HANNOVER MESSE präsentiert durchgängige Ethernet-Vernetzung
Neue Sonderveranstaltung „Automation IT“ in der Halle 17
Noch ist das Ethernet weit davon entfernt, als einzige Datenautobahn gesamte Unternehmen zu durchziehen – einschließlich der automatisierten Produktion. Doch das Industrial Ethernet legt vehement zu und weckt bei technologischen Trendsettern die Begehrlichkeit einer allumfassenden Vernetzung. Einen Blick in die Zukunft gewährt die neue Sonderveranstaltung „Automation IT“ im Rahmen der HANNOVER MESSE 2006 (24. bis 28. April). Gemeinsam mit Cisco Systems GmbH und HARTING KGaA präsentiert die Deutsche Messe AG durchgängige Ethernet-Vernetzung.
Wie so oft, wenn es um das Setzen von technologischen Marksteinen geht, ist die Automobilindustrie mit im Boot. So auch bei der Forderung, durchgängige IT-Lösungen zu schaffen, die es erlauben, Daten leicht zwischen der Produktions- und der Business-Ebene auszutauschen – bidirektional natürlich. Dabei sprechen die Automobilisten von Shop Floor to Top Floor.
Dass der Einzug der Ethernet-Technologie keine Revolution darstellt, sondern eine Evolution, macht auch Christian Schwaiger, Manager Business Development bei Cisco Systems GmbH, deutlich: „Der Übergang von einer heterogenen Netzwerktechnik auf eine homogene Ethernet-Lösung erfordert in jedem Fall eine längerfristige Migrationsstrategie, da es nicht möglich ist, all die bestehenden Systeme in einer produktionsfreien Schicht auf eine neue Technologie umzustellen.“
Gleichermaßen wird es meist kaum ratsam sein, bestehende Anlagen komplett in einem Schritt auf Ethernet-Technologie umzurüsten. Hier sieht Schwaiger eher die Einbindung bestehender Produktionssysteme – mit all ihren Bus- und Steuerungssystemen – in eine neu entstehende Infrastruktur kommen. Über Knotenpunkte könnten nach und nach bestehende Anlagen in die neue Ethernet-Topologie eingebunden werden, bis schließlich alle Systeme auf Ethernet migriert wurden.
Dafür bietet der Markt heute schon gemanagte und ungemanagte Switches – wobei die standardkonformen Geräte mehrerer Hersteller leicht gegeneinander ausgetauscht werden können. Auf diese Unabhängigkeit legt nicht nur die Automobilindustrie Wert, sondern auch die zahlreichen Systemhäuser, die sich im Umfeld der Produktionsautomatisierung angesiedelt haben.
Sucht man nach den Hintergründen, warum viele Automatisierungsspezialisten auf die Ethernet-Technologie setzen (mit Ring- oder Linientopologie), kommt schnell der „Faktor Mensch“ ins Spiel. So bringen die jungen Ingenieure das Ethernet-Wissen von den Hochschulen mit und können damit virtuos umgehen. Außerdem besteht breites Ethernet-Wissen in den heute bestehenden IT-Abteilungen. Blieben nun alle heute bekannten Bus- und Netzwerksysteme langfristig bestehen, müsste auch die Mitarbeiterqualifikation mehrgleisig fortgeführt werden.
Themenstand fürs Upgrading des Wissens
Den weitaus wichtigsten Grund für ein Umsteigen in der Netzwerktechnik sieht Christian Schwaiger allerdings darin, dass das Ethernet dem Zusammenwirken der Business-IT mit den Automatisierungssystemen neue Möglichkeiten eröffnet. Schwaiger: „Die Kommunikation mit Zulieferern oder Wiederverkäufern kann mithilfe des Industrial Ethernet bis in die Fabrikhallen hinein erweitert werden, da es künftig nur eine Frage der Legitimation ist, ob externe Partner in die Prozesse hineinschauen dürfen oder nicht.“ Technologische Barrieren, die nur über aufwändige Interfaces überwunden werden können, soll es hingegen nicht mehr geben. Schwaiger fügt hinzu, „dass sich dadurch auch die Visibilität der Prozesse verbessert, da die gesamte Wertschöpfungskette sehr leicht für alle Prozessbeteiligten transparent gemacht werden kann. Ein zentrales Ziel der Anwender ist, die Total Costs of Ownership (TCO) zu senken, wozu durchgängige Ethernet-Lösungen erheblich beitragen können“.
