Gerda Henkel Stiftung stellt gut drei Millionen Euro für neue Forschungsprojekte weltweit bereit
Die Gerda Henkel Stiftung bewilligt mehr als drei Millionen Euro für neue Forschungsvorhaben. Die Stiftungsgremien beschlossen in ihrer Herbstsitzung am 4. und 5. November 2013, 52 Vorhaben aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften sowie im Rahmen der Sonderprogramme „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ und „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“ zu fördern.
Für zunächst zwei Jahre unterstützt die Stiftung das Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei dem Vorhaben, die Sitzungsprotokolle der Seminare Theodor W. Adornos zu edieren. Ein Forschungsstipendium gewährt die Stiftung ferner für ein Projekt zu Illustrationen in alchemischen Handschriften. Insgesamt 376 Förderanträge waren in der Geschäftsstelle der Gerda Henkel Stiftung eingegangen. In einer weiteren wesentlichen Entscheidung bestätigten die Stiftungsgremien Dr. Michael Muth als Mitglied des Kuratoriums.
Als Theodor W. Adorno (1903–1969) im November 1949 seine Lehrtätigkeit in Frankfurt am Main aufnahm, war er gerade erst aus dem Exil zurückgekehrt und noch nicht berühmt. Bei seinem Tod zwanzig Jahre später zählte der Mitbegründer der „Frankfurter Schule“ zu den einflussreichsten Intellektuellen der Bundesrepublik. Wenig bekannt ist, dass Adorno die Teilnehmer seiner Frankfurter soziologischen und philosophischen Seminare zwischen 1949 und 1969 Sitzungsprotokolle führen ließ: Erhalten haben sich über 470 Mitschriften von 330 Protokollantinnen und Protokollanten aus 57 Seminaren und 34 Semestern. Unter der Leitung des Direktors des Instituts für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Axel Honneth, werden die Sitzungsprotokolle in wissenschaftlicher Form ediert. Die Publikation verspricht, wichtige neue Einblicke in die Genese und Wirkung der Theorie Adornos zu gewähren und seine Lehre in der Auseinandersetzung mit den Studentinnen und Studenten nachvollziehbar zu machen.
Alchemischen Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts widmet sich Dr. Anke Timmermann. Entgegen der landläufigen Meinung war Alchemie in der frühen Neuzeit keine Pseudowissenschaft, sondern eine historische Praxis mit einer komplexen Fachsprache. Vom 15. Jahrhundert an traten zu den Wörtern immer häufiger Bildelemente: Symbole, Zeichnungen von Gerätschaften, Diagramme, Tabellen und Darstellungen alchemischer Prozesse. Anke Timmermann möchte im Rahmen eines Forschungsstipendiums die Funktion dieser Bildlichkeit für den englischen und deutschen Sprachraum untersuchen. Ihr Forschungsprojekt ist angesiedelt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
Einstimmig wurde Dr. Michael Muth bis zum 31. Dezember 2016 als Mitglied des Kuratoriums bestätigt. Der frühere Senior Partner, Gesellschafter und Director von McKinsey & Company, Inc., New York, gehört dem Gremium der Gerda Henkel Stiftung seit 1998 an. Dr. Muth ist Rechtsanwalt, hat an der Universität Freiburg promoviert und den MBA am INSEAD/Fontainebleau erworben. Er ist Mitglied des Boards in- und ausländischer Unternehmen mit Schwerpunkt im internationalen Finanzsektor und Alleininhaber der Firma BlueTrust, deren Schwerpunkt Beteiligungen im Mittelstand und in Start-ups sind. Er hat zahlreiche Beiträge in der internationalen Wirtschaftspresse veröffentlicht, insbesondere zu Fragen der Unternehmensstrategie und des Kapitalmarktes.
Die Gerda Henkel Stiftung wurde 1976 von Frau Lisa Maskell (1914–1998) zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel errichtet. Ausschließlicher Stiftungszweck ist die Förderung der Wissenschaft. Die Disziplinen Archäologie, Geschichtswissenschaften, Historische Islamwissenschaften, Kunstgeschichte, Rechtsgeschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Wissenschaftsgeschichte stehen im Zentrum der Fördertätigkeit. Darüber hinaus wendet sich die Stiftung im Rahmen der Sonderprogramme „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ sowie „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“ verstärkt gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu. Die Gerda Henkel Stiftung hat seit ihrer Gründung weltweit knapp 6.000 Forschungsvorhaben mit mehr als 110 Millionen Euro unterstützt.
Kontakt:
Gerda Henkel Stiftung
Pressestelle
Dr. Sybille Wüstemann
Tel.: 0211 93 65 24 19
E-Mail: wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de
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Weitere Informationen:
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