Ausgezeichneter Krebsforscher: Jürgen Becker
Ein Termin jagt den nächsten – für Professor Jürgen Becker, Oberarzt an der Hautklinik der Uni Würzburg, gehört das zum Alltag. Dass er aber an einem einzigen Tag zuerst in Dresden einen Preis verliehen bekommt, dann weiterreist nach Berlin und dort gleich die nächste renommierte Auszeichnung erhält, ist auch für den 39-jährigen Mediziner etwas Besonderes.
In Berlin nahm Becker gemeinsam mit dem Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, Professor Otmar Wiestler, den mit 7.500 Euro dotierten „Deutschen Krebspreis für translationale Forschung“ entgegen. Mit diesem Preis werden Leistungen geehrt, bei denen aus einem experimentellen Ansatz im Labor erste klinische Erfolge an Patienten erwachsen sind.
Becker und sein Team erforschen, welche Bestandteile von Tumorzellen sich als Angriffspunkte für eine Immuntherapie eignen. Ein Beispiel hierfür ist das Protein Survivin: Es kommt beim Menschen eigentlich nur im Embryonalstadium vor, aber nicht mehr beim Erwachsenen. Wenn es bei krebskranken Menschen wieder auftritt, dann liegt das daran, dass die ohnehin aus der normalen Bahn geratenen Tumorzellen dieses Protein fälschlicherweise aktiviert haben. Survivin trägt stark zur Überlebensfähigkeit von Tumoren bei. Da es zur normalen Ausstattung des Organismus gehört, wird es in der Regel vom Immunsystem nicht angegriffen.
Die Würzburger Gruppe um Prof. Becker entdeckte in Kooperation mit Mads Hald Andersen vom Dänischen Krebsforschungsinstitut eine verwundbare Stelle des Survivins: Ein Baustein des Proteins, ein so genanntes Peptid, löst eine zelluläre Immunantwort aus, macht also das Krebsprotein für das Immunsystem sichtbar und angreifbar. Bei ersten klinischen Studien an Patienten zeigte sich inzwischen, dass eine Impfung mit dem Peptid ohne Nebenwirkungen gut vertragen wird. Aktuell wird in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Klinik und der Frauenklinik am Würzburger Uniklinikum die klinische Wirksamkeit bei verschiedenen fortgeschrittenen Tumoren überprüft.
„Das sind erste Hoffnungsschimmer, dass die experimentellen Arbeiten von Professor Becker schon heute klinisch relevant sind. Bis zum Einsatz in der klinischen Routine ist es jedoch noch ein weiter Weg.“ Das äußerte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Onkologische Dermatologie, Axel Hauschild (Kiel), in seiner Laudatio, die im „Forum“, dem Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft, abgedruckt wird.
Das wissenschaftliche Werk von Becker umfasse schon jetzt knapp 100, überwiegend hoch- bis höchstrangig publizierte Originalarbeiten: „Dies ist für einen 39-jährigen Arzt und Wissenschaftler sicherlich Ausdruck von allerhöchster Originalität, aber auch Beharrlichkeit und Fleiß“, so Hauschild. Zudem habe Becker die Arbeit mit den Patienten niemals aus den Augen verloren.
Die andere Auszeichnung für seine Leistungen hatte Becker wenige Stunden zuvor in Dresden bekommen. Bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung erhielt er gemeinsam mit Professor Martin Steinhoff aus Münster den mit 10.000 Euro dotierten Paul-Langerhans-Preis. Dieser ist für Wissenschaftler bestimmt, die sich über Jahre hinweg „durch eine kontinuierliche und erstklassige dermatologische Forschungstätigkeit“ ausgezeichnet haben. Der Preis ist als Anerkennung für Leiter von wissenschaftlichen Arbeitsgruppen gedacht, die sich in der Mitte ihrer akademischen Karriere befinden.
Becker, 1964 in Wilhelmshaven geboren, studierte Medizin in Hannover. Danach begann er seine Facharztweiterbildung zum Hautarzt an der Uniklinik Würzburg. Zwischenzeitlich arbeitete er von 1993 bis 1996 in der Abteilung für Immunologie des Scripps Research Institute in La Jolla in Kalifornien. Seit seiner Rückkehr führt er seine ärztliche Tätigkeit an der Hautklinik der Uni Würzburg weiter; hier hat er seit 2003 eine C3-Professur für Dermatologische Onkologie inne.
Kontakt: Prof. Dr. Jürgen C. Becker, T (0931) 201-26710 (Klinikpforte), Fax (0931) 201-26700, E-Mail: becker_jc@klinik.uni-wuerzburg.de
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