Hervorragende Mittler zwischen Japan und Deutschland
Der in Tokio lehrende Rechtswissenschaftler Professor Makoto Ida und der emeritierte Heidelberger Japanologe Professor Wolfgang Schamoni erhalten den Eugen und Ilse Seibold-Preis 2009 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Beide Wissenschaftler werden als hervorragende Mittler zwischen Japan und Deutschland und für ihren Beitrag zur Förderung der Wissenschaft ausgezeichnet. Der vom früheren DFG-Präsidenten Eugen Seibold und seiner Gattin gestiftete Preis ist mit je 10 000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben.
„Makoto Ida und Wolfgang Schamoni sind nicht nur in ihrem jeweiligen Land und in ihrem Fach als hervorragende Wissenschaftler bekannt. Sie genießen auch im jeweils anderen Land hohes Ansehen und haben in besonderer Weise zum deutsch-japanischen Verständnis beigetragen“, sagte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner nach der Entscheidung über die neuen Seibold-Preisträger.
Diese wurden zuvor von einer Jury einstimmig aus einer Reihe von Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt, die ihrerseits von deutschen und japanischen Wissenschaftsorganisationen, Forschungsinstituten, Fachgesellschaften sowie von früheren Seibold-Preisträgerinnen und -Preisträgern vorgeschlagen worden waren.
Mit Makoto Ida zeichnet die DFG einen Juristen aus, der den japanisch-deutschen Rechtsdialog bereits seit Jahren maßgeblich prägt und nach Ansicht von Kollegen auch für die kommenden Jahrzehnte bestimmen wird. Der 1956 geborene Ida ist Professor für Strafrecht und Medizinrecht an der Keio University Law School in Tokio und hat sich vor allem mit strafrechtstheoretischen Untersuchungen einen Namen gemacht; in Kollegenkreisen wird er als „der fachlich herausragende japanische Strafrechtler“ gewürdigt.
Sein besonderes Interesse gilt neben dem Straf- und Strafprozessrecht politisch relevanten Gebieten wie dem Umweltschutzrecht und dem Wirtschaftsstrafrecht. Dabei hat er in die Analyse und Lösung japanischer Rechtsprobleme immer wieder die Ansätze und Ergebnisse der rechtswissenschaftlichen Forschung in Deutschland eingebracht, die er in den 1980er- und 1990er-Jahren durch mehrfache Forschungsaufenthalte an den Universitäten Nürnberg-Erlangen und Köln kennengelernt hatte.
Die so aus der Kenntnis und Verbindung beider Rechtsordnungen entstandenen Fachbeiträge haben nicht nur die wissenschaftliche Diskussion unter den japanischen Strafrechtswissenschaftlern erheblich befruchtet, sondern sind auch bereits in die Gesetzgebung des Landes eingegangen.
Als Kenner des japanischen und des deutschen Rechts und dank seiner ausgezeichneten deutschen Sprachkenntnisse wird Ida auch immer wieder zu Vorträgen und Veröffentlichungen in Deutschland eingeladen. Für seine Verdienste um den japanisch-deutschen Wissenschaftsaustausch wurde Ida bereits mehrfach ausgezeichnet, so im Jahr 2006 mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH).
Wolfgang Schamoni gilt nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa als einer der führenden Forscher und akademischen Lehrer auf dem Gebiet der modernen japanischen Literatur. 1942 geboren, kam Schamoni 1966 als erster Austauschstudent des Japanologischen Seminars der Bonner Universität zum ersten Mal nach Japan – zu einem insgesamt zweijährigen Studien- und Forschungsaufenthalt, der seinen weiteren Werdegang entscheidend prägte.
Von 1985 an baute Schamoni das Japanologische Seminar an der Universität Heidelberg auf, das er bis zu seiner Emeritierung 2007 leitete. Vor allem mit seinen zahlreichen Studien und seinen stilbildenden Übersetzungen zur japanischen Literatur und Ideengeschichte von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum späten 20. Jahrhundert hat er diesen Themen in Deutschland erst ein Forum geschaffen.
Über das fachwissenschaftliche Publikum hinaus ermöglichten seine Arbeiten auch der interessierten Öffentlichkeit tiefere Einblicke in das kulturelle und geistige Leben des modernen Japan. Dabei verband Schamoni stets große philologische Akribie mit einem scharfen Blick für historische, kulturelle und soziale Zusammenhänge und mit – nicht zuletzt an sich gerichteten – hohen Ansprüchen an einen respektvollen Umgang mit der Literatur und Kultur des anderen Landes.
Damit wurde er auch für viele japanische Wissenschaftler und Intellektuelle ein gefragter Gesprächspartner. Welch hohe Wertschätzung Schamoni in Japan genießt, zeigte sich 2005, als ihm der Orden der Aufgehenden Sonne mit Goldenen Strahlen am Halsband verliehen wurde. Seinen vielfältigen Einsatz für die geistige und kulturelle Vermittlung zwischen beiden Ländern setzt Schamoni auch nach seiner Emeritierung vor zwei Jahren fort.
Der Eugen und Ilse Seibold-Preis wird seit 1997 alle zwei Jahre von der DFG an japanische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. Ausgezeichnet wird jeweils eine Persönlichkeit aus Japan und Deutschland. Die Preise werden für besondere Leistungen auf allen Wissenschaftsgebieten verliehen, jedoch im Turnus wechselnd zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften, einschließlich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, und den Naturwissenschaften, einschließlich Biowissenschaften und Medizin.
Die Mittel für den Preis stammen aus einem von Eugen und Ilse Seibold gestifteten Fonds. Der Meeresgeologe Professor Eugen Seibold wurde 1994 gemeinsam mit dem amerikanischen Umweltschützer Lester Brown mit dem „Blue Planet Prize“ der japanischen Asahi Glas-Stiftung, dem mit 400 000 Euro weltweit höchstdotierten Umweltpreis, ausgezeichnet.
Von dem Preisgeld haben Eugen Seibold, der von 1980 bis 1985 Präsident der DFG war, und seine Frau Dr. Ilse Seibold der DFG 150 000 Euro zur Begründung eines Fonds gestiftet. Die Erträge des „Eugen und Ilse Seibold-Fonds“ dienen der Förderung der Wissenschaft und der Verständigung zwischen Deutschland und Japan.
Die Preisverleihung findet am 6. Mai 2009 um 17 Uhr in der Bonner Redoute statt.
Weitere Informationen zu den Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich unter:
www.dfg.de/aktuelles_presse/preise/seibold_preis/index.html
Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Ina Sauer, Bereich Gremien, Tel. +49 228 885-2724,
Ina.Sauer@dfg.de
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