Mehr als 11 Millionen US-Dollar für die internationale Reisforschung der Albert-Ludwigs-Universität
Weltweit wichtigstes Getreide könnte ein hochwertigeres Nahrungsmittel werden
Mit der „Grand Challenges in Global Health“ Initiative hat sich die „Bill & Melinda Gates Foundation“ zum Ziel gesetzt, neue Lösungen und Technologien zu unterstützen, die die Gesundheit in unterentwickelten Ländern fördern. Die Initiative wurde 2003 in Partnerschaft mit der amerikanischen Gesundheitsbehörde, National Institutes of Health, gegründet. Für die Weiterentwicklung des Goldenen-Reis-Projektes, das in Freiburg seinen Anfang genommen hat, hat die „Grand Challenges“ Initiative der Universität Freiburg mehr als elf Millionen US-Dollar Fördergelder in Aussicht gestellt. Das Geld kommt einem internationalen Konsortium zugute, das der Freiburger Biologe Professor Dr. Peter Beyer als wissenschaftlicher Koordinator leitet.
Mangel an Vitamin A und hochwertigem Protein, Eisen oder Zink ist häufig die Ursache von Krankheit und erhöhter Sterblichkeit. Vor allem Kinder in Entwicklungsländern leiden unter der Mangelernährung und entwickeln ein geschwächtes Immunsystem, das sie für Krankheiten anfällig macht. Das führt in Gesellschaften mit Reis als Hauptnahrungsmittel zu zahlreichen Fällen von Blindheit und Tod im frühen Kindesalter.
Mit Hilfe der Gentechnik ist es Professor Beyer, Biologisches Institut der Universität Freiburg, und Dr. Ingo Potrykus, emeritierter Professor an der ETH Zürich, gelungen mit zwei zusätzlich eingesetzten Genen das Genom so zu verändern, dass im Reiskorn Provitamin A (Beta-Karotin) angereichert wird. Der genetisch veränderte Reis nimmt eine goldene Farbe an. Daher rührt die Bezeichnung „Goldener Reis“. Ein erster Prototyp entstand 1999, der noch relativ geringe Konzentrationen an Provitamin A aufwies. Seitdem sind neue Linien mit höheren Konzentrationen entwickelt worden. Die Technologie wird gemeinnützig und kostenfrei für Entwicklungsländer zur Verfügung gestellt.
Die „Grand Challenges in Global Health“ Initiative sieht in genetisch modifizierten Getreidesorten mit hohen Konzentrationen von wichtigen Nahrungsbestandteilen eine viel versprechende, langfristig wirksame Lösung der Mangelernährung in unterentwickelten Ländern. Mit der Grand Challenges Fördersumme wird ein Projekt unterstützt, das neue Varietäten des „Golden Rice“ entwickelt. Vorrangiges Ziel ist, den Reis zu einem vollwertigeren Nahrungsmittel für Menschen in Entwicklungsländern zu machen. Ausgehend von den bereits vorhandenen genetisch modifizierten Entwicklungslinien des „Golden Rice“, die Provitamin A in Reiskorn anreichern, sollen die neuen Sorten zusammen mit Vitamin A auch Vitamin E, Eisen, Zink und hochwertige Proteine enthalten. Vitamin E hat zudem den Vorteil, dass es den Gehalt von Vitamin A im Reiskorn stabilisiert. Einen Schwerpunkt in der Grundlagenforschung setzt das interdisziplinäre Wissenschaftlerteam auf die Erforschung der Bioverfügbarkeit von pflanzlichem Eisen und Zink im menschlichen Körper. Denn nur wenn der Körper die zusätzlichen Nahrungselemente aufnimmt, macht die Anreicherung von Zink und Eisen im Reiskorn Sinn. Die Forscher untersuchen, welche genetischen und biochemischen Faktoren für die biologische Verfügbarkeit von Eisen und Zink verantwortlich sind. Die Untersuchung von lokalen Reissorten, die zudem über die neuen Eigenschaften verfügen, sollen Auskunft geben, inwieweit Vitamin A hilft, Eisen für den Körper verfügbar zu machen. Darüber hinaus können so die optimalen Reissorten ermittelt werden, bevor sie in den konventionellen Anbau gehen.
An der Forschung beteiligt sind vor allem Wissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Michigan State University, des Baylor College of Medicine in Houston, Texas, und die Universität Hongkong. Die Übertragung der neuen Eigenschaften in lokale Reissorten ist Aufgabe des Internationalen Reisforschungsinstitutes (IRRI) und des Reisforschungsinstituts PhilRice auf den Philippinen. Mit dabei ist auch das Cuu Long Delta Rice Research Institute in Vietnam. Als Partner in dem Forschungsprojekt verfügen sie über Erfahrung mit nationalen Programmen und im Umgang mit Regulierungsbehörden. Zum Team gehört auch Dr. Adrian Dubock, beim Agrokonzern Syngenta zuständig für die internationale Kooperation im Biotechbereich.
Kontakt:
Albert-Ludwigs-Universität
Biologie II
Professor Dr. Peter Beyer
Tel. 203-2529
Fax 203-2675
E-Mail:peter.beyer@biologie.uni-freiburg.de
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Weitere Informationen:
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