Neues EU-Programm: Mausgenetik für die Gesundheitsforschung
Internationales Konsortium „EUMORPHIA“ erhält 12,3 Mio. Euro – GBF ist Partner
Die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) ist Partner im neuen europäischen Forschungsprogramm „EUMORPHIA“. Die Europäische Union stellt hierfür jetzt 12,3 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre bereit, davon fließen 730.000 Euro nach Braunschweig. In dem groß angelegten Programm sollen genetisch veränderte Mäuse charakterisiert werden, die für die Gesundheitsforschung relevant sind. Die GBF wird sich auf infektionsbiologische Fragestellungen konzentrieren. Sie wird dabei eng mit dem GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, München, zusammenarbeiten, das als zweites deutsches Zentrum an EUMORPHIA beteiligt ist.
In Braunschweig werden Mäuse gezüchtet und untersucht, deren Immunsystem Defekte aufweist, die empfindlich gegenüber bakteriellen Infektionen sind oder die Autoimmun- sowie allergische Reaktionen zeigen. Ein zentraler Schritt ist die Aufklärung der Gene, die an den Krankheitssymptomen beteiligt sind. „Viele Krankheiten haben nicht nur eine Ursache – hier spielen immer genetische und Umweltfaktoren eine Rolle. Das ist in der Maus ganz ähnlich wie beim Menschen. Zusammen mit den jetzt verfügbaren Informationen über das menschliche Genom haben wir mit den Mausmutanten ein sehr wirkungsvolles Werkzeug, mehr über die Ursachen vieler Volkskrankheiten zu erfahren“, erklärt Prof. Dr. Rudi Balling, wissenschaftlicher Geschäftsführer der GBF. Für die Interpretation werden neue informatische Methoden entwickelt. Eine weitere Aufgabe ist die Etablierung von Zell-Linien aus den Mausmutanten. Dies erlaubt sowohl eine detaillierte Analyse der molekularen Zusammenhänge als auch eine Vermeidung vieler Tierversuche.
Das Programm ist ein neues Fördermodell, das sich unter anderem durch eine strenge Auswahl der beteiligten Partner nach wissenschaftlichen Kriterien und regelmäßige Kontrollen der Forschungsergebnisse auszeichnet. Eine große Bedeutung hat dabei die Entwicklung von Standardprotokollen zum Beispiel für die Zucht oder die Herstellung von Mausmutanten und Zell-Linien. „Das garantiert aussagekräftige Forschungsergebnisse. Diese werden langfristig dazu beitragen, Krankheiten besser zu diagnostizieren und sicherer zu behandeln. EUMORPHIA wird auch die Pharma- und Biotech-Industrie in Europa voranbringen“, sagt Balling.
Koordiniert wird das EUMORPHIA-Programm („European Union Mouse Research for Public Health and Industrial Application“) vom Medical Research Council Harwell bei London. Die beteiligten renommierten Forschergruppen kommen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Schweden, Schweiz und Spanien.
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