Ausgezeichnete Forschung zur Verbesserung des Tierschutzes in der Wissenschaft
Ursula M. Händel-Tierschutzpreis für Physiologen Thomas Korff / Innovative Methoden und Modelle bei Erforschung von Gefäßerkrankungen / Preisverleihung am 20. März in Berlin
Zum fünften Mal verleiht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in diesem Jahr den Ursula M. Händel-Tierschutzpreis an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den Tierschutz in der Forschung verbessern.
Die mit 100 000 Euro dotierte Auszeichnung erhält Professor Thomas Korff vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Heidelberg, der in der vaskulären Forschung, also der Forschung von Gefäßerkrankungen, tätig ist. Er wird ausgezeichnet für die vorbildliche Umsetzung des 3-R-Prinzips (Reduction, Refinement, Replacement). Korff hat in seiner Arbeit verschiedene Verfahren entwickelt, die die Belastung für die in Tierversuchen eingesetzten Tiere vermindern, die Zahl der erforderlichen Versuchstiere reduzieren und Alternativmethoden zu Tierversuchen aufzeigen.
DFG-Präsident Professor Peter Strohschneider wird den Ursula M. Händel-Tierschutzpreis am 20. März 2014 in Berlin an Thomas Korff verleihen. „Es geht der DFG darum, wie Forschung, die trotz allem auf Tierversuche nicht vollständig verzichten kann, gleichzeitig dazu beiträgt, die Zahl der Versuche zu minimieren und die Versuchsbedingungen so zu gestalten, dass sie die Tiere so wenig wie möglich belasten“, erklärte Strohschneider anlässlich der Bekanntgabe des Preisträgers. Vor der Preisverleihung thematisiert ein Workshop „Tiermodelle in der Forschung – Chancen und Grenzen“.
Der neue Träger des Tierschutzpreises wurde von einer Jury unter neun Bewerbungen ausgewählt. Die Jury überzeugte dabei vor allem die konsequente Nutzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung für die Umsetzung des 3-R-Prinzips in der biomedizinischen Forschung. Sie hob besonders die Relevanz von Korffs methodischen Neu- und Weiterentwicklungen für ein breites Forschungsgebiet von der Herz-Kreislauf-Physiologie bis hin zur Tumorforschung hervor. Korffs Erkenntnisse und Methoden wurden bereits auch von der pharmazeutischen Industrie aufgegriffen. „Die Auszeichnung für Thomas Korff trägt nicht nur den erfolgreichen Einzelentwicklungen, sondern auch der wissenschaftlichen Gesamtleistung des Wissenschaftlers im Sinne des Tierschutzes in der biomedizinischen Forschung Rechnung“, betonte Professor Gerhard Heldmaier, Vorsitzender der DFG-Senatskommission für tierexperimentelle Forschung, nach der Entscheidung der Jury.
Ein zentrales Anliegen der Forschung von Thomas Korff ist die Aufklärung von Mechanismen, die zu krankhaften Veränderungen des Gefäßsystems führen. Dazu gehören durch Tumorwachstum ausgelöste Neubildungen von Blutgefäßen (Angiogenese) ebenso wie die Bildung arteriosklerotischer Plaques oder Krampfadern. Mit der Charakterisierung von Proteinen, die in den Wänden der Blutgefäße die sogenannten glatten Gefäßmuskelzellen steuern, trägt er zur Aufklärung von Krankheiten wie Bluthochdruck bei. Diese Erkenntnisse können neue Wege aufzeigen, wie Gefäßerkrankungen verhindert und erwünschte Gefäßwachstumsprozesse gezielt stimuliert werden können.
Zur Untersuchung einzelner Zellreaktionen bei Gefäßveränderungen nutzt Korff Zellkultursysteme und entwickelt diese gezielt weiter. Diese Alternativmethode ermöglicht, auf sehr belastende Tierversuche zu verzichten und leistet so einen bedeutsamen Beitrag im Hinblick auf die Aspekte Replacement und Reduction des 3-R-Prinzips. Komplexere Umbauprozesse in einer Gefäßwand lassen sich nur am lebenden Organismus studieren. Auch hierzu hat Korff neue Methoden entwickelt, die auf schonende Weise eine Gefäßneubildung am Mäuseohr beobachten lassen und die bisher dafür notwendigen, belastenden Tierversuche mit Unterbrechung der Blutzufuhr zu größeren Organen ersetzen (Refinement).
Die DFG fördert den offenen und vorurteilsfreien Dialog zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik. Im Rahmenprogramm der Verleihung des Ursula M. Händel-Tierschutzpreises am 20. März lädt sie deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Medien sowie Parlamentarier und weitere Repräsentanten der Politik zu einem begleitenden Workshop ein. Vor der um 17.30 Uhr beginnenden Preisverleihung im WissenschaftsForum Berlin soll der Workshop von 11.30 bis 17.00 Uhr im Einstein-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften anhand ausgewählter Beispiele die Erfolge der Forschung an Tiermodellen sichtbar machen und Perspektiven für die zukünftige Entwicklung entwerfen. Ebenso geht es aber auch um die Grenzen dieses methodischen Konzepts, insbesondere die heuristischen und ethischen Probleme und die komplexe Frage der Übertragbarkeit seiner Ergebnisse.
Weiterführende Informationen
Medienkontakt:
Bereich Presse- und Öffentlichkeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de
Ausführliche Informationen zum Preis, seiner Stifterin Ursula M. Händel und den Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich unter: www.dfg.de/haendel-preis
Fachlicher Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Christoph Limbach, Referent in der Gruppe Lebenswissenschaften, Tel. +49 228 885-2895, Christoph.Limbach@dfg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.dfg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Klimawandel führt zu mehr alpinen Gefahren
Von Steinschlag bis Eislawine: So hat der Klimawandel die Naturgefahren in den Alpen verändert. Der Klimawandel intensiviert vielerorts Naturgefahren in den Bergen und stellt den Alpenraum damit vor besondere Herausforderungen….
SAFECAR-ML: Künstliche Intelligenz beschleunigt die Fahrzeugentwicklung
Mit neuen Methoden des Maschinellen Lernens gelingt es, Daten aus der Crashtest-Entwicklung besser zu verstehen und zu verarbeiten. Im Projekt SAFECAR-ML entsteht eine automatisierte Lösung zur Dokumentation virtueller Crashtests, die…
Robotergestütztes Laserverfahren ermöglicht schonende Kraniotomie im Wachzustand
Um während neurochirurgischen Eingriffen komplexe Hirnfunktionen testen zu können, werden diese an wachen, lokal anästhesierten Patienten durchgeführt. So können die Chirurgen mit ihnen interagieren und prüfen, wie sich ihr Eingriff…