW) und der Universität Freiburg, in dem Vorschulkinder „Wald“ als Lebensgrundlage für Mensch und Tier erfahren können.
„Kinder sollten möglichst früh lernen, Verantwortung für die Natur zu übernehmen. Ihr Wissen können sie folgenden Generationen übermitteln“, sagte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Hierzu würden 20 „Erzieher-Förster-Teams“ in waldbezogener Bildung geschult. Im Projekt engagieren sich zwölf Landesforsten, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der Verband Österreichischer Förster (VÖF) sowie zwei Organisationen aus Japan und Südkorea. Die heutige Fachtagung „Die Welt im Wald entdecken!?“ in Limburg markiert den Auftakt.
„Der Wald ist Kohlendioxid-Senke, Rohstofflieferant und Herberge für eine zum Teil sogar noch unerforschte biologische und kulturelle Vielfalt“, betonte Dr. Beate Kohler vom Institut für Forst- und Umweltpolitik der Uni Freiburg. Im Umgang mit dem Wald würden die Herausforderungen für das Bewahren, nachhaltige Nutzen und gerechte Verteilen von Ressourcen sichtbar. Deshalb eigne er sich wie kaum ein anderes Beispiel als „Lernort einer tragfähigen Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
Bislang nutzen laut Ute Schulte Ostermann, Vorsitzende des BvNW, hauptsächlich außerschulische Akteure und Einrichtungen – wie zum Beispiel regionale Umweltbildungs- und Walderlebniszentren sowie Bildungseinrichtungen der Landesforstverwaltungen – den Wald als Erfahrungs- und Lernraum. In Schulen seien vergleichbare Bildungsangebote nur vereinzelt zu finden. Im Elementarbereich näherten sich vor allem die Wald- und Naturkindergärten dem anschaulichen und erfahrbaren Vermitteln von Naturwissen, schöpften ihr Potenzial aber noch nicht ausreichend aus. „Deshalb ist es unser Ziel, die waldbezogene Bildung in Waldkindergärten, aber auch in Regelkindergärten mit Waldausrichtung noch stärker zu verankern“, sagte Brickwedde.
„Hierzu werden insgesamt 20 wald- und naturnahe Kindergärten sowie 20 Försterinnen und Förster eng zusammenarbeiten“, erläuterten Kohler und Schulte Ostermann. An insgesamt 16 Tagen würden die Teilnehmer in Form von 20 so genannten „Erzieher-Förster-Tandems“ entsprechend weiterqualifiziert und entwickelten mit Hilfe von Experten Bildungsangebote für den Lernübergang vom Kindergarten in die Grundschule. Brickwedde: „Diese Angebote sollen sich inhaltlich und qualitativ an den Standards der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung orientieren und die Schlüsselthemen Ökosystemdienstleistungen, Klimawandel, Lebensraumbewahrung, biologische Vielfalt und nachhaltiger Konsum umfassen.“ Um diese Angebote möglichst vielfältig gestalten zu können, seien die „Tandems“ dazu aufgefordert, mindestens einen weiteren Akteur aus einer anderen Fachrichtung in ihre Arbeit einzubeziehen. Diese so genannte „Paten“ könne aus dem Naturschutz, der Entwicklungshilfe, einer Kirche, einem Unternehmen oder der Kultur- und Sozialarbeit kommen.
Im Rahmen des Projekts kooperieren die Projektpartner BvNW und Universität Freiburg mit den Forstverwaltungen von Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, dem SDW, dem VÖF, dem japanischen Lizuna Outdoor & Nature Experience Center und der südkoreanischen Nichtregierungsorganisation NALMANNAUNSUB – was so viel heißt wie „sich im Wald treffen“. „NALMANNAUNSUB hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine neue ‚Natur-Kultur‘ in Südkorea aufzubauen und Waldkindergärten nach deutschem Vorbild einzuführen“, führte Schulte Ostermann aus. Auf Fachtagungen in Deutschland, Japan und Korea würden die erarbeiteten Bildungsangebote vorgestellt und diskutiert. Durch Publikationen und bundesweite Fortbildungsseminare würden die Projektergebnisse an andere Erzieher und Förster weiter vermittelt.
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