Vibroakustische Metamaterialen
Fraunhofer LBF erhält erneut INNOspace Masters-Preis.
Hohe Kosten für Starts und knappe Ladekapazität in der Raumfahrt machen einen konsequenten Einsatz von Leichtbaumaßnahmen notwendig. Dabei entstehen oft Schwingungsprobleme. Vibroakustische Metamaterialien (VAMM) stellen eine neue Maßnahme zur Minderung von Schwingungen dar und bieten Vorteile in der Beeinflussung des Schwingungsverhaltens gegenüber konventionellen Maßnahmen. Forschende aus dem Fraunhofer LBF haben mit VAMM diverse Schwingungsminderungsmaßnahmen für Satelliten und Raketenteile entwickelt. Am Mittwoch, 12. Juli 2023, wurde die VAMM-Technologie als »beste eingereichte Idee einer Forschungseinrichtung oder Universität seit Beginn des INNOspace Masters Wettbewerbs« ausgezeichnet.
INNOspace Masters-Preis für vibroakustische Metamaterialien aus dem Fraunhofer LBF (c) Fraunhofer LBF
Satellitenstrukturen werden in der Regel aus leichten Aluminium-Sandwichplatten mit einem Wabenkern zusammengesetzt. Im Betrieb lösen Aggregate wie Reaktionsräder und Kryokühler, Mikroschwingungen aus, die Störungen an optischen Instrumenten verursachen. Um diese Mikroschwingungen zu minimieren, haben Forschende aus dem Fraunhofer LBF vibroakustische Metamaterialien (VAMM) entwickelt, die das dynamische Verhalten von Satellitenkonstruktionen drastisch verbessern.
»Wir freuen uns über die erneute Auszeichnung und sind stolz, dass unsere Technologie hier zum Einsatz kommen kann«, so Projektleiter Heiko Atzrodt, verantwortlich für die Abteilung Strukturdynamik und Schwingungstechnik im Fraunhofer LBF.
Innovationen aus Darmstadt für nachhaltige Infrastrukturen im Weltraum und auf der Erde!
Alles begann mit der Bewerbung zu den INNOspace Maters für 2017/2018. Nach der ersten Auszeichnung konnten die Fraunhofer-Forschenden mit den Projektpartnern MT Aerospace und OHB-System AG drei Weltraumdemonstratoren bauen. Dabei wurden die Belastungen beim Start von Trägerraketen berücksichtigt und die Weltraumtauglichkeit der Materialien aufgezeigt. Die Forschungsergebnisse von »Silent Running« zeigten, dass der Einsatz von vibroakustischen Metamaterialien im Weltraum realisierbar ist und dass die Technologie neue Möglichkeiten für Leichtbau und Schwingungsreduktion bietet. »‘Silent Running‘ war der Start für Metamaterialien am LBF und hat den Grundstein gelegt für sechs weitere Forschungsprojekte in den Bereichen Automotive, Luftfahrt und dem Bauwesen« erläutert Dr. Moritz Hülsebrock, wissenschaftlicher Mitarbeiter und verantwortlich für die Entwicklung numerischer Methoden zur Auslegung und Optimierung von VAMM am Fraunhofer LBF.
Hohes Potenzial: vibroakustische Metamaterialien
Mit Metamaterialien wird ein in der Natur nicht auftretendes Materialverhalten erzeugt. Neben optischen und elektromagnetischen Metamaterialien werden spezielle Formen von Metamaterialien auch zur Lärm- und Schwingungsminderung eingesetzt. Sie vereinen die Vorteile von aktiver und passiver Schwingungsminderung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Fraunhofer LBF haben konzeptionelle und numerische Entwurfsstrategien entwickelt und experimentell validiert. Mit der neuen Technologie konnten Schwingungsreduktionen von bis zu 40 Dezibel (dB) erreicht werden.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Heiko Atzrodt, heiko.atzrodt@lbf.fraunhofer.de
Originalpublikation:
https://www.lbf.fraunhofer.de/de/projekte/vibroakustische-metamaterialien-schwin… Mehr Informationen zur VAMM-Technologie
Weitere Informationen:
http://www.innospace-masters.de/silent-running-intrinsic-structural-vibration-re… Mehr Informationen zur Auszeichnung
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…