Ernst-Hellmut-Vits-Preis 2002 an Frankfurter Neurobiologen vergeben

In Würdigung seiner konzeptionellen und experimentellen Beiträge zur Neurobiologie hat der Frankfurter Neurobiologe Prof. Dr. Wolf Singer am Freitag (29. November 2002) im Rahmen einer akademischen Festveranstaltung an der Universität Münster den Ernst-Hellmut-Vits-Preis 2002 erhalten.

Die von der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität vergebene Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung in der Aula der Universität im Schloss zu Münster erfolgte durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Jürgen Schmidt.

Der 1943 in München geborene Wolf Singer ist seit 20 Jahren Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main. In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Dr. Otmar Schober, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Münster, die großen Verdienste des Preisträgers bei der Erforschung der komplizierten Informationsverarbeitung im Gehirn. Im Mittelpunkt seiner breit gefächerten wissenschaftlichen Aktivitäten habe zum einen die Frage gestanden, wie die Umwelt im Gehirn des Menschen abgebildet wird. Darüber hinaus habe er nach Antworten darauf gesucht, wie das menschliche Gehirn die Unmenge an aufnehmbaren Informationen kodieren, verarbeiten und mit den bereits im Gedächtnis gespeicherten Informationen assoziieren und auf diese Weise zu bewussten Wahrnehmungen zusammenfügen kann. Die Forschungsergebnisse Singers auf diesem Gebiet haben weltweite Anerkennung gefunden. „Die Kopplung der Aktivitäten mehrerer Nervenzellen und ihre fein abgestimmte zeitliche Bindung bildet die Grundlage der großartigen Informationsverarbeitung unseres Gehirns“, brachte Schober in seiner Laudatio die Erkenntnisse Singers auf den Punkt.

In Anerkennung seiner hohen wissenschaftlichen Verdienste hat Wolf Singer, der im Rahmen der Preisverleihung in Münster in einen Festvortrag über „Unser Menschbild im Spannungsfeld zwischen Selbsterfahrung und neurobiologischer Fremdbeschreibung“ sprach, bereits 15 nationale und internationale Auszeichnungen erfahren. Zu den hohen Ehrungen in den letzten Jahren zählte unter anderem der Ernst-Jung-Preis für Wissenschaft und Forschung im Jahr 1994 und der Körber-Preis für Europäische Wissenschaften vor zwei Jahren. Der renommierte Neurobiologe hat in München und Paris Medizin studiert. Nach der Promotion und einem anschließenden Aufenthalt an der Universität Sussex /England hat er sich 1975 an der Technischen Universität München für das Fach Physiologie habilitiert und wurde dort 1980 zum Professor für dieses Fachgebiet ernannt. Seit 1982 hat er seine heutige Position am Max-Planck.-Institut für Hirnforschung in Frankfurt inne. Zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Kommissionen gehört er als gestaltendes Mitglied an, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft bis hin zu entsprechenden Einrichtungen in Frankreich und Japan.

Mit dem nach ihrem langjährigen Vorsitzenden Hellmut Vits benannten Preis zeichnet die Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität seit 1970 alle zwei Jahre hervorragende wissenschaftliche Beiträge aus, „durch die Wege zur geistigen und materiellen Verbesserung des Lebens in der von Wissenschaft und Technik bestimmten Welt gewiesen werden“. Die Liste der bisherigen Preisträger umfasst zahlreiche renommierter Wissenschaftler, von Adolf Butenandt und Alfred Müller-Armack über Carl Friedrich von Weizsäcker und Peter Starlinger bis zu Erwin Neher und Bert Sakmann.

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Jutta Reising idw

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