Kinobrille blendet Untertitel ein
Spezialbrillen machen künftig das Kino für Gehörlose und Hörgeschädigte weitaus attraktiver. Ein Konzept, bei dem Untertitel per Funk an Brillen gesendet werden, will Sony ab 2012 in englischen Kinos einführen.
Die Tiefe der Brillen-Untertitel lässt sich so einstellen, dass diese für den Betrachter mit der Ebene der Leinwand übereinstimmen, wodurch der Übergang beinahe nahtlos ist. Der Entwicklung wird von seinen Entwicklern hohes Potenzial beigemessen – hat doch jeder sechste Mensch Probleme mit dem Gehör.
Verdeckte Untertitel
“In den USA wurde die Brille in Testphasen bereits überaus positiv aufgenommen”, berichtet Christian Vogler, Experte für Gehörlosentechnik an der Washingtoner Gallaudet University http://www.gallaudet.edu , im pressetext-Interview. Auch ein flächendeckender Einsatz stehe bevor, seit sich die Kinokette Regal http://www.regmovies.com im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung nach einer Klage dazu verpflichtet hat. “Die Voraussetzungen für die Brille – digitale Projektion und Untertitel-Ausstattung der Filme durch den Verleiher – sind im US-Kino ohnehin Standard.”
Als entscheidenden Vorteil der Brille sieht Vogler, dass sie verdeckte Untertitel erlaubt. “Diese sind bequem zu lesen, ohne dass dabei andere Zuseher, die keine Untertitel sehen möchten, gestört werden”, so der Experte. Die neue Brille dürfte bessere Chancen haben als ihr Vorgänger “Rearview Captioning”, der sich aufgrund von Blickwinkel-Problemen nicht durchsetzte. Offene Filmuntertitel als weitere Variante sind bei Gehörlosen zwar beliebt, nicht jedoch bei den Kinoketten, die dafür eigene Säle und eigene Vorführzeiten bereitstellen müssen.
Fremdwort Barrierefreiheit
Die heimischen Kinos sind in Sachen Barrierefreiheit im Rückstand. Engagement zeigte hier in vergangenen Jahren die Initiative “deinkino” http://deinkino.de . “Blinden wurde eine Audio-Deskription per Kopfhörer übertragen und für Gehörlose bei bestimmten Vorführungen Untertitel mittels Beamer in den laufenden Film eingeblendet”, berichtet Bernd Schneider vom Portal “Taubenschlag” http://www.taubenschlag.de gegenüber pressetext. Das Vorhaben scheiterte, da die Filmgesellschaften aus Angst vor Raubkopien die Filme nicht vorab für die Untertitelung herausgeben wollten.
Weiterhin unterstützt die Filmförderungsanstalt (FFA) http://www.ffa.de zwar Untertitelkosten, doch wird dies von Filmproduzenten kaum in Anspruch genommen. “Man versucht nun, die Filmförderung an die Bedingung der Untertitelung zu knüpfen, wie dies bereits der Maßnahmenkatalog der UN-Konvention fordert. Bis zur Umsetzung wird jedoch noch einige Zeit vergehen”, so Schneider.
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