Higgs-Entdeckung ausgezeichnet
Nun wurde diese Entdeckung mit dem renommierten „High Energy and Particle Physics Prize“ der Europäischen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am Montag, 22.7.2013, in Stockholm im Rahmen der „International Europhysics Conference on High Energy Physics“ statt.
Prof. Karl Jakobs (Universität Freiburg), Sprecher der deutschen Gruppen im ATLAS-Experiment: „Wir sind sehr glücklich über die Anerkennung dieser Entdeckung. Mit diesem Preis werden zeitnah die Leistungen der Sprecher der Experimente und der vielen Physiker und Ingenieure, die an dieser Entdeckung Anteil haben, gewürdigt. Jetzt richtet sich unser Blick wieder nach vorne, auf das was noch geschehen könnte, wenn der LHC 2015 mit nochmals verbesserter Leistung wieder in Betrieb gehen wird.“
Vor 50 Jahren noch steckte die Teilchenphysik in einer Sackgasse. Man hatte eine überzeugende Theorie entwickelt, die das Verhalten der Elementarteilchen – der kleinsten Bausteine der Welt – in nahezu allen Aspekten erfolgreich vorhersagte. Doch die Theorie hatte einen eklatanten Fehler:
Sie behauptete, dass alle Materie masselos sein müsse. Da hatten Peter Higgs und einige Kollegen 1964 eine rettende Idee. Sie erfanden ein Feld und damit verbunden ein neues Teilchen, das den anderen Elementarteilchen eine Masse verleihen sollte, und retteten damit die so erfolgreiche Theorie. Feld und Teilchen wurden später nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannt und nun nach Jahrzehnten des erfolglosen Suchens am LHC entdeckt: eine grandiose Bestätigung einer visionären Idee.
Deutsche Teilchenphysiker haben an dieser Entdeckung maßgeblichen Anteil. Sie sind seit Beginn der Planung des LHC-Projekts vor über 20 Jahren beteiligt. Sie haben die Technologien mitentwickelt, Teile der riesigen Detektoren gebaut und schließlich zur Auswertung der Daten, die den Nachweis des Higgs-Teilchens erbrachte, wesentlich beigetragen. Forschergruppen an 16 Universitäten, dem Max-Planck-Institut für Physik in München und den beiden Helmholtz-Forschungszentren DESY und KIT arbeiten gemeinsam an den beiden Experimenten. Sie werden insbesondere durch die BMBF-Forschungsschwerpunkte FSP-101 (ATLAS) und FSP-102 (CMS) im Rahmen der Verbundforschung gefördert. Zusammen arbeiten mehr als 700 deutsche Wissenschaftler an den beiden Experimenten, davon etwa 400 Nachwuchswissenschaftler.
Der LHC ist ein europäisches Projekt. Auch Deutschland hätte nicht genügend Möglichkeiten, ein solches Projekt im Alleingang durchzuführen. Erst durch die Bündelung von Ressourcen aus ganz Europa wurde das LHC-Projekt möglich. Hierzu Prof. Achim Stahl (RWTH Aachen University), Sprecher der deutschen CMS-Gruppen: „Der LHC ist eine Erfolgsgeschichte europäischer Integration. Durch die enge Zusammenarbeit am europäischen Forschungszentrum CERN in Genf hat Europa den Sprung an die Weltspitze geschafft und wird nun dafür ausgezeichnet.“
Kontakt:
Forschungsschwerpunkt 101, Physik an der Teraskala mit ATLAS am LHC, http://www.fsp101-atlas.de, Kontakt: Prof. Karl Jakobs, Universität Freiburg, Physikalisches Institut, Hermann-Herder-Str. 3, D-79104 Freiburg, karl.jakobs@uni-freiburg.de, 0170 5208910
Forschungsschwerpunkt 102, Elementarteilchenphysik mit dem CMS-Experiment, http://www.fsp102-cms.de, Kontakt: Prof. Achim Stahl, RWTH Aachen University, III. Physikalisches Institut, D-52074 Aachen, achim.stahl@rwth-aachen.de, 0172 5761500
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