BMBF fördert Innovationsraum NewFoodSystems

Logo NewFoodSystems Quelle: Max Rubner-Institut

Im Vorhaben NewFoodSystems werden neuartige Produktionsweisen und Anbauverfahren für die nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln mit höchstem Anspruch an deren Sicherheit und Qualität entwickelt, erprobt und mit höchster Verbraucherakzeptanz zur Marktreife gebracht. Über fünf Jahre stellt das BMBF dafür bis zu 20 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung.

»Bioökonomie ist die Zukunft unserer Wirtschaft. Mit ihr können wir Ressourcen nachhaltig nutzen und wiederverwerten«, so Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.

Es gebe bereits viele gute Ideen aus der Forschung, wie der Wandel hin zu einer biobasierten nachhaltigen Wirtschaftsform gelingen könne. „Mir ist wichtig, dass diese Ideen bald im Alltag der Menschen in Deutschland ankommen. Deshalb bringen wir in der neuen Förderinitiative „Innovationsräume Bioökonomie“ Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Gemeinsam werden sie aus Ideen Innovationen entwickeln«, so die Ministerin.

Mit neuen Verfahren und unter Nutzung neuartiger Quellen werden Lebensmittel sowie Zutaten für Lebensmittel und Futtermittel produziert, die eine maximale Wertschöpfung mit ressourcenschonender Produktion und somit die Bedarfe von Mensch und Umwelt vereinen. Dazu werden Experten aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette im Netzwerk zusammenarbeiten. »Das Einzigartige von NewFoodSystems ist dabei auch der ganzheitliche Bewertungsansatz, der Qualität und Sicherheit genauso berücksichtigt wie Wirtschaftlichkeit, Marktfähigkeit, Verbraucherakzeptanz, Nachhaltigkeit und den Rechtsrahmen«, führt Koordinatorin Prof. Sabine Kulling (MRI) aus.

NewFoodSystems bedient diese drei Innovationsfelder:

Controlled Environment Cultivation (CEC)
Hier steht die Kultivierung von Organismen wie z. B. Pflanzen, Algen, Insekten und Fische in geschlossenen und damit kontrollierbaren Systemen im Mittelpunkt. CEC bietet die Möglichkeit neue pflanzliche Produkte in geschlossen Systemen unabhängig von Witterungsbedingungen und mit mehreren Ernten im Jahr fast ohne Einsatz von Pestiziden in Premium-Qualitäten zu erzeugen und dies unter Rückgewinnung von Wasser und Nährstoffen aus Rest- und Abfallstoffen.

Auch neue Proteinquellen für die Lebens- und Futtermittelproduktion sowie für die Gewinnung anderer hochwertiger Inhaltsstoffe wie spezielle Fettsäuren, Carotinoide und andere Farbstoffe sowie Aromakomponenten und Ballaststoffe werden hier erschlossen.

Neue Lebens- und Futtermittelzutaten
Mit Blick auf Wirkungen unseres Konsums auf die Umwelt wird es zukünftig notwendig sein, den Konsum an tierischen Lebensmitteln deutlich zu senken und das Angebot an nachhaltigeren Alternativen zu steigern. Neue Lebensmittel finden vor allem dann Akzeptanz, wenn sich diese hinsichtlich Geschmack, Textur, Mundgefühl und Nähr- und Genusswert von traditionellen Lebensmitteln nur unwesentlich unterscheiden.

Die hierfür benötigten Zutaten wie z. B. Proteine und Proteinkombinationen müssen daher über sehr spezifische techno-funktionelle Eigenschaften verfügen, sensorisch ansprechend sein und sich aber auch durch eine hohe biologische Wertigkeit auszeichnen. Dies sind Forschungs- und Entwicklungsthemen in diesem Innovationsfeld.

Ressourceneffizientes Energie- und Stoffstrommanagement in der Systemintegration
Durch die Kombination der neuartigen Produktionssysteme von Pflanzen, Algen, Insekten und Fischen sollen Nahrungsketten gebildet werden und Stoffströme so effizient gekoppelt werden, dass letztlich eine CO2-neutrale Produktion der Lebensmittel erreicht werden kann.

So können z. B. das von Fischen oder Insekten generierte Kohlendioxid der Algenproduktion und im Abwasser der Aquakultur gelöste Nährstoffe der Düngung von Pflanzen und Mikroalgen zugeführt werden. Der Innovationsraum wird Stoffkreisläufe simulieren sowie neue Sensoren und Prozesssteuerungen für die Automatisierung der Lebensmittelproduktion erarbeiten.

Zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz der neuen Lebensmittelsysteme werden die Nebenströme aus der Lebensmittelindustrie neuer Verwertung zugeführt, mit dem Ziel Kreisläufe zu schließen, die gleichzeitig zur größtmöglichen Reduktion vermeidbarer Rohstoffverluste und zur Minimierung von Umweltkontaminationen beitragen.

Ein Innovations-Hub für die Markterschließung und die gesellschaftliche Technologieakzeptanz
Um die Forschungsergebnisse schnell in Produkte und Verfahren für die Märkte zu überführen, werden diese im Innovations-Hub auf ihre Verwertbarkeit geprüft und Projektabläufe zur Verwertung optimiert. Marktfähige Ideen werden identifiziert und zusammen mit Experten aus der Gründerszene und Industriepartnern hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Potenziale bewertet und über neue Start-ups oder etablierte Unternehmen in den Markt überführt.

»Es ist uns ein besonderes Anliegen, gute Ideen zeitnah in innovative Produkte und Dienstleistungen zu überführen, sowohl um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industriepartner zu steigern als auch um den Menschen in unserem Land den Sinn unserer Forschung nahe zu bringen« sagt der Innovationstreiber von NewFoodSystems, Dr. Peter Eisner vom Fraunhofer IVV, der auch eng mit dem MRI in der Koordination zusammenarbeitet.

Durch die im Innovationsraum NewFoodSystems geförderten Projekte werden den Verbrauchern die Kenntnisse und das Verständnis zu alternativen Systemen der Lebensmittelproduktion der Zukunft nahegebracht. Eigens dafür wird im Deutschen Museum in Nürnberg, dessen Eröffnung für 2020 geplant ist, eine Ausstellung eingerichtet.

NewFoodSystems sucht den Dialog mit der Öffentlichkeit und will dazu beitragen, dass Akzeptanzbarrieren überwunden werden. Dies ist Prof. Hannelore Daniel, langjähriges Mitglied des Bioökonomierates der Bundesregierung und Botschafterin von NewFoodSystems ein besonderes Anliegen. An die jetzt geförderte Initialphase des Innovationsraums von fünf Jahren schließt sich eine Verstetigungsphase mit einem Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren an, so dass die Themen und Technologien u. a. mit neuen Partnern weiterentwickelt werden können.

http://www.mri.bund.de

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Dr. Iris Lehmann idw - Informationsdienst Wissenschaft

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