DFG-Förder-Ranking 2009: Fördergelder als Motor für Wettbewerb und Profilbildung

Die Hochschulen in Deutschland sind zunehmend gut für den nationalen und internationalen Wettbewerb in Wissenschaft und Forschung gerüstet. Vielen von ihnen ist es in den vergangenen Jahren gelungen, ihre Forschungsprofile zu schärfen und klare fachliche Schwerpunkte zu setzen.

Dies ist das zentrale Ergebnis des neuesten DFG-Förder-Rankings, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft am heutigen Donnerstag in Berlin vorstellte. Der über 200 Seiten umfangreiche Bericht gibt auf breiter Datenbasis und mit detaillierten Analysen Auskunft, wie viele Fördergelder die deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Quellen einwarben, und ermöglicht Aufschlüsse über ihren Einsatz. Erstmals erfolgen dabei auch detaillierte Nachweise für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Das „Förder-Ranking 2009“ ist die inzwischen fünfte Ranking-Studie der DFG, geht jedoch noch einmal deutlich über die vorherigen Berichte hinaus. Im Mittelpunkt stehen erneut die Bewilligungen der DFG, die die Forschung mit inzwischen mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr unterstützt. Darüber hinaus werden die Förderdaten zahlreicher Ministerien des Bundes, weiterer Förderorganisationen sowie der EU und – erstmals – auch des 2007 etablierten European Research Council berücksichtigt. Damit erfasst das neue DFG-Ranking nunmehr fast 90 Prozent aller eingeworbenen Drittmittel.

„Das neue DFG-Ranking macht deutlich: Die Hochschulen haben die Chancen erkannt, die sich ihnen durch einen intensiveren Wettbewerb eröffnen. Und ein ganz wesentlicher Motor in diesem Wettbewerb sind die Fördergelder der DFG und anderer Quellen“, betonte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner bei der Vorstellung des Berichts. Dabei hängen Fördergelder, Wettbewerb und Profilbildung in mehrfacher Weise zusammen: Die Hochschulen nutzen die eingeworbenen Drittmittel immer stärker, um ihre Forschungsprofile zu schärfen. Mit diesen wiederum verbessern sie ihre Chancen im Wettbewerb um weitere Drittmittel.

Die Erfolge dank schärferer Profilbildung zeigen sich auf mehreren Ebenen: So konnten die Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen aus Deutschland im Rahmen des 6. Forschungs- rahmenprogramms der EU europaweit die meisten Drittmittel einwerben. Insgesamt wurden 3,024 Milliarden Euro an Institutionen in Deutschland bewilligt, das sind 18 Prozent des gesamten Fördervolumens im 6. EU-Rahmenprogramm.

Der intensive Wettbewerb wird auch in der Rangliste der bewilligungsstärksten Hochschulen sichtbar: Insgesamt haben die 20 bewilligungsstärksten Hochschulen in Deutschland zwischen 2005 und 2007 mehr als 60 Prozent aller DFG-Mittel eingeworben, bei 40 Hochschulen ist schon ein Anteil von 88 Prozent erreicht. An der Spitze der Rangliste steht nun die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen. Sie warb insgesamt 257 Millionen Euro von der DFG ein und löste damit die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München vom Spitzenplatz ab. Die LMU erhielt 249 Millionen Euro Drittmittel von der DFG und liegt nun auf Platz zwei. Mit deutlichem Abstand folgen die Universität Heidelberg (215,4 Mio. €), die Technische Universität München (200,4 Mio. €) und die Freie Universität (FU) Berlin (194,4 Mio. €). Freiburg, Karlsruhe, Erlangen-Nürnberg, Göttingen und die Humboldt-Universität Berlin komplettieren die Gruppe der zehn bewilligungsstärksten Hochschulen.

Die meisten Mitglieder der Spitzengruppe haben auch in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich abgeschnitten, die seit 2006 läuft und erstmals im DFG-Ranking berücksichtigt wird. Nicht zuletzt dank der Exzellenzinitiative konnten einige Hochschulen ihre Platzierungen deutlich verbessern. So kletterte die FU Berlin von Platz zehn im Ranking 2006 auf Platz fünf und die Universität Freiburg von Platz elf auf Platz sechs, Göttingen verbesserte sich vom zwölften auf den neunten Platz. Den größten Sprung machte die Universität Konstanz – von Rang 34 auf Rang 16. Aber auch Hochschulen, die in geringerem Maße in der Exzellenzinitiative erfolgreich waren, konnten aufsteigen. So verbesserte sich die Universität Bielefeld mit einem noch deutlicheren geistes- und sozialwissenschaftlichen Akzent von Platz 38 auf 28.

