Mit Genomforschung gegen Infektionskrankheiten
Braunschweig erhält über 20 Mio. DM Projektmittel vom BMBF
Mit über 20 Mio. DM Projektmitteln vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bekommt Braunschweig in den nächsten drei Jahren einen kräftigen Schub als Standort der Genomforschung für Infektionskrankheiten. Wie das BMBF heute mitteilte, wird die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) eine von fünf Einrichtungen im Kernbereich des Nationalen Genomforschungsnetz und erhält dafür in den kommenden drei Jahren 15 Mio. DM. Für die Entwicklung von Plattformtechnologien werden weitere 5,4 Mio. DM an das von der GBF koordinierte Kompetenzzentrum Bioinformatik vergeben.
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Die GBF profitiert dabei von ihren langjährigen Erfahrungen zum Beispiel bei der Entschlüsselung des Chromosom 21. Prof. Dr. Rudi Balling, wissenschaftlicher Geschäftsführer der GBF, begrüßt, dass mit den Mitteln auch die Infektionsforschung gestärkt wird. Infektionskrankheiten sind weltweit für ein Drittel aller Todesfälle verantwortlich. Sie gehören zu den großen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Allergien. Balling: „Die Genomforschung bietet uns erstmals ein geeignetes Instrument, um die Mechanismen dieser komplexen Erkrankungen aufzuklären. Mit diesem Wissen haben wir die Möglichkeit, Krankheiten ursächlich zu bekämpfen, bei denen heute nur eine Behandlung der Symptome möglich ist.“ Das BMBF habe zudem eine einmalige Chance genutzt, um den Abstand zu den auf diesem Gebiet führenden Nationen wie den USA zu verringern.
Die GBF wird an mehreren Plattformen des Nationalen Genomforschungsnetz beteiligt sein. Eine zentrale Aktivität bildet die Entwicklung von Tiermodellen. Die GBF-Wissenschaftler werden dabei gezielt Mäuse untersuchen, die besonders empfindlich oder widerstandsfähig gegenüber Infektionen sind. „Diese Phänome finden wir ebenso beim Menschen, so dass sich hier ganz neue Ansatzpunkte für die Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten ergeben könnten. Unser Ziel wird auch die Entwicklung neuer Schutzimpfungen sein“, sagt Balling. Beteiligt ist die GBF weiterhin an der Sequenzierung des Rattengenoms. Die Ratte ist das wichtigste Tiermodell für die Erforschung von Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck, an deren Entstehung eine Vielzahl von Faktoren beteiligt sind. Weitere Aktivitäten sind die Entwicklung von Datenbanken oder die systematische Herstellung von Antikörpern.
Die GBF wird weiterhin ein Kompetenzzentrum für Bioinformatik. An dem Projekt „Intergenomics“ sind neben der GBF die Technische Universität Braunschweig, die FH Braunschweig/Wolfenbüttel sowie das Unternehmen Biobase GmbH beteiligt. Mit Computermodellen wollen die Wissenschaftler simulieren, wie sich die Genome von Wirt und Erreger bei einer Infektion verhalten. Im Rahmen des Projekts sollen die dafür erforderlichen Datenbanken, Werkzeuge und Dienstleistungen etabliert werden. Ergänzt werden die Aktivitäten durch ein spezielles Studienprogramm, an dem Biologie- und Informatikgruppen sowohl aus der Universität als auch aus der Fachhochschule beteiligt sind.
Insgesamt investiert das BMBF in den kommenden drei Jahren 350 Mio. DM in das Nationale Genomforschungsnetz. Die Institute im Kernbereich werden eigene systematische Genomforschung betreiben und zusätzlich neue Techniken sowie Dienstleistungen anbieten. Um diese fünf Institute wird jeweils ein medizinisches Netzwerk etabliert. Im Krankheitsbereich Infektion verknüpft die GBF die Kompetenzen, in der Krebsforschung ist es das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ, Heidelberg), bei Umwelterkrankungen das GSF-Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GSF, München), bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin (MDC, Berlin) und bei Erkrankungen des Nervensystems das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (Berlin). In den medizinischen Netzwerken werden konkrete Ansätze zur Bekämpfung der Krankheiten entwickelt. Hier sind Hochschulen besonders stark eingebunden. Die Fördersumme teilen sich der Kernbereich und die medizinischen Netzwerke, die 133 bzw. 132 Mio. DM erhalten. Unterstützt werden die Arbeiten von den Kompetenzzentren für „Bioinformatik“ und „Proteomforschung“. An die sechs Koordinatoren fließen insgesamt 65 Mio. DM. Für begleitende Projekte zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen werden 20 Mio. DM bereitgestellt.
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