Hohe Auszeichnungen für Krebsforscher
Deutsche Hypothekenbank teilt erstmals Johann-Georg-Zimmermann-Preis – Einladung zur Verleihung am 22. Januar in der MHH
Eine der höchsten Auszeichnungen in Deutschland für Verdienste in der Krebsforschung wird zweigeteilt: Die Deutsche Hypothekenbank (Actien-Gesellschaft), Hannover, vergibt den mit 10.000 Euro dotierten Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis in diesem Jahr an Privatdozentin Dr. med. Heike Allgayer, Assistenzärztin der Chirurgischen Klinik und Poliklinik Großhadern der Universität München. Die 33-jährige Nachwuchswissenschaftlerin hat bereits zahlreiche internationale Beiträge auf dem Gebiet der Krebsforschung veröffentlicht und beschäftigt sich aktuell mit der Frage, wie sich Tumore des Magen-Darm-Traktes durch Tochtergeschwülste ausbreiten. Professor (em.) Dr. med. Dr. h.c. Christian Herfarth (69), ehemals Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg und international anerkannter Mediziner, erhält die mit 5.000 Euro dotierte Johann-Georg-Zimmermann-Medaille für seine herausragenden Verdienste in der onkologischen Chirurgie.
Die Preisverleihung findet im feierlichen Rahmen statt, am Mittwoch, 22. Januar 2003, um 17 Uhr, im Hörsaal R der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Theoretische Institute II (Gebäude J 6), Carl-Neuberg-Straße 1, Hannover
Die Auszeichnung wurde 1972 von der Deutschen Hypo gestiftet und zählt zu den ältesten und bestdotierten in Deutschland. Bislang ist eine Vielzahl deutscher und internationaler Forscher geehrt worden. Zu den Preisträgern zählten in den vergangenen Jahren Professor Dr. Michael Bamberg, Tübingen, Professor Dr. Volker M. Diehl, Köln, Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, Bonn, Professor Dr. Hartmut M. Rabes, München, und Professor Dr. Dieter Hoelzer, Frankfurt am Main.
Die Preisträger 2002/2003: Privatdozentin Dr. med. Heike Allgayer (Ph.D.)
Heike Allgayer wurde 1969 in Lindenberg/Allgäu geboren und studierte von 1988 bis 1995 Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach der Promotion ging sie für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an die University of Texas-Houston, USA. Parallel zur Arbeit in der dortigen Abteilung für Tumorbiologie erwarb sie in einem Aufbaustudiengang den Titel eines Doctor of Philosophy (Ph.D.) in Molekularbiologie. Im November 2001 habilitierte sie sich für das Fach „Experimentelle Chirurgie“, der Titel der Arbeit lautet „Tumorassoziierte Proteolyse und Onkogene bei Magen- und Colonkarzinom: Molekulare Regulation und klinische Relevanz“.
Die junge Nachwuchswissenschaftlerin kann bereits eine eindrucksvolle Liste an international veröffentlichten Beiträgen zur Krebsforschung aufweisen. Während ihres Studiums in München und während ihres Aufenthaltes in Houston erwarb sie umfassende Kenntnisse auf diesem Gebiet. Seit Juni 1999 hat Dr. Allgayer eine eigene wissenschaftliche Arbeitsgruppe mit den Schwerpunkten Molekularbiologie und Translational Research. Darin untersucht sie, wie Tumore des Magen-Darm-Traktes in andere Gewebe einwachsen und sich durch Tochtergeschwülste ausbreiten. Die Forscherin möchte herausfinden, wie der Vorgang auf Molekülebene reguliert wird – um später geeignete Wirkstoffe zu entwickeln, die die Ausbreitung hemmen können. Neben der Rolle des Erbgutes bei der Krebsentstehung durch so genannte Onkogene beschäftigt sie sich mit dem molekularen Staging von Krebsarten: Dabei hofft sie, Tumore auf Molekülebene so klassifizieren zu können, dass später einmal eine individuelle Therapie für die Patienten möglich wird – Nebenwirkungen der Behandlung ließen sich damit weitgehend vermeiden.
Professor Dr. med. Dr. h.c. Christian Herfarth
Christian Herfarth wurde 1933 in Breslau geboren. Das Medizinstudium führte ihn 1952 bis 1957 an die Universitäten Tübingen, Wien, Hamburg und Heidelberg. 1966 habilitierte er sich an der Universität Marburg mit dem Thema „Beitrag zur Pathophysiologie der Leber in der Chirurgie“. Nach fünf Klinikjahren in Freiburg erhielt er den ersten Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Ulm. 1981 wurde er auf den Lehrstuhl für Chirurgie der Universität Heidelberg berufen, den er gleichzeitig als Direktor der Chirurgischen Klinik bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 innehatte. Hier setzte er viele neue Akzente und prägte die Medizinische Fakultät entscheidend mit. Zu seinen Verdiensten zählt unter anderem der Ausbau des Tumorzentrums Heidelberg/Mannheim und der Aufbau eines Transplantations- und zusätzlich eines Referenzzentrums in der chirurgischen Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Er war Mitglied, Sprecher, Vorsitzender und Präsident vieler nationaler und internationaler Forschungseinrichtungen, Fachgesellschaften und wissenschaftlichen Leitungsgremien – darunter Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (1988), der European Conference on Clinical Oncology (1995 bis 1997), der Deutschen Krebsgesellschaft (1996 bis 1998) und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1997/1998).
Im Jahr 2000 erhielt Professor Herfarth das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland für seine herausragende wissenschaftliche Lebensleistung. Wenn ihm am 22. Januar 2003 die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille verliehen wird, wird Professor Dr. Heinz Becker, Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie der Universität Göttingen, die Laudatio halten: „Professor Herfarth ist der wohl bedeutendste onkologische Chirurg seiner Generation. Er hat der chirurgischen Onkologie im interdisziplinären Konzept der multimodalen Therapie den festen Stellenwert zugeschrieben, ihn definiert und herausragende Leistungen in Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf diesem Gebiet erreicht.“
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