ERC Consolidator Grant für Geowissenschaftler der Universität Tübingen
Professor Todd Ehlers aus dem Fachbereich Geowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen hat sich erfolgreich um einen ERC Consolidator Grant des europäischen Forschungsrats beworben: Sein Projekt „Extreme Tectonics and Rapid Erosion in Mountain Environments“ (EXTREME) wird in den kommenden fünf Jahren mit zwei Millionen Euro gefördert.
Professor Todd Ehlers erforscht die Bewegungen und Verformungen der Kontinentalplatten und die Auswirkungen dieser Dynamik auf das Klima. Die Plattengrenzen sind Bereiche besonders großer Aktivität, an denen sich die Erdoberfläche mit einer hohen Rate verformt. Daraus ergeben sich große Gefahren für den Menschen wie Erdbeben, Erdrutsche und extreme Klimabedingungen. Die Erforschung der Deformation der Kontinentalplatten soll helfen, mit diesen bisher schwer berechenbaren Gefahren besser umgehen zu können.
Im Mittelpunkt des EXTREME-Projekts stehen die Wechselwirkungen zwischen dem Klima und der Tektonik an Knickpunkten entlang von Plattengrenzen. Anders als in bisherigen Studien geht Todd Ehlers davon aus, dass die besonders schnellen Deformationsprozesse an diesen Knickpunkten nicht von oben nach unten etwa durch Erosion angestoßen werden. Vielmehr bauen sie sich von unten nach oben auf, ausgehend von der Kontinentalplatte, die beim Zusammenstoß an einer Plattengrenze unter die Nachbarplatte abgetaucht ist.
Die untergetauchte Platte verformt sich an den hier untersuchten Bereichen der Plattengrenze nicht nur in zwei, sondern in drei Dimensionen und kann dadurch auch in der übergelagerten Platte großräumige Deformationen bewirken. Wenn sich wie beim Himalaya oder den Anden ganze Gebirge auftürmen, können sich die tektonischen Verschiebungen auch auf das Klima auswirken – bis hin zu globalen Klimaveränderungen.
Todd Ehlers will erstmals in seinem Projekt ein umfassendes Modell der zeitlichen und räumlichen Vorgänge an den Plattengrenzen entwickeln, in das dreidimensionale thermomechanische Modelle der Verformungen und Hebungen an den Plattengrenzen eingehen sowie ein Modell der Atmosphäre, das die Änderungen der klimatischen Verhältnisse bei verschiedenen Landschaftsformen an der Plattengrenze widerspiegelt. In einer Prozessmodellierung werden die Atmosphären- und mechanischen Modelle gekoppelt und im Vergleich mit vergangenen tektonischen und klimatischen Ereignissen im Himalaya, in Alaska, in den Olympic Mountains im Nordwesten der USA und den Anden optimiert.
Professor Todd Ehlers kam 2009 von der University of Michigan, USA an die Universität Tübingen und leitet die Forschungsgruppe „Earth System Dynamics“.
Mit dem ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats werden Wissenschaftler mit mehrjähriger Forschungserfahrung beim Aufbau einer unabhängigen Karriere und ihres eigenen Forschungsteams unterstützt. Die Kreativität junger, vielversprechender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll gefördert und neue Ideen in die Forschungsfelder getragen werden. Die Ausschreibung erfolgt themenoffen und über alle Bereiche der Wissenschaft hinweg. Jedes Projekt wird mit bis zu zwei Millionen Euro über maximal fünf Jahre finanziert.
Kontakt:
Prof. Dr. Todd Ehlers
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich Geowissenschaften
Telefon +49 7071 29-73152
todd.ehlers[at]uni-tuebingen.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-tuebingen.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Klimawandel führt zu mehr alpinen Gefahren
Von Steinschlag bis Eislawine: So hat der Klimawandel die Naturgefahren in den Alpen verändert. Der Klimawandel intensiviert vielerorts Naturgefahren in den Bergen und stellt den Alpenraum damit vor besondere Herausforderungen….
SAFECAR-ML: Künstliche Intelligenz beschleunigt die Fahrzeugentwicklung
Mit neuen Methoden des Maschinellen Lernens gelingt es, Daten aus der Crashtest-Entwicklung besser zu verstehen und zu verarbeiten. Im Projekt SAFECAR-ML entsteht eine automatisierte Lösung zur Dokumentation virtueller Crashtests, die…
Robotergestütztes Laserverfahren ermöglicht schonende Kraniotomie im Wachzustand
Um während neurochirurgischen Eingriffen komplexe Hirnfunktionen testen zu können, werden diese an wachen, lokal anästhesierten Patienten durchgeführt. So können die Chirurgen mit ihnen interagieren und prüfen, wie sich ihr Eingriff…