„Neben der Exzellenzinitiative sind ohnehin auch andere Drittmittelquellen von großer Bedeutung für den Wettbewerb und die Profilbildung an den Hochschulen“, hob DFG-Präsident Kleiner bei der Präsentation der Daten hervor: „Und beides spielt sich auch nicht nur an den großen Hochschulen ab. Auch viele kleinere Hochschulen setzten erfolgreich Schwerpunkte in bestimmten Forschungsfeldern und gehören dort sogar zu den führenden Einrichtungen.“

Auf der Basis detaillierter Fachauswertungen stellt das DFG-Förder-Ranking zahlreiche Beispiele für solche gelungenen Profilbildungen an kleineren Hochschulen vor: So hat die Universität Mannheim einen deutlichen Fokus auf die Sozial- und Verhaltenswissenschaften gesetzt und dort die insgesamt meisten Bewilligungen erhalten. Die Universität Hohenheim und die Tierärztliche Hochschule Hannover haben ihre Profile in der Tiermedizin und den Agrar- und Forstwissenschaften weiter geschärft, die Universität Saarbrücken in der Informatik sowie der System- und Elektrotechnik und die TU Ilmenau auf dem Gebiet der Mikro- und Nanosysteme. Weitere Beispiele sind die Universität Bayreuth mit Schwerpunkten in den außereuropäischen Sprachen und Kulturen und der Sozial- und Kulturanthropologie, und die Bauhaus-Universität Weimar, die im Bereich Bauwesen und Architektur im Spitzenfeld der DFG-Förderung liegt.

Auch über die Bewilligungen in den großen Wissenschaftsbereichen gibt das Förder-Ranking Aufschluss: In den Geistes- und Sozialwissenschaften lagen die FU und die HU Berlin sowie die Universität Münster auf den ersten drei Plätzen, in den Lebenswissenschaften die LMU München und die Universitäten Heidelberg und Freiburg; in den Naturwissenschaften belegten die LMU und die Universitäten Bonn und Hamburg die Plätze eins bis drei, in den Ingenieurwissenschaften die Technischen Hochschulen in Aachen, Darmstadt und Karlsruhe. Innerhalb der Wissenschaftsbereiche nimmt das Ranking weitere detaillierte Analysen einzelner Fächer vor.

Über diese zentralen Indikatoren hinaus präsentiert das Förder-Ranking 2009 zahlreiche weitere aufschlussreiche Ergebnisse, so etwa zur regionalen Verteilung der Fördermittel: Hier zeigten sich die Berliner und die Münchner Region auch dank dort sehr aktiver außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit knapp über beziehungsweise unter 520 Millionen Euro als besonders bewilligungsstark. Weitere forschungsstarke Regionen sind die ABC-Region (Aachen-Bonn-Köln), die zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich sogar über 550 Millionen Euro erhielt, sowie Rhein-Neckar, Frankfurt-Rhein-Main, Rhein-Ruhr und Hannover-Braunschweig-Göttingen. „Die Vernetzung in der Wissenschaft nimmt zu, regionale Forschungsverbünde gewinnen an Bedeutung“, kommentierte DFG-Präsident Kleiner.

Als international besonders attraktiv erwiesen sich die HU und die FU Berlin sowie die LMU München: an ihnen forschten die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) gefördert wurden.

Zur Beteiligung von Wissenschaftlerinnen am Wettbewerb um Fördermittel legt das neue Ranking erstmals Zahlen vor. „Damit wollen wir noch mehr Transparenz in der wichtigen Frage der Gleichstellung in der Wissenschaft herstellen“, sagte dazu der DFG-Präsident. So zeigt der Bericht, dass 16 Prozent der über 18 000 Bewilligungsempfänger der DFG an den Hochschulen Frauen sind – mit großen Unterschieden zwischen Standorten und Wissenschaftsbereichen.

Mit diesen und zahlreichen weiteren Ergebnissen ist das DFG-Förder-Ranking 2009 der bislang umfassendste Überblick und die detaillierteste Analyse zur Drittmittelverteilung und zu Forschungsschwerpunkten an den deutschen Hochschulen und unterscheidet sich deutlich von zahlreichen anderen Rankings. Alle Daten stammen direkt von den fördernden Institutionen, an keiner Einrichtung mussten die dort tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder die Verwaltung mit der Datenerhebung befasst werden. Schon die Reaktionen auf die bisherigen Rankings haben gezeigt, wie groß das Interesse in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit an fundierten Detailinformationen ist. Diese sollen noch weiter ausgebaut werden, etwa durch Förderberichte für einzelne Einrichtungen, Regionen oder Förderverfahren.

Weiterführende Informationen
Das Förder-Ranking 2009 der DFG ist gemeinsam mit weiteren Materialien im Internet abrufbar:

www.dfg.de/ranking/

Nähere Informationen zum Förder-Ranking erteilen in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Jürgen Güdler, Direktor des Bereichs Informationsmanagement,
Tel.: +49 228 885-2649, E-Mail: Juergen.Guedler@dfg.de
Daniel Bovelet, Projektleitung „Förder-Ranking“ im Bereich Informationsmanagement,

Tel.: +49 228 885-2589, E-Mail: Daniel.Bovelet@dfg.de

Deutsche Forschungsgemeinschaft
Förder-Ranking 2009
Institutionen – Regionen – Netzwerke
Wiley-VCH Weinheim 2009, 208 Seiten
ISBN: 978-3-527-32746-1

Media Contact

Marco Finetti idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de

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