Ausgezeichnete elektronische Behördengänge

Auf der CeBIT wurden am 13. März vier Projekte des eGovernment-Wettbewerbs der Unternehmen BearingPoint, Cisco Systems und des Bundesinnenministerium mit Preisen ausgezeichnet.

An dreien davon sind Fraunhofer-Institute maßgeblich beteiligt: Das »Virtuelle Bauamt« der Stadt Esslingen unterstützt alle Beteiligten online bei Bauvorhaben. »Discur« beschleunigt und optimiert die Bearbeitung von Förder- und Vergabevorgängen in der Verwaltung. »MoBüD« baut in Berlin mobile Bürgerdienste auf.

Noch nimmt es der Bürger zähneknirschend hin, wenn er in Behörden und Ämtern ab und an »Nümmerchen« ziehen und auf rot-grüne Ampeln über den Türen reagieren muss. Viel einfacher und schneller ließen sich Anträge und Verwaltungstätigkeiten vom PC aus erledigen – sofern die Infrastruktur vorhanden ist. Bei Unternehmen hingegen, die sich täglich etwa mit Genehmigungsverfahren beschäftigen, ist der effiziente Austausch elektronischer Daten oft eine Frage des wirtschaftlichen Erfolgs. Von Volkswirtschaften gar nicht zu reden – bei der »elektronischen Bürgernähe« rangiert Deutschland im europäischen Vergleich auf den hintersten Plätzen. Um eine möglichst nahtlose und sichere Kommunikation zwischen Staat, Unternehmen und Bürgern zu implementieren, bauen acht Fraunhofer-Institute ein eGovernment Zentrum auf. Drei Projekte, an denen dieses Netzwerk beteiligt ist, wurden auf der CeBIT mit Preisen ausgezeichnet. Insgesamt 93 Verwaltungen und Behörden beteiligten sich an dem Wettbewerb.

Das »Virtuelle Bauamt« der Stadt Esslingen erhielt die Auszeichnung in der Kategorie »Verwaltung – Wirtschaft (Government to Business G2B)«. Diese Plattform unterstützt alle an Bauvorhaben beteiligten Personen bei Planung, Kommunikation, Kooperation und Information. Elektronische Dienste können von Bürgern, Unternehmen und Verwaltungen bereits in der Planungsphase online genutzt werden. Die relevanten Daten werden kooperativ bearbeitet und ständig aktualisiert, wodurch Genehmigungsverfahren schnell abgeschlossen werden können. Digitale Signaturen, die das Fraunhofer-Institut für Sichere Telekooperation SIT entwickelt, gewährleisten dabei stets die Rechtsverbindlichkeit. Den Preis nahm Andreas Kraft vom Verein MediaKom in Esslingen entgegen. Am Projekt beteiligt sich das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart.

Als beste Lösung der Kategorie »Verwaltungsmodernisierung und Bürokratieabbau« wurde »Discur« ausgezeichnet. Dieses Projekt unterstützt die systematische Bearbeitung von Förder- und Vergabevorgängen. Auf Basis eines integrierten Managementsystems werden behördenübergreifende Prozesse auf allen Ebenen erleichtert und beschleunigt: Verwaltung von Haushaltsplanung und -überwachung, Projektabwicklung, Führungsinformation, Controlling und Statistik. Dazu werden die Arbeiten öffentlicher Stellen und privatrechtlicher Projektträger auf einer Plattform zusammengeführt. Den Preis nahm der Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen Jörg Bickenbach entgegen. Konzeption, Qualitätssicherung und Teile des Projektmanagments führte das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund durch; implementiert wurde Discur vom Unternehmen i ec GmbH in Köln.

Den ersten Preis in der Kategorie Konzepte für »Wirtschafts- und Bürgerdienste« erhielt »Mobile Bürgerdienste – MoBüD«. Dieses Projekt verfolgt den Aufbau eines mobilen Bürgeramtes mit einem mobilen Bürgerberater. Kern des Systems sind einerseits die Informationssysteme der Bürgerämter, die zentralen und dezentralen Verwaltungsverfahren sowie Daten anderer Verwaltungen. Andererseits gewährleistet ein mobiles Informationssystem den Datenaustausch über generische Schnittstellen einer einheitlichen Oberfläche. Die mobilen Bürgerdienste werden im UMTS-Testbed des Berliner Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS erprobt und entwickelt. Projektpartner sind die Senatsinnenverwaltung von Berlin, die IVU Traffic AG und das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik HHI. Den Preis nahmen der Berliner Innensenator Dr. Ehrhart Körting und Karl-Heinz Löper, Referatsleiter für ressortübergreifendes IT-Management, entgegen.

Solchen und weiteren praktischen Umsetzungen von sicheren Online-Diensten der öffentlichen Verwaltung sollte zum Durchbruch verholfen werden. Dazu kündete Bundeskanzler Schröder bei der Eröffnung der CeBIT ein Bündnis mit den Ländern und Kommunen an und betonte: »eGovernment ist ein zentraler Bestandteil zur Modernisierung unseres Staates

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Dr. Johannes Ehrlenspiel Fraunhofer-Gesellschaft

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