Körpereigene Killer gegen Krebs einsetzen – LMU-Medizinerin erhält Georg Heberer Award 2010
Die Oberärztin und Nachwuchswissenschaftlerin erhielt die Auszeichnung für einen innovativen Ansatz zur Krebstherapie. Ziel ist hier, die angeborene Immunabwehr des Patienten mit Hilfe synthetisch hergestellter Moleküle zu stimulieren, um die Tumorerkrankung zu bekämpfen.
Vor allem in Kombination mit einer chirurgischen Entfernung der Geschwulst könnte diese Strategie die Effizienz der Therapie beträchtlich steigern. Tatsächlich hat die in der Fachzeitschrift „Journal of Immunology“ erschienene Arbeit im TumormodellTiermodell gezeigt, dass der von Bourquin und ihrem Team entwickelte Ansatz das Tumorwachstumden Fortschritt einer Krebserkrankung hemmen kann.
Zu den Hauptaufgaben des angeborenen Immunsystems gehört es, bei einer drohenden Infektion Alarm zu schlagen und die Körperabwehr gegen die eingedrungenen Erreger zu mobilisieren. Zum Spektrum der ausgelösten Immunantworten gehört auch die Aktivierung natürlicher Killerzellen (NK-Zellen), die infizierte Zellen attackieren – aber auch Krebszellen eliminieren können. Die neuartige Therapie zielt darauf ab, diese natürlichen Abwehrmechanismen gezielt im Kampf gegen Tumorzellen zu nutzen. Das Team um Bourquin setzt dabei auf synthetisch hergestellte, kurze Moleküle aus RNA, eine dem Erbmolekül verwandte Nukleinsäure. Mit Erfolg: Erstmals gelang der Nachweis, dass diese Oligonukleotide NK-Zellen dazu anregen, Tumorzellen zu erkennen und zu eliminieren. Die Studie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Immuntherapie bei Krebserkrankungen.
Carole Bourqin wurde 1970 in Genf geboren, wo sie auch von 1988 bis 1995 Medizin studierte. 2002 kam sie als Assistenzärztin an das Klinikum der LMU München. 2008 legte Bourquin ihre Prüfung zur Fachärztin für KlinischeKlinikische Pharmakologie ab. Ein Jahr später folgte die erfolgreich abgelegte Prüfung zur FachimmunologinFachärztin für Immunologie sowie ihre Habilitation in Klinischer Pharmakologie. Bourquin ist seit mehr als zehn Jahren experimentell und klinisch auf dem Gebiet der Immuntherapie tätig und leitet nun eine Forschungsgruppe in der Klinischen Pharmakologie. Ihre Arbeit wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bayerischen ImmuntherapieImmunterhapie-Netzwerk gefördert.
Über den Heberer Award
Im Jahr 2000 wurde erstmals an der LMU der nach dem Chirurgen Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Heberer (1920 – 1999) benannte Georg Heberer Award der US-amerikanischen Chiles Foundation verliehen. Prof. Dr. Heberer war bis 1989 Ordinarius für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik am Klinikum Großhadern. Er beeindruckte als akademischer Lehrer und Forscher durch sein universelles Wirken und genoss als Chirurg große internationale Anerkennung. Mit der jährlichen Preisverleihung soll die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen auf dem Gebiet der Chirurgie gefördert werden.
Gestiftet wird der Preis von der seit über 50 Jahren bestehenden Chiles Foundation, die die medizinische Forschung vor allem auf dem Gebiet der Krebsforschung unterstützt. Die Stiftung unterhält große Institute an der Boston University und der Stanford University sowie das Krebsforschungszentrum „Earle A. Chiles Research Institute“ am Providence Medical Center in Portland, Oregon. Seit 1986 wird ein intensiver wissenschaftlicher Austausch zwischen der Chirurgischen Klinik des Klinikums der Universität München und der Harvard Medical School sowie der Oregon Health & Science University gepflegt. Begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der LMU sollen mit der Verleihung des großzügig dotierten Georg Heberer Awards unterstützt und ermuntert werden, ihre wissenschaftlichen Projekte im Rahmen internationaler Kooperationen an ihren Heimathochschulen weiterzuführen.
Aufgrund des herausragenden Engagements der Chiles Foundation und des persönlichen Einsatzes ihres Präsidenten Dr. h.c. mult. Earle M. Chiles wurde ihm beim heutigen Stiftungsfest die Ehrenbürgerwürde der LMU verliehen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Rudolf A. Hatz
Chirurgische Klinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München
Tel.: 089 / 7095 – 3511
Fax: 089 / 7095 – 3508
E-Mail: Rudolf.Hatz@med.uni-muenchen.de
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