Nobelpreis für Physik 2002 für Astroforscher
Auszeichnungen für Raymond Davis Jr., Masatoshi Koshiba und Riccardo Giacconi
Die diesjährigen Nobelpreisträger in Physik stehen fest. Wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften heute, Dienstag, mitteilte geht die Auszeichnung zur einen Hälfte gemeinsam an Raymond Davis Jr. vom Department of Physics and Astronomy der University ofPennsylvania, Philadelphia, USA, und Masatoshi Koshiba vom Institute for Cosmic Ray Research der University of Tokyo, Chiba, Japan „für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, insbesondere für den Nachweis kosmischer Neutrinos“. Zur anderen Hälfte geht der Preis an Riccardo Giacconi von Associated Universities, Inc., Washington, USA, „für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, die zur Entdeckung von kosmischen Röntgenquellen geführt haben“. Davis und Koshiba teilen sich eine Hälfte und Giacconi erhält die andere Hälfte der Preissumme von zehn Mio. Schwedischen Kronen (eine Mio. Euro).
Die diesjährigen Nobelpreisträger in Physik haben diese allerkleinsten Bestandteile des Universums verwendet, um das Verständnis für das Allergrößte: die Sonnen, Sterne, Galaxien und Supernovae zu erweitern. Das neue Wissen habe Bild vom Universum verändert, so das Nobelpreis-Komitee in einer Aussendung. Das mystische Neutrinoteilchen wurde schon 1930 von Wolfgang Pauli (Nobelpreis 1945) vorhergesagt, aber es dauerte 25 Jahre, bis das Teilchen von Frederick Reines (Nobelpreis 1995) nachgewiesen werden konnte. Neutrinos, die unter anderem in Fusionsprozessen in der Sonne und anderen Sternen, in denen Wasserstoff zu Helium umgewandelt wird, gebildet werden, wechselwirken nämlich fast gar nicht mit Materie. So fliegen zum Beispiel tausende Milliarden Neutrinos pro Sekunde durch den Menschen, ohne dass es wahrgenommen wird.
Davis konstruierte einen völlig neuen Detektor, einen riesigen Tank mit 600 Tonnen Flüssigkeit, der in einer tief unter der Erdoberfläche liegenden Grube aufgebaut wurde. In 30 Jahren gelang es ihm, insgesamt 2.000 Neutrinos von der Sonne einzufangen, und er konnte damit zeigen, dass die Sonnenenergie durch Fusion entsteht. In einem anderen gigantischen Detektor, Kamiokande genannt, konnte eine von Koshiba geleitete Gruppe am 23. Februar 1987 einen von einer entfernten Supernovaexplosion stammenden Neutrinoschauer nachweisen. Sie fingen einige Dutzend der insgesamt 1.016 den Detektor passierenden Neutrinos ein. Davis und Koshibas Arbeiten haben zu unerwarteten Entdeckungen und zu einem neuen, intensiven Forschungsgebiet, der Neutrinoastronomie, geführt,
Giacconi hat ein Instrument gebaut, um kosmische Röntgenstrahlung, die in der Erdatmosphäre absorbiert wird, zu entdecken. Dieses Gerät wurde im Weltraum aufgestellt. Er entdeckte die erste Röntgenquelle außerhalb des Sonnensystems und er konnte als erster feststellen, dass das Universum eine Hintergrundstrahlung aus Röntgenlicht hat. Er entdeckte auch Röntgenquellen, die nach heutiger Ansicht der meisten Astronomen Schwarze Löcher enthalten. Giacconi konstruierte auch die ersten Röntgenteleskope, welche völlig neue – und scharfe – Bilder vom Universum geliefert haben. Er trug wesentlich zur Entwicklung der Röntgenastronomie bei.
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