Ausgezeichnete Doktorarbeit: Stammzellen bekämpfen Hirntumor
In ihrer Arbeit hat sie aufgeklärt, wie körpereigene Stammzellen Hirntumore bekämpfen. Dieses Verständnis kann als Basis für einen neuen Therapieansatz dienen. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert und wird am 6. November feierlich überreicht.
Das Glioblastom ist einer der häufigsten und bösartigsten Hirntumore. Diese Krebsart tritt überwiegend in höherem Alter auf. Dr. Kristin Stock konnte in ihrer Dissertation zeigen, wie der hirneigene Schutzmechanismus im jungen Gehirn funktioniert, der auf der Aktivität von neuralen Stamm- und Vorläuferzellen basiert. Dabei ummanteln die Stammzellen den Tumor und treiben die Tumorzellen in den Zelltod.
Die neuralen Stammzellen wandern zum Glioblastom und schütten dort Botenstoffe, so genannte Vanilloide, aus. Diese aktivieren auf den Tumorzellen einen Ionenkanal namens TRPV1 und lösen damit einen stressinduzierten Zelltod aus – der Tumor schrumpft. Da die Anzahl der Stammzellen und deren Aktivität im Alter stark abnehmen, geht die körpereigene Verteidigung mit zunehmendem Alter verloren.
Kristin Stock hat in ihrer Arbeit auch untersucht, wie der Schutz durch die Stammzellen medizinisch genutzt werden kann. Sie betont: „Es ist nicht möglich, älteren Patienten einfach Stammzellen zu transplantieren. Diese könnten entarten und dann ihrerseits Hirntumore auslösen.“ Doch für die Tumorschutzwirkung werden auch eigentlich nicht die Stammzellen, sondern die von ihnen ausgeschütteten Vanilloid-Botenstoffe benötigt. Bei Mäusen konnte die Behandlung mit einem synthetisch hergestellten Vanilloid, dem Arvanil, die Schutzwirkung nachahmen.
Arvanil-behandelte Mäuse lebten deutlich länger als unbehandelte. Arvanil zeigt auch Wirkung in Tumoren, bei denen die Chemotherapie aufgrund einer Resistenzentwicklung keinen Effekt hatte.
Arvanil wird vom Menschen aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen und ist daher nicht als Medikament zugelassen, kann aber als Basis für die Entwicklung neuer gezielt TRPV1-aktivierender Wirkstoffe und Therapien dieser tödlichen Hirntumore dienen.
Mit ihrer anspruchsvollen Dissertation konnte Kristin Stock die Jury des Forschungsverbundes überzeugen. Die junge Wissenschaftlerin hat die Funktion des Ionenkanals in den Tumorzellen im Gehirn aufgeklärt. Dabei hat sie mit Kreativität und Engagement eine Vielfalt an technischen Methoden zielgerichtet eingesetzt und ausgewertet.
Ihre Arbeit entstand in der MDC-Forschungsgruppe „Zelluläre Neurowissenschaften“ von Prof. Helmut Kettenmann und wurde in der renommierten Zeitschrift „Nature Medicine“ publiziert. Dr. Stock wurde darüber hinaus für ihre Dissertation mit dem Robert-Koch-Preis der Charité-Universitätsmedizin Berlin 2013 ausgezeichnet.
Kristin Stock arbeitet mittlerweile als Postdoktorandin in der präklinischen Onkologieforschung der Bayer Pharma AG in Berlin. „Mit meiner Forschung möchte ich dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln. Daher möchte ich jetzt die Wissenschaft in der Industrie kennen lernen, denn dort ist man näher an der Anwendung“, erklärt Stock. „Die Arbeit ist letztendlich ähnlich, auch hier sind Kooperationen in interdisziplinären Teams essenziell und die Präsentation der wissenschaftlichen Daten auf Konferenzen und in Fachzeitschriften wichtig.“
Der Forschungsverbund Berlin e.V. vergibt den Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis seit dem Jahr 2001. Die Auszeichnung wird jährlich an eine junge Wissenschaftlerin vergeben, die auf einem Gebiet tätig ist, das von den Instituten des Forschungsverbundes Berlin bearbeitet wird; die Arbeit muss jedoch nicht an einem Institut des Forschungsverbundes entstanden sein. Die Arbeitsfelder der Institute liegen u. a. in den Bereichen IuK-Technik, Strukturforschung, Optoelektronik und Laserforschung, Mikrosystemtechnik, Neue Materialien, Angewandte Mathematik, Molekulare Medizin und Biologie, Veterinärmedizin, Biotechnologie und Umweltforschung.
JournalistInnen sind herzlich zur Preisverleihung am 6. November 2013 um 19 Uhr in Berlin-Mitte (Leibniz-Geschäftsstelle, Chausseestr. 111/Ecke Invalidenstr.) eingeladen. Weitere Informationen und Anmeldung unter wiemer@fv-berlin.de.
Gesine Wiemer
Forschungsverbund Berlin
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