UKE-Wissenschaftler erhält Forschungspreis zur Verhütung von Blindheit
Der Humangenetiker Dr. med. Hanno Bolz (31) hat am Samstag, 29. September 2001, den diesjährigen „RP-Forschungspreis zur Verhütung von Blindheit“ erhalten. Seiner Forschungsgruppe im Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ist es in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Bonn und Maryland gelungen, das Gen Cadherin-23 zu identifizieren.
Defekte dieses Gens sind für den Typ 1 D des Usher Syndroms verantwortlich. Diese Form der Erbkrankheit geht mit Innenohrschwerhörigkeit, Sehverlust durch die Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa (RP) und Gleichgewichtsstörungen einher. Der mit 6000 Mark dotierte Preis wird von PRO Retina Deutschland e.V. und Retina Suisse verliehen und wurde während der Jahrestagung der Deutschen Opthalmologischen Gesellschaft in Berlin überreicht.
Das vorher unbekannte Gen, Cadherin-23 (CDH23), sorgt für die Bildung eines Proteins, das vermutlich eine wichtige Rolle beim Zusammenhalt der Zellen im Innenohr und in der Netzhaut spielt. Ist es defekt, wird die Proteinbildung beeinträchtigt. Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass unterschiedliche Mutationen des Gens zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen können. Zwar ist die Schwerhörigkeit angeboren und immer stark ausgeprägt, jedoch treten die Symptome von Retinitis pigmentosa in unterschiedlichen Ausprägungen auf – selbst bei Erkrankten innerhalb derselben Familie.
Dr. Bolz, der sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Humangenetik befindet, forscht in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Gal über „Molekulare Grundlagen von sensorischen Erkrankungen“. Ziel ist es, Ursachen für Schwerhörigkeit und Netzhauterkrankungen auf den Grund zu gehen, um in Zukunft bessere Therapieansätze zu entwickeln. Die Gruppe von Prof. Dr. Gal gehört zu den insgesamt sechs UKE-Arbeitsgruppen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Mittel im Rahmen des Förderprogramms „Nationales Genomforschungsnetz“ auf dem Gebiet „Erkrankungen des Nervensystems“ erhalten. Die nun ausgezeichnete Arbeit „Die Klonierung des beim Usher Syndrom Typ 1 D defekten Gens“ erschien jedoch bereits vor der Aufnahme in das Förderprogramm in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“.
Der Forschungserfolg wurde in Zusammenarbeit mit der Gruppe von Dr. Christian Kubisch (Institut für Humangenetik der Universität Bonn) und der Gruppe um Dr. Konrad Noben-Trauth (National Institutes of Health, Maryland, USA) erzielt.
Informationen bei: Herrn Dr. Hanno Bolz, Tel.: 040/42803-4536.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Interstellares Methan als Aminosäure-Urahn?
Gammastrahlung setzt Methan zu Glycin und anderen komplexen Verbindungen um. Gammastrahlung kann Methan bei Raumtemperatur in eine Bandbreite verschiedener Produkte umsetzen, darunter Kohlenwasserstoffe, sauerstoffhaltige Verbindungen und Aminosäuren, wie ein Forschungsteam…
Neuer Mechanismus: Wie Krebszellen dem Immunsystem entwischen
Ein internationales Team unter Federführung der Goethe-Universität Frankfurt hat einen innerzellulären Sensor identifiziert, der die Qualität sogenannter MHC-I-Moleküle überwacht. MHC-I-Moleküle helfen dem Immunsystem, kranke Zellen – zum Beispiel Tumorzellen –…
Flexible Strahlformung-Plattform optimiert LPBF-Prozesse
Neuer Ansatz in der Strahlformung macht die additive Fertigung flexibler und effizienter: Das Fraunhofer ILT hat eine neue Plattform entwickelt, mit der Laser Powder Bed Fusion (LPBF) Prozesse individuell optimiert…