Antibiotikaprojekt wird durch Inkubator INCATE gefördert
Neue Wirkstoffklasse zur Bekämpfung multiresistenter Erreger soll in den kommenden Jahren bis hin zur Marktreife entwickelt werden.
Forschende des HIPS konnten erfolgreich eine Förderung des Inkubators INCATE für die Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse einwerben. Die INCATE-Förderung in Höhe von 10.000 Euro wird es dem Team um Dr. Jennifer Herrmann ermöglichen, gemeinsam mit externen Beratern die notwendigen Schritte für eine potenzielle Vermarktung von Chlorotonilen genauer zu bestimmen. Die Wirkstoffklasse zeigt im Mausmodell hervorragende Wirkung gegen den Krankenhauskeim MRSA und weitere Erreger.
Eine Vielzahl von Wirkstoffen scheitert im Entwicklungsprozess am Übergang von der akademischen in die klinische Forschung. Der Baseler Inkubator INCATE (Incubator for Antibacterial Therapies in Europe) hat es sich daher zum Ziel gemacht, diese Lücke durch die gezielte Förderung vielversprechender Projekte zu überwinden. Im aktuellen Vorhaben von Forschenden des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) steht die Substanzklasse der Chlorotonile im Vordergrund. Hierbei handelt es sich um myxobakterielle Naturstoffe mit vielversprechender Wirkung gegen multiresistente Keime – unter anderem auch gegen den Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.
Obwohl die Chlorotonile und ihre antimikrobielle Wirkung bereits 2015 entdeckt wurden, war eine klinische Anwendung der Substanzklasse bislang nicht möglich. Grund hierfür sind unvorteilhafte physikochemische Eigenschaften der ursprünglichen Chlorotonil-Derivate, wie zum Beispiel eine schlechte Wasserlöslichkeit. Erst durch wissenschaftliche Erkenntnisse der vergangenen Jahre konnten neue Vertreter der Chlorotonile hergestellt werden, welche für eine Anwendung am Menschen infrage kommen. „Wir haben uns lange und eingehend mit dieser sehr interessanten Substanzklasse beschäftigt, da wir in ihr ein großes Potenzial gesehen haben. Unser Wissen haben wir schließlich angewendet, um die Chlorotonile durch gezielte Modifikationen so zu verändern, dass sie sich für eine Anwendung am Menschen eignen, aber gleichzeitig ihre gute Wirksamkeit nicht verlieren“, sagt Jennifer Herrmann, leitende Wissenschaftlerin aus der Abteilung von Prof. Rolf Müller.
Die INCATE-Förderung in Höhe von 10.000 Euro wird es dem Team ermöglichen, gemeinsam mit externen Beratern die weiteren Schritte für eine Vermarktung zu ermitteln. Hierzu zählt vor allem auch, ein passendes Indikationsgebiet für die Anwendung der Chlorotonile zu finden. „Neue Antibiotika auf den Markt zu bringen ist nicht einfach, da Pharmaunternehmen aufgrund des geringen Preises nur wenig Interesse an diesen Substanzen zeigen. Umso wichtiger ist es für uns, im Vorfeld genau zu bestimmen, in welcher Nische wir unser Produkt platzieren wollen, um unsere Erfolgschancen so weit wie möglich zu steigern“, sagt Rolf Müller. Unterstützt wird das Forschungsteam des HIPS bei seinem Vorhaben durch Thomas Hesterkamp vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
Die Pressemitteilung finden Sie auch auf der HIPS-Homepage unter https://www.helmholtz-hips.de/de/news-events/news/detail/news/saarbruecker-antib…
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland:
Das HIPS in Saarbrücken wurde 2009 als Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes gegründet. Die Forschenden suchen hier insbesondere nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, optimieren diese für die Anwendung am Menschen und erforschen, wie diese am besten zu ihrem Wirkort im menschlichen Körper transportiert werden können. http://www.helmholtz-hips.de
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Wissenschaftler:innen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen in Braunschweig und an anderen Standorten in Deutschland bakterielle und virale Infektionen sowie die Abwehrmechanismen des Körpers. Sie verfügen über fundiertes Fachwissen in der Naturstoffforschung und deren Nutzung als wertvolle Quelle für neuartige Antiinfektiva. Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) betreibt das HZI translationale Forschung, um die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger Therapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu schaffen. http://www.helmholtz-hzi.de
INCATE:
INCATE ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die translationale- und Grundlagenforschung sowie Industrie, erfahrene Unternehmer und Investoren aus ganz Europa und darüber hinaus zusammenbringt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das deutsche Konsortium InfectControl, das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Leibniz-HKI sowie der Schweizerische Nationale Forschungsschwerpunkt AntiResist und das Innovationsbüro der Universität Basel sind die akademischen Gründungsmitglieder der Partnerschaft. Gemeinsam mit den vier Industriepartnern Boehringer Ingelheim Venture Fund, Roche, Shionogi und MSD Deutschland sowie weiteren Organisationen, Förderern und Investoren will INCATE dafür sorgen, dass die Pipeline an neuen Antibiotika und Diagnostika gefüllt und ausgebaut wird. http://www.incate.net
Kontakt für die Medien:
Dr. Yannic Nonnenmacher
PR-Manager HIPS
Tel. 0681 98806-3021
yannic.nonnenmacher@helmholtz-hips.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…