European Young Investigator Award an Würzburger Sozialpsychologe

Thomas Mussweiler

Es ist nicht der erste Wissenschaftspreis, den er bekommt, aber der bislang wohl gewichtigste: Thomas Mussweiler (35), Sozialpsychologe an der Uni Würzburg, gehört zu den 25 jungen Wissenschaftlern, die 2004 mit dem „European Young Investigator Award“ ausgezeichnet werden. Jeder Preisträger erhält für seine Forschungen rund eine Million Euro, wie gestern in Brüssel bekannt gegeben wurde.

Mussweiler befasst sich mit der zentralen Rolle, die Vergleichsprozesse beim Fällen von Urteilen oder Entscheidungen spielen. „Wann immer wir ein Objekt, eine andere Person oder uns selbst beurteilen, so tun wir dies in einer relativen oder vergleichenden Weise“, sagt der Psychologe. Soll ein Mensch seine Sportlichkeit einschätzen, dann fällt ihm das schwer – es gelingt ihm nur, wenn er Vergleiche anstellt. Sein Urteil hängt dann wiederum stark von den Standards ab, mit denen er sich verglichen hat. Beispiel: Ein 40 Jahre alter Mann, der hin und wieder Fahrrad fährt oder joggt, wird seine Sportlichkeit im Vergleich zu seiner 60-jährigen Großtante sicher ganz anders bewerten als im Vergleich zu dem fitnessbesessenen Studenten aus der Nachbarschaft.

Mussweiler: „Obwohl diese Relativität des Urteilens einen Grundpfeiler der psychologischen Forschung bildet, ist wenig darüber bekannt, wie der Mensch Vergleiche durchführt. Welche psychologischen Mechanismen liegen Vergleichsprozessen zugrunde? Welches Wissen über Urteilsobjekt und Standard wird für einen Vergleich herangezogen? Wie beeinflussen Vergleiche unsere Urteile und Entscheidungen, und wie verändern sie unsere Sichtweise der beteiligten Objekte und Personen? Diesen Fragen gilt das Hauptaugenmerk meiner Forschung.“

Als Träger des „European Young Investigator Award“ bekommt der junge Forscher nun die Möglichkeit, am Würzburger Institut für Psychologie seine eigene Nachwuchsgruppe mit vier Stellen für Doktoranden oder Postdoktoranden aufzubauen und zu leiten. Insgesamt waren für den Award 762 Anträge eingereicht worden, nur 133 davon gingen weiter in die internationale Begutachtung. Unter den 25 Preisträgern sind vier aus Deutschland.

Mussweiler, der 1969 in Wittlich in der Eifel geboren wurde, studierte Psychologie in Trier. Nach Würzburg kam er 1995 zusammen mit Professor Fritz Strack. Erst vor wenigen Wochen wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie mit dem Charlotte-und-Karl-Bühler-Preis ausgezeichnet: Mussweiler sei einer der produktivsten und international einflussreichsten Psychologen seiner Generation – so hieß es in der Laudatio. Diese Einschätzung dürfte durch die Verleihung des europäischen Forschungspreises nun bestätigt sein.

Der Preis für die Nachwuchsforscher wurde erstmals gemeinsam von europäischen Forschungsorganisationen unter dem Dach der „European Heads of Research Councils“ (EUROHORCs) vergeben. Er soll den Karriereweg der kommenden Generation führender Forscher unterstützen und die Attraktivität des europäischen Forschungsraums erhöhen. Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und derzeitig auch Präsident der EUROHORCs, wird die Auszeichnungen am 26. August beim „EuroScience Open Forum“ in Stockholm verleihen.

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Robert Emmerich idw

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