Wie uns Bakterien schützen oder schaden

Ein Raum im MHH-Institut für Versuchstierkunde, in dem Mäuse gehalten werden, die keine oder nur ganz bestimmte Darmbakterien haben. Foto: MHH/Kaiser

Hundert Billionen Bakterien leben im Darm eines Menschen – es handelt sich um ein äußerst komplexes mikrobielles Ökosystem, das die Gesundheit beeinflusst und bei zahlreichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt – beispielsweise bei entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn.

Die Wechselwirkungen zwischen diesen Mikroorganismen und Immunfunktionen sowie genetischer Veranlagung des Menschen stehen Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms 1656 „Intestinale Mikrobiota“.

Im Rahmen dieses Programms werden die Forscher der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) nun mehr als 1,3 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) weiter unterstützt. Das Programm fördert die DFG seit 2013. Es nehmen 22 Arbeitsgruppen aus 17 Standorten in Deutschland teil – koordiniert von der Technischen Universität München und der Eberhard Karls Universität Tübingen.

1,1 Million Euro erhält Professor André Bleich, PhD. „Bei der Vielzahl an Darmbakterien ist es schwer zu erkennen, welche Bakterien wie mit dem Darm interagieren. Deswegen brauchen wir Forscher keimfreie Mausmodelle, die mit einzelnen Bakterienarten kolonialisiert werden können“, sagt der Leiter des MHH-Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums. Sein Team züchtet solche Tiere für die Wissenschaftler des Schwerpunkprogramms, führt aber auch Experimente durch und bietet Kurse zum Umgang mit den Tieren an.

233.800 Euro bekommt Professor Dr. Guntram Graßl. „Wir untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota mit darmpathogenen Krankheitserregern wie Salmonellen. Denn die Zusammensetzung der Mikrobiota ist entscheidend dafür, ob Salmonellen krank machen. „Wenn bestimmte Zucker auf der Oberfläche der Darmschleimhaut fehlen, verändert sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und das führt zu erhöhter Resistenz des Wirts gegenüber Samonellen“, berichtet der Forscher des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene.

Die veränderte Mikrobiota und damit die Resistenz gegenüber der Infektion könne man mittels Stuhltransplantation auf andere Mäuse übertragen. Seine Professur wird über das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert.

Ebenfalls weiter am Schwerpunktprogramm 1656 mitarbeiten werden die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Sebastian Suerbaum und Profesorin Dr. Christine Josenhans vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene mit Fördermitteln von 311.000 Euro. Ihr Projekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Mikrobiota des Darms und dem pathogenen Bakterium Helicobacter hepaticus. Dieser Verwandte des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori löst bei Mäusen entzündliche Darmerkrankungen aus, deren Schwere entscheidend von der Zusammensetzung der Mikrobiota abhängt.

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.intestinal-microbiota.de und bei Professor Dr. André Bleich, bleich.andre@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6567, Professor Dr. Guntram Graßl, grassl.guntram@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4540, Professor Dr. Sebastian Suerbaum, suerbaum.sebastian@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6769 und Professorin Dr. Christine Josenhans, josenhans.christine@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4348.

Media Contact

Stefan Zorn idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wegweisend für die Diagnostik

Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…

Rotorblätter wiederverwenden

h_da-Team als „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet. Rotorblätter von Windkraftanlagen wiederverwenden statt zu entsorgen: Das „Creative Lab rethink*rotor“ am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, dass sich hieraus Schallschutzwände…

Weltweit erstes Zentrum für Solarbatterien

Strategische Partnerschaft zur Optoionik von TUM und Max-Planck-Gesellschaft. Energie von Sonnenlicht direkt elektrochemisch speichern Optoionik als Querschnittswissenschaft zwischen Optoelektronik und Festkörperionik Bayern als internationaler als Innovationsführer bei solarer Energiespeicherung Das…