Hohe Auszeichnung für einen Pionier der Bakterienforschung

Professor Werner Goebel, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie am Biozentrum der Uni Würzburg, bekommt heute (1. Juni, 17.00 Uhr) bei einer Feierstunde in Marburg den Emil-von-Behring-Preis 2006 verliehen. Ausgezeichnet wird er für „seine langjährigen und international hervorgehobenen Arbeiten“ über die krank machenden Eigenschaften von Mikroorganismen und für seine Beiträge zur Erforschung der Gene dieser Kleinstlebewesen.

Nur alle zwei Jahre vergibt die Uni Marburg diesen Wissenschaftspreis, der zu den wichtigsten in Deutschland zählt. Der Preis wurde geschaffen zum Andenken an Emil von Behring, den Begründer der Serumtherapie und ersten Nobelpreisträger (1901) für Physiologie und Medizin, der von 1895 bis 1917 in Marburg wirkte. Goebel teilt sich den Preis mit Professor Gerhard Gottschalk (Göttingen); das Preisgeld von insgesamt 25.000 Euro stellte die Firma Novartis Behring zur Verfügung.

Werner Goebel, geboren 1939, studierte Chemie in Tübingen. Nach der Promotion folgte von 1966 bis 1969 eine Postdoktorandenzeit in den USA. Zurück in Deutschland, wurde Goebel nach Tätigkeiten in Hohenheim und Braunschweig 1975 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mikrobiologie der Uni Würzburg berufen. Mit 36 Jahren war er damals einer der jüngsten Ordinarien in Deutschland.

Seine bahnbrechenden Arbeiten über einen Giftstoff (Hämolysin) des Bakteriums Escherichia coli waren der Einstieg in ein Forschungsgebiet, mit dem sein Name seitdem untrennbar verknüpft ist: die molekulare Aufklärung der Faktoren, die für die Krankheitsentstehung durch Bakterien verantwortlich sind. Diese Arbeiten beinhalten viele internationale Kooperationen. Aus Goebels Forschertätigkeit sind etwa 370 wissenschaftliche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften hervor gegangen.

Schon 1983 wurde er für seine Leistungen mit dem Robert-Koch-Preis geehrt, im Jahr darauf mit dem ASM Lecture Award. 1988 kam die Aufnahme in die älteste Akademie Deutschlands, die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, der er seit 1998 als Senator angehört. Ebenfalls 1998 erfolgte die Aufnahme in die „American Academy for Microbiology“.

Seit fast 20 Jahren erforschen Goebel und viele seiner Mitarbeiter schwerpunktmäßig Bakterien aus der Gattung Listeria, die nicht nur als gefährliche Verunreinigungen von Lebensmitteln, sondern auch als Modellorganismen für andere Krankheitserreger bedeutend sind. Zusammen mit deutschen und europäischen Kollegen erreichte Goebel auf diesem Gebiet für Europa eine führende Stellung.

Die Fähigkeit der Listerien, auch Zellen des Immunsystems zu infizieren, wird zur Konzeption neuartiger Lebend-Impfstoffe ausgenutzt. An dieser Entwicklung ist Goebel maßgeblich beteiligt. Von 1997 bis 2000 wirkte er an der Entschlüsselung des Erbguts von Listeria monocytogenes durch ein europäisches Konsortium mit, von 2001 bis 2006 war er Sprecher des deutschen Kompetenznetzes „PathoGenoMik“, dessen Zentrale sich an der Uni Würzburg befindet. Weiter ist Goebel Mitglied im europäischen „Network of Excellence – EuroPathoGenomics“, das von Professor Jörg Hacker (Würzburg) koordiniert wird, und einer der Initiatoren des demnächst startenden „ERANET Pathogenomics“.

Kontakt: Prof. Dr. Werner Goebel, T (0931) 888-4400, Fax (0931) 888-4402, E-Mail: goebel@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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