5.5 Millionen Euro für die Erforschung psychischer Störungen
An der Universität Heidelberg wurde zum 1. Januar 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft der Sonderforschungsbereich 636 „Lernen, Gedächtnis und Plastizität des Gehirns: Implikationen für die Psychopathologie“ neu eingerichtet. Die insgesamt 5.5 Millionen Euro Forschungsgelder wurden federführend vom Zentralin-stitut für Seelische Gesundheit eingeworben, das die Sprecherin der Forschungsinitiative (Prof. Dr. Herta Flor) und 12 der 16 Teilprojekte stellt.
An der Universität Heidelberg wurde zum 1. Januar 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft der Sonderforschungsbereich 636 „Lernen, Gedächtnis und Plastizität des Gehirns: Implikationen für die Psychopathologie“ neu eingerichtet. Die insgesamt 5.5 Millionen Euro Forschungsgelder wurden federführend vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit eingeworben, das die Sprecherin der Forschungsinitiative (Prof. Dr. Herta Flor) und 12 der 16 Teilprojekte stellt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft folgte mit ihrer Entscheidung den Empfehlungen eines internationalen Gutachtergremiums, das sich zur Evaluation des Antrags im September 2003 in Mannheim getroffen hatte. Der neu eingerichtete Sonderforschungsbereich führt die Tradition von bereits zwei vorangegangen erfolgreichen und äußerst fruchtbaren Sonderforschungsbereichen am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit fort.
Die Bewilligung durch die DFG gilt bis Ende 2007 (erste Förderperiode) und kann in Abhängigkeit von den Ergebnissen für weitere 8 Jahre fortgesetzt werden. Das Programm der Sonderforschungsbereiche dient dazu, exzellente Forschung zu ermöglichen, in welcher führende Wissenschaftler fächer- und institutsübergreifend kooperieren. Ein solches „Exzellenzzentrum“ ist nun der neugegründete SFB 636, welchem neben dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim auch die Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg, die medizinische Fakultät der Universität Heidelberg, das Deutsche Krebsforschungszentrum und das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg angegliedert sind. Gerade in Zeiten einer angespannten Finanzlage der öffentlichen Haushalte stellen die Drittmittel-Einnahmen einen bedeutenden Faktor dar. Hierbei werden auch über 20 Stellen für Wissenschaftler und nichtwissenschaftliches Personal neu geschaffen.
Wie verläuft das Lernen und wie funktioniert das Gedächtnis bei verschiedenen krankhaften Störungen? Dieser Frage gehen die Forscher und Forscherinnen mit verschiedenen Ansätzen nach, um ausgehend vom Verständnis der Mechanismen des Lernens neue Behandlungsansätze bei der Therapie psychiatrischer Erkrankungen zu entwickeln. Diese Forschungsinitiative ist mit ihrem Schwerpunkt auf Lernen, Gedächtnis und Prozesse der neuronalen Plastizität und deren Bedeutung für die Psychopathologie einzigartig. Durch die enge Integration der beteiligten Arbeitsgruppen aus den Bereichen molekulare und genetische Neurobiologie, experimentelle Psychologie und biologische Psychiatrie stehen aussagekräftige Forschungsmethoden zur Verfügung. Ein solcher Ansatz ermöglicht komplementäre Analysen auf verschiedenen Ebenen. Diese reichen von genetisch veränderten Tieren, in- vivo- und in-vitro Analysen psychopathologisch relevanter Veränderungen von Lernen und Gedächtnis sowie schädlicher neuronaler Plastizität des Gehirns und deren zugrundeliegende Prozesse bis hin zu neuen Therapien bei psychisch Kranken. Dazu setzen die beteiligten klinisch-wissenschaftlichen Arbeitsgruppen verschiedene nicht-invasive Methoden wie funktionelle Magnetresonanztomographie, Elektroenzepha-lographie oder Magnetresonanzspektroskopie ein.
Die Fokussierung auf spezifische Veränderungen von Lern- und Gedächtnisprozessen und auf die Gehirnplastizität ist ein innovativer und vielversprechender Ansatz auf dem Wege zu einem besseren Verständnis von psychischen Störungen. Im Mittelpunkt stehen Suchterkrankungen wie Alkoholismus und Drogenabhängigkeit, Angststörungen wie die posttraumatische Belastungsstörung und die soziale Phobie, Störungen in der Regulation von Emotionen wie die Borderline-Störung sowie die Depression. Ziel ist es, durch bessere Kenntnis der Entwicklung und Aufrechterhaltung dieser psychischen Störungen effektivere Behandlungsstrategien zu entwickeln und Maßnahmen zur Prävention abzuleiten.
Dieser große Erfolg stellt jedoch das ZI in diesem Jahr auf eine große Belastungsprobe. Obwohl die Summe der eingeworbenen Drittmittel sich in den letzen Jahren exponentiell vermehrt hat, ist der Zuschuss des Landes Baden-Württemberg gekürzt worden. Dies führt dazu, dass das ZI in diesem Jahr gerade wegen seiner exzellenten Forschungsleistungen ein Defizit haben wird, da solche Exzellenzzentren auch aus den landeseigenen Mitteln gegenfinanziert werden müssen. Der Direktor des ZI, Prof. Dr. Dr. Fritz A. Henn betonte, dass ohne eine Finanzspritze des Landes das ZI sich nicht weiter entwickeln kann.
Weitere Informationen:
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Marina Martini
Telefon 0621/1703-742
E-Mail: martini@zi-mannheim.de
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