Erschließung neuer Anwendungsfelder in der Plasmamedizin

Die Kombination verschiedener biologisch wirksamer Komponenten ermöglicht innovative Anwendungen kalter Atmosphärendruckplasmen in der Medizin INP Greifswald

Die Plasmamedizin ist ein junges interdisziplinäres Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Plasmaphysik und Lebenswissenschaften, das seit etwa zehn Jahren weltweit einen signifikanten Aufschwung erlebt. Der Wissenschaftsstandort Greifswald hat sich unter Federführung des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) als internationaler Themenführer auf diesem neuen Forschungsgebiet etabliert.

In Kooperation mit der neoplas tools GmbH wurde der aus INP-Forschungen hervorgegangene Plasmajet kINPen MED 2013 als Medizinprodukt Klasse IIa CE-zertifiziert. Damit gelang der Plasmamedizin nach jahrelanger Forschung erfolgreich der Schritt in die klinische Praxis. Dieses Plasmagerät wird gegenwärtig vor allem zur Behandlung von chronischen Wunden und infektiösen Hauterkrankungen eingesetzt.

Das BMBF-Forschungsprojekt „Erweiterung der medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von kalten Atmosphärendruckplasmajets“, kurz MEDKAP genannt, erforscht neue Anwendungsfelder, die sich als Möglichkeiten, aber auch als neue Herausforderung aus der BMBF Fördermaßnahme „Campus PlasmaMed“ ergeben haben. Neben verbesserten Leistungsparametern der Plasmageräte fokussiert MEKAP dabei auf die Konzeption und Testung einer großflächigen und einer endoskopischen Jet-Plasmaquelle.

In der Dermatologie erforscht das INP zudem, ob die Plasmatherapie erfolgversprechend bei der Behandlung der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) ist. In der Zahnmedizin konzentriert sich das Projekt auf die Entwicklung eines Plasmagerätes für zahnmedizinische Anwendungen, vor allem für Wurzelkanalbehandlungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Tumortherapie.

Physikalisches Plasma wird zur Inaktivierung von Krebszellen mit einer weiteren biologisch wirksamen Technologie, sogenannten gepulsten elektrischen Feldern, kombiniert. Untersucht wird, inwieweit mit dieser Technologie das Metastasierungspotential von Tumorzellen reduziert werden kann.

Darüber hinaus ist die Anwendung von physikalischem Plasma auch im Bereich der Lungentuberkulose vielversprechend. Nach Testung der Wirksamkeit von Plasma gegen Mycobacterium tuberculosis ist geplant, ein spezielles endoskopisches Plasmagerät für die Behandlung zu entwickeln.

Das MEDKAP-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über einen Zeitraum von 13 Monaten mit 700.000 Euro gefördert. Es geht einher mit der Hightech-Strategie der Bundesregierung im Bereich „Gesundes Leben“, welche die Erforschung und Entwicklung neuer innovativer Lösungen auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft fördert. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie mit Partnern aus der Forschung, der Medizin und der Wirtschaft.

Für Informationen zur Plasmamedizin oder zum Projekt wenden Sie sich bitte an:

Cathleen Möbius
Stellv. Stabsleitung
Stabsstelle Kommunikation und Forschungstransfer
Tel.: +49 3834 554 3828,
E-Mail: cathleen.moebius@inp-greifswald.de

Weitere Informationen:

http://www.inp-greifswald.de
http://www.photonikforschung.de

Media Contact

Cathleen Möbius idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Instabiles Klima – schlechte Karten für die Menschheit

Große Studie verknüpft die Entwicklungsgeschichte des Menschen mit Klimadaten. Ob Kulturen im Laufe von Jahrtausenden erblühten oder vergingen, hing zum grossen Teil davon ab, wie stark sich das Klima wandelte….

Neue Antibiotika-Produzenten beschrieben

Alte Schätze der DSMZ mit neuem Potential… Forschende benennen neu beschriebene Bakterien ausschließlich nach Wissenschaftlerinnen. Forschende rund um Dr. Imen Nouioui und Prof. Dr. Yvonne Mast von der Abteilung Bioressourcen…

Wegweisend für die Diagnostik

Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…