IOC fördert Dopingforschung – Münchener Arbeitsgruppe erhält DM 425.000,–

Seit einigen Jahren gerät auch das Wachstumshormon immer wieder in die Schlagzeilen, da es zu Dopingzwecken von Sportlern verwendet wird. Bis heute jedoch gibt es kein anerkanntes Nachweisverfahren. Erwischt werden können die Athleten eigentlich nur bei Zollkontrollen, wie zuletzt bei den Olympischen Spielen in Sydney ein Offizieller des Usbekischen Teams, der mit einigen Ampullen hGH anreiste.

Zwar hatten bereits 1999 Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie an der Medizinischen Klinik Innenstadt des Klinikums der Ludwig-Maximilians Universität in München ein erfolgversprechendes Nachweisverfahren in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. Dies stieß jedoch zunächst auf taube Ohren bei den Offiziellen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Im Herbst letzten Jahres hatte dann Dr. Patrick Schamasch, der Medizinische Direktor des IOC, die Münchner Wissenschaftler um den Endokrinologen Dr. Christian J. Strasburger besucht und sich deren Pläne für einen unabhängigen Bestätigungstest erläutern lassen. Nach mehreren Ankündigungen haben die Münchner Forscher nun DM 425.000,– bewilligt bekommen, um ihr Projekt in die Tat umzusetzen.

Hauptschwierigkeit bei dem Nachweis von gentechnisch hergestelltem hGH in Dopingproben ist, dass dieses absolut identisch ist mit der Hauptform des vom menschlichen Körper in der Hirnanhangdrüse selbst produzierten hGH. Allerdings produziert die menschliche Hirnanhangdrüse neben dieser Hauptform zusätzlich noch weitere, minimal unterschiedliche Formen von hGH. Das Verfahren der Münchner beruht nun auf der Messung des Anteils dieser von der Hauptform unterscheidbaren Varianten. Spritzt sich ein Athlet das gentechnisch hergestellte hGH, so weist sein Blut eine überdurchschnittlich hohe Konzentration der Hauptform von hGH auf.

Gleichzeitig hört seine Hirnanhangdrüse – da ja genug von außen zugeführtes hGH vorhanden ist – auf, selber hGH zu produzieren.

Gleichzeitig hört seine Hirnanhangdrüse – da ja genug von außen zugeführtes hGH vorhanden ist – auf, selber hGH zu produzieren. Dies führt zu einer deutlichen Verminderung der hGH-Varianten im Blut, da diese ja im gentechnisch hergestellten hGH nicht vorkommen. Spezifisch Messen kann man die minimale unterschiedlichen hGH-Moleküle mit sogenannten monoklonalen Antikörpern – Eiweißen, die vom Immunsystem gegen körperfremde Stoffe gebildet werden und spezifisch an diese „andocken“ können. Seit mehr als 10 Jahren entwickelt Dr. Strasburger mit seinen Mitarbeitern nun eine Vielzahl solcher Antikörper speziell gegen Wachstumshormon. Dadurch war die Gruppe in der Lage, Antikörper zu selektieren, die nicht alle Moleküle binden, die ungefähr wie hGH gebaut sind, sondern sehr spezifisch nur bestimmte Unterformen von hGH.

Um das Verfahren für Dopingkontrollen nutzbar zu machen, sollten Ergebnisse mit einer unabhängigen Methode bestätigt werden können. Diese zu entwickeln ist das Ziel des jetzt vom IOC geförderten und zunächst auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojektes. In Ergänzung zu dem bereits publizierten Verfahren der Gruppe, bei dem Blutproben direkt mit Hilfe der monoklonalen Antikörper untersucht werden, soll nun versucht werden, die unterschiedlichen Varianten des körpereigenen hGH auch nach ihren physikochemischen Eigenschaften aufzutrennen. Hierbei spielen minimale Unterschiede der Moleküle in der Größe (Molekulargewicht) und in der elektrischen Ladung (Isoelektrischer Punkt) eine entscheidende Rolle. Diese Eigenschaften werden mit der Technik der zweidimensionalen Elektrophorese untersucht. Ziel ist, so die Varianten von hGH – bzw. deren Fehlen nach Doping mit gentechnisch hergestelltem hGH – direkt sichtbar zu machen, um die Sicherheit der Methode zu erhöhen. Nach der zweijährigen Entwicklungsphase soll der dann vorliegende Test an einer großen Zahl von Blutproben im Rahmen von Studien überprüft werden. Bei erfolgreichem Verlauf des Projektes könnte so bereits bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 der Test auf Doping mit hGH zur Routine gehören.

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Dr. Martin Bidlingmaier ots

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