Otto-Klung-Weberbank-Preis 2001 an Dr. Jan Hendrik Schön
Preis erstmals in Zusammenarbeit zwischen Otto-Klung-Stiftung und Fördergesellschaft der Weberbank verliehen
Der Otto-Klung-Weberbank-Preis 2001 wird heute im Rahmen einer Festveranstaltung in Berlin an den 31-jährigen deutschen Physiker Dr. Jan Hendrik Schön verliehen. Auf Vorschlag der Auswahlkommission am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin wird Schön für seine richtungweisenden Arbeiten über organische Halbleiter und zur Supraleitung ausgezeichnet. Der Preis wird im jährlichen Wechsel für Chemie und Physik an herausragende jüngere deutsche Wissenschaftler vergeben, im Jahr 2001 erstmals in Kooperation zwischen der Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität Berlin und der Fördergesellschaft der Weberbank gGmbH. In diesem Zusammenhang wurde das Preisgeld von zuletzt DM 30.000 auf DM 50.000 erhöht. Der Preis tritt in die unmittelbare Nachfolge des bisherigen, seit 1973 vergebenen Otto-Klung-Preises und zählt zu den angesehensten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Deutschland.
Organische Materialien für Anwendungen in Elektronik und Optoelektronik haben das Potenzial zu erheblich einfacheren und billigeren Herstellungsverfahren als die bisher üblichen anorganischen Halbleiter. Da organische Materialien auch mit flexiblen Plastiksubstraten kompatibel sind, zeigen sie einen Weg für eine kostengünstigere Plastikelektronik auf, die beispielsweise elektronische Etiketten auf Waren des täglichen Bedarfs ermöglichen könnte. Sobald solche elektronische Etiketten preiswert herstellbar sind, würde der Gang durch die Kasse des Supermarktes nur noch eine Angelegenheit von Sekunden sein, ohne dass die Waren einzeln auf das Band gelegt werden müssten.
Schön und seine Kollegen Bertram Batlogg und Christian Kloc von den Bell Laboratories, Lucent Technologies, erreichten in den vergangenen drei Jahren wesentliche Fortschritte in der festkörperphysikalischen Anwendung organischer Materialien. Wesentlich war dabei ein neuartiges Verfahren zur Herstellung und Reinigung von nahezu perfekten Einkristallen von Polyazenen, welche die Entwicklung innovativer Bauelemente auf Basis dieser organischen Materialien im Bereich von Elektronik und Optoelektronik ermöglichten. So konnten beispielsweise Transitoren und einfache elektronische Schaltkreise realisiert werden, die ein großes Potenzial im Bereich der Billig- und Einwegelektronik besitzen.
Ein wichtiger weiterer Schritt war die Realisierung des organischen Feldeffekt-Transistors und die Demonstration, dass damit Materialien mit elektrischen Ladungen dotiert werden können.
Auf diese Weise kann die elektrische Leitfähigkeit des Materials über einen größtmöglichen Bereich variiert werden, von isolierend über metallisch bis hin zu supraleitend. Um diese Veränderungen der elektrischen Eigenschaften zu erreichen, ist es lediglich erforderlich, eine Spannung am Feldeffekt-Transistor zu ändern.
Neben der Realisierung des ersten Polymer-Supraleiters konnten Schön und seine Kollegen auf diese Weise auch in Substraten aus Fullerenen, also Kristallen aus fußballförmigen Kohlenstoffmolekülen, supraleitende Sprungtemperaturen bis zu minus 156 Grad Celsius erreichen. Diese Temperatur ist durch Kühlung mit flüssigem Stickstoff leicht und kostengünstig erzielbar. Durch diese Methode, Supraleitung zu induzieren, sind die supraleitenden Eigenschaften eines Materials auf einfache Weise lateral zu kontrollieren. Dies erlaubt, die sogenannte Josephson-Kopplung zwischen zwei Supraleitern voll durchzustimmen – möglicherweise die Basis zum Bau von supraleitenden Quantencomputern.
Jan Hendrik Schön, Jahrgang 1970, studierte Physik an der Universität Konstanz. Schön ging als Postdoktorand zu den angesehenen Bell Laboratories, Lucent Technologies, um dort in der Arbeitsgruppe von Bertram Batlogg zu forschen. Zusammen mit Batlogg, zwischenzeitlich ein Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, und mit dem Materialforscher Christian Kloc gelangen Schön nach kurzer Zeit die ersten Aufsehen erregenden Experimente zu organischen Halbleitern.
Der Otto-Klung-Weberbank-Preis wird durch die Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität Berlin in Verbindung mit der Fördergesellschaft der Weberbank gGmbH verliehen. Die Otto-Klung-Stiftung besteht seit 1973 als Vermächtnis des Berliner Kaufmanns Otto Klung (1893 – 1968). 2001 wurde die Zusammenarbeit mit der Fördergesellschaft der Weberbank aufgenommen.
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