Auszeichnung für Kognitionsforschung an Bienen
Randolf Menzel, Professor für Neurobiologie an der Freien Universität Berlin und am Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience, wird für seine herausragenden Arbeiten zu den kognitiven Fähigkeiten von Honigbienen mit dem internationalen Forschungspreis der Fondation Fyssen ausgezeichnet.
Die Fondation Fyssen unterstützt Forschungsarbeiten zu neuronalen Grundlagen kognitiver Mechanismen wie Denken, Lernen oder Fühlen. Der Preis wird am 27.März 2008 mit einem Festakt in Paris von dem Präsidenten der Fyssen Stiftung Prof. Philippe Descola in Gegenwart des französischen Ministers für Forschung, dem deutschen Botschafter und weiteren hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik und Forschung übergeben.
Mit raffiniert angelegten Experimenten und modernen Technologien haben Menzel und seine Mitarbeiter eine Wende in der Betrachtungsweise der kognitiven Fähigkeiten kleiner Gehirne herbeigeführt. „Weil die Bienen so kleine Gehirn haben, hat man lange geglaubt, dass sich ihr Verhalten durch eine begrenzte Zahl sehr einfacher Operationen erklären lässt“, sagt Menzel. „Wir konnten zeigen, dass ein solch elementarer Erklärungsansatz nicht ausreicht, um das komplexe Sozialverhalten, die Navigation und das Lernverhalten der Bienen zu erklären. Vielmehr haben die Tiere ganz erstaunliche kognitive Fähigkeiten“.
Trotz ihres recht kleinen Nervensystems lernen Bienen sehr schnell. Sie prägen sich Merkmale in der Landschaft ein, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren, sie kommunizieren und lernen voneinander. Ihr „Schwänzeltanz“, mit dem sie sich die Lage neuer Futterquellen mitteilen, ist wohl die fortgeschrittenste Kommunikationsform, die wir unterhalb der Affen und Menschen kennen.
Was aber geht in den Gehirnen der Bienen genau vor, bei ihren Navigationsleistungen, bei der Futtersuche und während sie Informationen aus dem Tanz aufnehmen? Wie Menzel zeigen konnte, haben Bienen eine komplexe geometrische Karte im Kopf, in die sie Richtungs- und Entfernungsinformation aus dem Schwänzeltanz einordnen. So finden sie den Weg zur angezeigten Futterquelle nicht nur von ihrem Bienenstock aus, wo sie den Tanz beobachtet haben, sie fliegen auch Umwege zu bekannten Stellen oder nehmen Abkürzungen. Darüber hinaus treffen Bienen Entscheidungen: Sie vergleichen neue Informationen mit bereits Bekanntem und probieren in ihren Suchflügen verschiedene Optionen aus. In neueren Experimenten suchen Menzel und seine Kollegen nach den neuronalen Korrelaten für Lern- und Entscheidungsvorgänge. „Die Biene ist sehr kooperativ und eignet sich gut für solche Experimente. Sie zeigt auch unter Laborbedingungen komplexe Lernformen, die wir nun physiologisch untersuchen können“, erklärt Menzel.
Randolf Menzel hat in Tübingen und Frankfurt am Main Biologie, Chemie und Physik studiert. 1972 wurde er Professor am Zoologischen Institut der TH Darmstadt, bevor er 1976 einen Ruf an das Institut für Neurobiologie an der FU Berlin annahm. Für seine Arbeiten zu den kognitiven Leistungen der Honigbiene wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er im Jahre 1991 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, im Jahre 2000 den Körberpreis für die Europäische Wissenschaft und 2004 die Karl-Ritter von Frisch-Medaille der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Im Jahre 2007 wurde Menzel die Ehrendoktorwürde der Universität Toulouse verliehen. Menzel ist zudem Gründungsmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Weitere Informationen erhalten Sie von:
Prof. Dr. Dr. h.c. Randolf Menzel
Institut für Biologie, Königin-Luise-Str. 28/30, 14195 Berlin-Dahlem, Tel.: 030/-838-53930, E-Mail: menzel@neurobiologie.fu-berlin.de
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