Vorstellung auf Hannover Messe: Hubwagen mit Köpfchen erleichtert Arbeit im Wareneingang

Zählen, prüfen, Listen vergleichen und Posten abhaken: Sind die 20 Blumenkohlköpfe auf der Palette, die bestellten Babywindeln und die Pakete mit den Zahnpastatuben? Geht es nach den Vorstellungen der Forscher des Bremer Instituts für Produktion und Logistik GmbH (BIBA) an der Universität Bremen, gibt hier demnächst im Wareneingang des Supermarktes der „Intelligenter Hubwagen“ schnell und zuverlässig Auskunft.

Er prüft das Gewicht der Sendung vom Großhändler und die wesentlichen Merkmale der gelieferten Ladung. Vorgestellt wird die Entwicklung erstmals während der Hannover Messe vom 21. bis 25. April (Halle 16, Stand E16).

Schlicht, pfiffig und einfach zu bedienen: Angetan von der Idee und der Umsetzung präsentiert die Bremer Investitions-Gesellschaft mbH das neue Produkt nun auf dem Bremer Messestand. Es ist ein handelsüblicher Hubwagen, wie er in jedem größeren Supermarkt zu finden ist.

Ausgestattet mit einer Waage, vier Antennen, einem RFID (Radio Frequency Identification)-Leser, einem kleinen Rechner mit Flachbildschirm und einem speziellen Computer-Programm wird er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Wareneingang jedoch zu einer mitdenkenden Hilfe. So wird die Arbeit leichter, denn was heute alles noch mühsam und zeitraubend Position für Position einzeln manuell abgeglichen werden muss, kann künftig der Hubwagen erledigen.

Der „Intelligente Hubwagen“ entstand in einer Kooperationsarbeit zwischen dem BIBA und dem LogDynamics Lab. Die Entwicklung basiert auf Erkenntnissen aus dem Sonderforschungsbereichs 637 „Selbststeuerung logistischer Prozesse – ein Paradigmenwechsel und seine Grenzen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Bremen.

„Heutige Steuerungssysteme können nur selten optimal arbeiten, denn die Material- und Informationsflüsse laufen häufig getrennt ab“, sagt Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter, BIBA-Geschäftsführer, Sprecher des SFB 637 und Leiter des Fachgebietes „Planung und Steuerung produktionstechnischer Systeme“ am Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen.

„Noch immer sind zahlreiche logistische Prozesse isoliert. Sie sind noch nicht miteinander verknüpft und synchronisiert, und so können sie der großen Dynamik in den logistischen Abläufe auch noch nicht gerecht werden“, erklärt Scholz-Reiter. Daraus ergebe sich ein großes Optimierungspotenzial, weiß er aus seinen Forschungen. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien eröffneten hier vielfältige, neue Möglichkeiten.

„Wenn die Waren Informationen über sich selbst und über ihre Ziele mitbringen – zum Beispiel in dem Speicher eines RFID-Tags, der die produktbezogenen Daten enthält, und dieser Tag dann mit einem Transportsystem kommuniziert, könnten unter anderem auch dezentral Entscheidungen über die Wege der Waren getroffen werden“, erklärt BIBA-Wissenschaftler Dipl.-Inf. Jakub Piotrowski. Gemeinsam mit Xi Kong und Christian Zabel, zwei Studierenden der Universität Bremen, hat er den „Intelligenten Hubwagen“ entwickelt.

„Der Warenfluss könnte dann selbstständig auf Störungen im Transportsystem oder in den Bearbeitungsstationen reagieren“, sagt er. In Simulationsstudien und Laboraufbauten seien die Vorteile einer solchen Selbststeuerung bereits gezeigt worden. Einer der in diesem Zusammenhang entwickelten Prototypen ist dieser mitdenkende Hubwagen, der nun das Forschungslabor verlassen und der Industrie vorgestellt werden soll.

„Das System sollte leicht zu handhaben und auch kostengünstig sein“, sagt Piotrowski. Wichtig ist die Identifizierung und Überprüfung des Gesamtgewichts einer Palette. Dazu muss die Palette mit einem RFID-Transponder ausgestattet sein. Dieses zirka drei mal sechs Zentimeter große und rund vier Millimeter starke, technische Bauteil hat einen Speicher, der vom Lieferanten mit Daten zu den Waren beschrieben und statt der heute noch üblichen, langen Papierlisten an die Warenpalette geklebt wird.

Das System am Hubwagen im Supermarkt nimmt die Daten der gelieferten Ware über seinen Antennen auf, liest sie in seinen Rechner ein und vergleicht sie dort mit dem, was bestellt worden ist. Die Informationen dazu sind zuvor vom Empfänger der Ware in das Hubwagensystem eingelesen worden. Gibt es eine Differenz zwischen bestellter und gelieferter Ware, erkennt der Hubwagen das und zeigt es am Bildschirm an. So kann zum Beispiel fehlende Ware unverzüglich und ohne aufwändiges Zählen und Abgleichen langer Papierlisten nachgeordert werden.

Ihre Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter (Geschäftsführer des BIBA)
Telefon: 0421 218-55 76, E-Mail: bsr@biba.uni-bremen.de
Dipl.-Inf. Jakub Piotrowski (Projektleiter im BIBA)
Telefon: 0421 218-56 45 oder 0160 97 99 25 09, E-Mail: pio@biba.uni-bremen.de

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Sabine Nollmann idw

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