Produktentwicklung für jedermann

Jeder kann heute im kleinen Rahmen produzieren wie die großen Hersteller: Werkzeugmaschinen für den Heimgebrauch, FabLabs zur allgemeinen Nutzung von Werkzeugmaschinen und 3D-Drucker machen es möglich. Als Datengrundlage steht im Internet eine Fülle frei verfügbarer digitaler Produktmodelle zur Verfügung.

Das Erstellen und Teilen dieser Modelle entspringt dem „Open Source Design“-Gedanken. Die Bewegung verbindet Freizeit-Produktgestalter, Start-ups und etablierte Unternehmen weltweit, die Produktmodelle erstellen und kostenlos zur Nutzung anbieten.

„Was jedoch fehlt, sind IT-Werkzeuge und Methoden, die helfen, die informellen Strukturen der gemeinsamen Produktentwicklung zu organisieren“, erklärt Dr. Jérémy Bonvoisin, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat.

Solange keine kommunikationstechnischen Grundlagen für die dezentrale Zusammenarbeit mit freier Zeiteinteilung bestehen, richten sich die Modelle nur nach den Kenntnissen und Fähigkeiten einzelner Akteure. Das große Potenzial der Open-Source-Bewegung bleibt so ungenutzt; die Modelle beschränken sich auf einfache Produkte, oft von geringer Qualität.

Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt OPEN! will Abhilfe schaffen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Fachgebiet Industrielle Informationstechnik und Qualitätswissenschaft der TU Berlin werden eine Open-Design-Plattform entwickeln, die das Wissen und die Fähigkeiten einzelner Akteure strukturiert verbinden und organisieren soll.

OPEN! wird ab 2016 von der DFG und ANR mit insgesamt rund 780.000 Euro gefördert. In den kommenden drei Jahren arbeitet das Forscherteam – ein multidisziplinäres Konsortium aus sechs öffentlichen wissenschaftlichen Instituten und Unternehmern – daran, das „Open Source Design“-Paradigma und seine Entstehungsgeschichte wissenschaftlich zu beschreiben.

Methoden zur kollaborativen Produktentwicklung, die in der Industrie bereits etabliert sind, werden für den Open-Source-Bereich angepasst sowie erweitert und schließlich in den Prototyp einer Online-Plattform implementiert. „OPEN! soll die Produktentwicklung für und von jedermann vorantreiben“, erzählt Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark, Leiter des Fachgebiets für Industrielle Informationstechnik und deutscher Projektleiter.

„Wir hoffen außerdem auf einen Impuls für die Bewegung ähnlich der Weiterentwicklung im Bereich der Open-Source-Software – aus der Garage leidenschaftlicher Open-Source-Enthusiasten hin zu einem erfolgreichen Milliardengeschäft.“

Bei alledem geht es auch um die Frage, wie ein Geschäftsmodell für Wissensverbreitung die Bewegung langfristig beleben und professionalisieren kann und doch dem Anspruch gerecht wird, allen Menschen einen kostenfreien und unkomplizierten Zugang zu Informationen zu ermöglichen.

Projektpartner:
Université de Grenoble (Institute G-SCOP und CERAG), Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (Berlin), Raidlight SAS, OpenIT Agency, P2PLab und Open Source Ecology.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Jérémy Bonvoisin
Technische Universität Berlin
Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb – IWF
Fachgebiet Industrielle Informationstechnik
E-Mail: jeremy.bonvoisin@tu-berlin.de
Tel.: +49 (0)30 39006 358

www.tu-berlin.de

Media Contact

Stefanie Terp idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wirkstoff-Forschung: Die Struktur von Nano-Genfähren entschlüsseln

LMU-Forschende haben untersucht, wie sich kationische Polymere beim Transport von RNA-Medikamenten auf molekularer Ebene organisieren. Kationische Polymere sind ein vielversprechendes Werkzeug für den Transport von RNA-Therapeutika oder RNA-Impfstoffen und werden…

Entwicklung klimaneutraler Baustoffe

…aus biogenen Materialien unter Einsatz phototropher Mikroorganismen. Das Fraunhofer-Institut FEP in Dresden bietet skalierbare Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, um technologische Innovationen auf neue Produktionsprozesse anzuwenden. Angesichts der steigenden Nachfrage nach klimaneutralen…

Optimiertes Notfallmanagement dank App

Wie die eGENA-App bei Notfällen in der Anästhesie hilft. Mit der eGENA-App hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ein digitales Werkzeug geschaffen, das den Klinikalltag bei…