Bundespräsident Johannes Rau zeichnet hervorragende Innovationen deutscher Wissenschaftler und Techniker aus

Am Abend des 13.11.2003 wurde im Beisein zahlreicher Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik der mit 250.000 Euro dotierte Deutsche Zukunftspreis 2003 – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation – von Bundespräsident Jo-hannes Rau überreicht. Die Veranstaltung fand im Deutschen Technikmuseum Berlin statt.

ZDF-Moderator Wolf von Lojewski präsentierte die festliche Preisverleihung und stellte die Projekte der vier nominierten Teams vor. Unterstützt wurde er von den Laudatorinnen Mariella Ahrens, Xenia Seeberg, Esther Schweins und Saskia Valencia.

Die Jury des Deutschen Zukunftspreises hatte erst wenige Stunden vor der Veranstaltung ihre Entscheidung getroffen. Kurz nach 21.00 Uhr gab Bundespräsident Johannes Rau diese bekannt:

Die Preisträger des Deutschen Zukunftspreises 2003 – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation – sind:

Dr. rer. nat. Kazuaki Tarumi (Sprecher),
Dr. rer. nat. Melanie Klasen-Memmer,
Dr. rer. nat. Matthias Bremer
Merck KGaA, Darmstadt

Sie wurden für ihr Projekt „Leichter, heller, schneller: Flüssigkristalle für Fernsehbildschirme“ ausgezeichnet.

Ein Fernsehbild verlangt im Gegensatz zum Computermonitor besondere Qualitäten: Das Bild muss sehr hell und der Kontrast hoch sein, und rasche Bewegungen müssen natürlich wirken. Diese Anforderungen erfüllten bisher nur die klassischen Bildröhren-Fernsehgeräte. Seit kurzem sind die ersten großformatigen Fernseher auf Flüssigkristall-Basis auf dem Markt.

Das Team um Dr. Tarumi hat an dieser Entwicklung entscheidenden Anteil: Es hat seit Mitte der 90er Jahre systematisch zahlreiche flüssigkristalline Substanzen synthetisiert, verbessert und in immer wieder neuen Mischungen getestet, bis Flüssigkristall-Mischungen gefunden waren, die es ermöglichten, die neuen großen LCD-Fernsehbildschirme zu realisieren. Im Gegensatz zur Bildröhre benötigt der LCD-Fernseher nur rund 50 Prozent der Energie und hat eine doppelt so lange Lebensdauer.

Flüssigkristalle sind stäbchenförmige Moleküle, die sich in Schichten parallel zueinander orientieren. Unter dem Einfluss einer elektrischen Spannung lässt sich diese Ausrichtung verändern. 1971 entdeckten die Schweizer Schadt und Helfrich, dass sich dieses Prinzip für die Herstellung von Displays nutzen lässt. In einer transparenten Zelle verändert eine Schicht aus Flüssigkristallen durch Anlegen elektrischer Spannung ihre Orientierung derart, dass kein Licht mehr durchgelassen wird. Liegt keine Spannung an, nehmen die Flüssigkristalle ihre ursprüngliche Anordnung wieder ein. Ein schaltbares Lichtventil war erfunden.

Diese Entdeckung wurde zunächst in einfachen Displays, später in PC-Monitoren umgesetzt. Dabei können die für Displays notwendigen physikalischen Eigenschaften nicht durch eine einzige flüssigkristalline Substanz realisiert werden. Meist kommen Mischungen aus 20 bis 30 Komponenten zum Einsatz. Die Herausforderung besteht darin, dieses „Bouquet“ so aufeinander abzustimmen, dass es den Anforderungen der Elektronikhersteller genügt. Das gelang dem Team um Dr. Tarumi.

Der Deutsche Zukunftspreis zeichnet einen Einzelnen oder ein Team für eine hervorragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovation aus. Die Anwendungsmöglichkeit der Entwicklung, ihre Marktfähigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind wichtige Kriterien für eine Prämierung der Forschungsleistung.

Bundespräsident Johannes Rau möchte mit dem Preis die besondere Bedeutung von Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik für die Weiterentwicklung des Landes aufzeigen und in der breiten Öffentlichkeit ein Bewusstsein für diese Werte schaffen. „Denn“, so der Bundespräsident, „der Erfolg von Produkten „made in Germany“ ist gewiss zu einem guten Teil dem technischen Know-how zu verdanken, das in ihnen steckt. Nicht alles, was in unserem Land hergestellt wird, hat etwas mit Technik zu tun, oft aber sind es die technischen Dinge, die den Unterschied ausmachen und darum besonders wichtig sind für den weltweiten Erfolg deutscher Unternehmen.“ Nominiert zum Deutschen Zukunftspreis 2003 waren weiterhin:

Prof. Dr. rer. nat. Günter R. Fuhr (Sprecher),
Dr. rer. nat. Rolf Hagedorn,
Dr. rer. nat. Thomas Schnelle
Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT),
Humboldt-Universität zu Berlin,
EVOTEC Technologies GmbH, Hamburg

die mit ihrem Projekt „Halten ohne zu berühren: Lebende Zellen in elektromagnetischen Feldfallen“ zeigen, wie man Zellen ohne Nebenwirkungen manipulieren kann; sie schaffen damit grundlegende Voraussetzungen für weitere Entwicklungen in Medizin und Biotechnologie.

Dipl.-Ing. Rolf Meyer (Sprecher),
Dr.-Ing. Wolfgang Niehoff
Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wedemark

mit ihrem persönlichen elektronischen Tour-Assistenten. Sie entwickelten ein neuartiges besucheradaptives, multilinguales Besucherführungssystem, das zum Exponat passende Informationen unabhängig von Weg und Raum vermittelt.

Dr.-Ing. Rodolfo Schöneburg (Sprecher),
Dipl.-Ing. (FH) Karl-Heinz Baumann,
Prof. Dr.-Ing. Thomas Breitling
DaimlerChrysler AG, Stuttgart

schufen das PKW-Insassenschutzsystem PRE-SAFE, das erstmals die Bereiche Aktive und Passive Sicherheit, also Unfallvermeidung und Unfallfolgenminderung vernetzt.

Der Deutsche Zukunftspreis, so Bundespräsident Johannes Rau, zeigt uns die Menschen, die hinter neuen Produkten und Verfahren stehen. Er gilt Forschern und Entwicklern, die ihre Phantasie und Arbeitskraft auf die Lösung technischer Probleme verwenden. Er gilt auch den Persönlichkeiten, die Vorbilder für die Jüngeren sind und die dazu beitragen, dass Deutschland ein gutes Pflaster für Technik und Innovation bleibt.

Das ZDF strahlt am 14. November 2003 um 22.35 Uhr eine Sondersendung zur Verleihung des Deutschen Zukunftspreises 2003 aus, PHOENIX zeigt am 14. November 2003 ab 16.15 Uhr eine Aufzeichnung der Preisverleihung.

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Weitere Informationen:

http://www.deutscher-zukunftspreis.de

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