Ein Tumormarker für den Eierstockkrebs?

Protein Drop 1 kommt selten in Krebszellen vor / Wissenschaftspreis der Mittelrheinischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Bösartige Tumoren des Eierstocks, sogenannte Ovarialkarzinome, sind die gefährlichsten Krebserkrankungen bei Frauen, da sie sich in einem frühen Stadium nicht bemerkbar machen und meist erst spät erkannt werden. In Deutschland werden jährlich ca. 7.500 neue Erkrankungen festgestellt. Dr. Alexander Marmé, Arzt an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, hat in Kooperation mit der Abteilung „Molekulare Biologie der Mitose“ (Leiter: Prof. Dr. Herwig Ponstingl) des Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg ein neues Protein (Drop1) entdeckt, das in Zellen des Ovarialkarzinoms weniger häufig vorkommt. Für seine Forschung wurde der Mediziner mit dem Wissenschaftspreis 2003 der Mittelrheinischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ausgezeichnet.

Marker soll Früherkennung und Verlaufsbeobachtung ermöglichen

Eierstockkrebs wird nicht nur spät festgestellt, sondern neigt auch dazu, rasch resistent gegen die Chemotherapie zu werden. Daher ist es wünschenswert, spezifische Erkennungsproteine, sogenannte „Tumormarker“, zu finden die den Krebs rechtzeitig in einem Frühstadium erkennen und dessen Entwicklung voraussagen. Durch die Identifikation von Genen, die das Tumorwachstum unterdrücken, der sogenannten Tumorsuppressoren, könnten zudem langfristig neue Behandlungsmethoden entwickelt werden.

Solche „Marker“-Proteine werden durch eine systematische Analyse des Ablese-Profils von Genen, sogenannter Genexpressionsmuster, aufgespürt. In Zusammenarbeit mit anderen Universitäts-Frauenkliniken verglich Dr. Marmé die Genexpressionsmuster von Tumorzellen und gesunden Epithelzellen jeweils derselben Patientin. Die gefundenen Tumorgene können wichtige Schalter in der Funktion der Zelle darstellen. Abgeschaltet oder überaktiv, können sie je nach Funktion die Signalwege der Zelle stören, die dadurch zur Krebszelle entartet.

Das von Dr. Marmé identifizierte Protein Drop1 hat vermutlich eine wichtige Funktion in der Zelle: In der Zell-DNS liegt das Drop1 Gen in einem Bereich, der in vielen Tumorzellen fehlt. In gesundem Epithelgewebe ist das Gen dagegen aktiv, in Ovarialkarzinomen ist seine Aktivität vermindert. „Wir konnten zeigen, dass Protein Drop1 im Vergleich zu gesundem Gewebe in 80 Prozent aller Karzinome aus verschiedenen Geweben vermindert vorkommt. Das Protein scheint somit eine wichtige Rolle bei der Entstehung oder Entwicklung von Tumoren zu spielen“, erläutert Dr. Marmé.

Diagnostischer Test mit monoklonalen Antikörpern gegen Tumormarker?

Mit Hilfe monoklonaler Antikörper gegen Drop1 lässt sich das Protein nachweisen und kann deshalb möglicherweise als diagnostischer Test eingesetzt werden. Dr. Marmé hat zusätzlich im Laborversuch ein künstlich verändertes Drop1 Protein hergestellt, das im Mikroskop fluoresziert und sich deshalb in lebenden Zellen beobachten lässt. Dabei stellte sich heraus, dass Drop1 vermutlich bei der Zellteilung eine Rolle spielt.

Weitere Studien sollen dazu beitragen, die Rolle von Drop1 in den Signalwegen von Tumorzellen und bei der Krebsentstehung näher aufzuklären. Sein spezifisch vermindertes Vorkommen in Karzinomzellen könnte zukünftig in der Tumordiagnose Verwendung finden und/oder Ansatzpunkt zur Entwicklung neuer therapeutischer Maßnahmen sein.

Ansprechpartner:
Dr. Alexander Marmé: Alexander_Marme@med.uni-heidelberg.de

Media Contact

Dr. Annette Tuffs idw

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