Zugleich tritt er Befürchtungen entgegen, das Industrial Ethernet würde die Inbetriebnahme neuer Anlagen erschweren. Schon heute gäbe es vorkonfigurierte Switches, die völlig problemlos in bestehende Anlagen integriert werden können. „Hinzu kommen Switches, die einen herausnehmbaren Speicher enthalten, der beim Austausch eines Gerätes in ein baugleiches Ersatzgerät verpflanzt werden kann“, so Schwaiger. Damit sei es möglich, Switches im Fall einer Störung minutenschnell und ohne Konfigurationsaufwand zu ersetzen.
Natürlich wird keine neue Technik nur mit Beifall aufgenommen. So sehen sich die Vorreiter des Industrial Ethernet seit Jahren der Kritik ausgesetzt, allein die Steckverbindungen würden nicht hinreichend den rauen Einsatzbedingungen in industriellen Prozessen gerecht. Auch in diesem Punkt wird die Sonderveranstaltung Automation IT im Rahmen der HANNOVER MESSE 2006 die Zweifler eines Besseren belehren. Zumal mit Harting ein Unternehmen gefunden wurde, das bekannt ist für industrietaugliche Steckverbindungen. Wenngleich noch nicht alle Anforderungen umgesetzt sind, die die neue Technologie an die Verbindungstechnik stellt, verfügt Harting bereits jetzt über ein breites Programm an industrietauglichen Steckverbindern – sowohl für die Automation Devices als auch für die IT Devices. Dass diese Steckverbinder auch in hohen Schutzklassen zur Verfügung stehen, ist ein klares Indiz für das Vorrücken der Ethernet-Technologie in die Shop Floors. Wulf Padecken, Pressesprecher von Harting, stellt in diesem Zusammenhang fest: „Für uns stellen neue Systemlösungen für die drei Lebensadern der Automatisierung – im Bereich Connectivity sowie auch bei Netzwerken – das Rückgrat der zukünftigen Automatisierung dar.“ Zugleich betont Padecken, dass sich Harting weit über Steckverbindungen hinaus auch im Markt der Ethernet-Switches einen Namen gemacht hat.
Ängste hinsichtlich der Sicherheit und einer angeblich übergroßen Komplexität weist Schwaiger zurück: „Gute IT-Experten sind in der Lage, mithilfe entsprechender Sicherheitsarchitekturen das Eindringen von Hackern, Viren usw. ins Intranet eines Unternehmens zu verhindern. Außerdem müssen Daten vor internem Missbrauch und internen Angriffen – absichtlich oder versehentlich – geschützt werden. Und dass die Komplexität riesiger Netzwerke sehr gut beherrscht wird, führt einem das Internet täglich vor Augen. Trotz mehrerer hundert Millionen Teilnehmer läuft es so stabil, dass seine Kritiker langsam, aber sicher verstummen.“
Über die Steckverbindungen hinaus müssen natürlich auch Switches und andere Komponenten förmlich gepanzert sein. So gesehen verwundert es nicht, wenn die Industrial Ethernet Switches von Cisco gefeit sind gegen Stöße, Hitze, Kälte und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Denn nur so lässt sich die hohe Verfügbarkeit erreichen, ohne die insbesondere in der Automobilindustrie gar nichts geht. Die Sonderveranstaltung in der Halle 17 stellt jedenfalls eine gute Gelegenheit dar, mit diesem Thema auf Tuchfühlung zu gehen oder zu bleiben.
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